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EARLY-Studie:

Frühe Gabe von Aggrenox® ist sicher und wirksam

Nürnberg (24. September 2009) – Nach einem ischämischen Schlaganfall oder einer transitorischen ischämischen Attacke (TIA) ist die frühe Sekundärprävention mit Aggrenox® (Fixkombination aus ASS 25 mg/Dipyridamol retard 200 mg) mindestens so effektiv und sicher wie der Therapiestart mit ASS 100 mg. Dies hat die Studie EARLY1 gezeigt, deren Hauptergebnisse erstmals am 15. September 2009 auf dem 13. Kongress der European Federation of Neurological Societies in Florenz präsentiert wurden.

"Alle Leitlinien empfehlen zur frühen Sekundärprophylaxe nach ischämischem Schlaganfall als Goldstandard die Gabe von ASS", erklärte Prof. Reinhard Dengler, Direktor der Neurologischen Klinik an der Medizinischen Hochschule Hannover und koordinierender Prüfarzt von EARLY. Jetzt gibt es auch wissenschaftlich fundierte Erfahrungen zur frühen Gabe von Aggrenox® nach einem Schlaganfall oder einer TIA. "EARLY ist die erste Studie, die dies systematisch untersucht hat."

An der Studie waren mehr als 250 Prüfärzte aus 46 deutschen Stroke Units beteiligt. "In Deutschland ist die flächendeckende Primärversorgung der Patienten im weltweiten Vergleich am besten gewährleistet", betonte Prof. Dengler. Die Patienten seien innerhalb von 24 Stunden nach dem ischämischen Ereignis in die Studie aufgenommen und behandelt worden.

Die EARLY-Studie folgt dem PROBE-Design (prospective, randomized open blinded end-point) und hatte zwei Behandlungsarme:

  • Zur Aggrenox®-Startgruppe gehörten 283 Patienten, die eine Fixkombination aus ASS 25 mg und Dipyridamol retard 200 mg je zwei Mal täglich von Tag eins bis 90 nach einem ischämischen Schlaganfall oder einer TIA erhielten.
  • Die 260 Patienten der ASS-Startgruppe erhielten ASS 100 mg ein Mal täglich von Tag eins bis sieben, dann von Tag acht bis 90 die Kombinationstherapie ASS 25 mg und Dipyridamol retard 200 mg zwei Mal täglich.

Der primäre Wirksamkeitsendpunkt – der Schweregrad der Behinderung – wurde 90 Tage nach dem ischämischen Ereignis durch eine verblindete telemedizinische Visite mit der modifizierten Rankin Skala (mRS) gemessen. Insgesamt hatten nach 90 Tagen 56,4 Prozent der Patienten, die vom ersten Tag an die Kombinationstherapie erhalten hatten, keine oder nur leichte Behinderungen (mRS 0-1) gegenüber 52,4 Prozent der Patienten der ASS 100-Startgruppe (odds ratio 0.96; 95% CI: 0.65-1.42; p=0.83). Die Ergebnisse der beiden Behandlungsarme waren somit ähnlich.

Beim wichtigsten sekundären Endpunkt, der Kombination aus vaskulärem und nicht-vaskulärem Tod, nicht-tödlichem Schlaganfall, TIA, nicht-tödlichem Myokardinfarkt und Blutungskomplikationen, zeigte EARLY in der Aggrenox®-Startgruppe numerisch weniger Ereignisse als in der Gruppe, die mit ASS 100 mg gestartet war (HR: 0.7; 95% CI: 0.41-1.19; p = 0.19). In der ASS 100-Startgruppe erlitten 38 Patienten (14,6 Prozent) einen der relevanten Endpunkte gegenüber 28 Patienten (9,9 Prozent) der Aggrenox®-Startgruppe. Das relative Risiko für einen relevanten Endpunkt war in der Aggrenox®-Startgruppe 30 Prozent geringer als in der ASS 100-Startgruppe. Besonders deutlich zeigte sich der Unterschied beim Auftreten von nicht-tödlichen Schlaganfällen und TIA. Hier kam es in der ASS 100-Startgruppe zu 32 Ereignissen (12,3 Prozent) gegenüber 20 Ereignissen (7,1 Prozent) in der Gruppe, die mit der Kombinationstherapie begonnen hatte (HR: 0.63; 95% CI: 0.34-1.14; p= 0.12). "Obwohl der Trend zugunsten eines frühen Starts mit Aggrenox® nicht statistisch signifikant ist, sehen wir doch biologische Signale, die auf einen Vorteil hindeuten", erklärte Prof. Dengler. Die Ergebnisse stehen – obwohl nicht statistisch signifikant – im Einklang mit den Ergebnissen der vorangegangenen Studien ESPS-22 und ESPRIT3, die die Kombinationstherapie als sicher, verträglich und einer ASS-Monotherapie als überlegen erwiesen hatten.

Gleichzeitig erwies sich in der EARLY-Studie der Start mit der Kombinationstherapie in Bezug auf Todesfälle und schwere unerwünschte Ereignisse als mindestens so sicher wie der Start mit der ASS-Monotherapie. Bei den Nebenwirkungen kam es in der Gruppe, die mit der Fixkombination gestartet war, vermehrt zu Kopfschmerzen und gastrointestinalen Beschwerden.

"EARLY hat gezeigt, dass der frühe Start der Kombinationstherapie mindestens genau so sicher und wirksam ist wie ein früher Start mit der Monotherapie mit ASS 100", betonte Prof. Dengler. Dabei scheine die frühe Gabe mit ASS/Dipyridamol retard eine Chance auf ein besseres Behandlungsergebnis zu bieten.

Referenzen

  1. Dengler R et al. Early treatment of Aspirin and Extended-Release Dipyridamole versus Aspirin alone for treatment of Minor Ischaemic Stroke within 24 hour of stroke-onset (EARLY-Trial): a randomised, open-labelled, blinded-endpoint trial. European Journal of Neurology 2009 (Suppl).
  2. Diener HC et al. European Stroke Prevention Study 2: Efficacy and Safety data. J Neurol Sci 1997: 151 (Suppl); 1-77
  3. ESPRIT Study Group. Aspirin plus dipyridamole versus aspirin alone after cerebral ischaemia of arterial origin (ESPRIT). Lancet 2006: 367; 1665-1673


Quelle: Pressegespräch der Firma Boehringer Ingelheim zum Thema „Auf einen Schlag – Neues zur Sekundärprävention des ischämischen Schlaganfalls und zu TIA“ am 24.09.2009 in Nürnberg (HealthCom) (tB).

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