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ERA-EDTA 2010:
FGF-23 – ein neuer Marker in der CKD-Therapie?
München (27. Juni 2010) – Seit Jahren sind die Auswirkungen der Hyperphosphatämie bei chronisch nierenkranken Patienten bekannt: Hohe Phosphatwerte beschleunigen die Gefäßverkalkung und korrelieren mit einer höheren Mortalität [1]. Die Phosphatkontrolle gilt daher als ein wichtiger Grundpfeiler der Therapie niereninsuffizienter Patienten. Neue Ergebnisse stellen nun bisherige Grenzwerte und Parameter des Phosphathaushalts in Frage, wie Dr. Myles Wolf (Miami/USA) auf dem ERA-EDTA-Kongress in München ausführte. Innerhalb dieses Paradigmenwechsels gewinnt das Hormon FGF-23 an Bedeutung.
Mit FGF-23 steht dem Körper eine Art Rettungssystem zur Verfügung, um trotz gestörtem Phosphathaushalt die Phosphatspiegel im Serum möglichst lange stabil zu halten. FGF-23 erhöht die Phosphaturie und vermindert den 1,25-Vitamin-D-Spiegel – es wirkt somit zweifach (direkt und indirekt) phosphatsenkend. Steigt das FGF-23 bei Patienten mit chronischer Nierenerkrankung, muss also von einer Störung des Phosphatmetabolismus ausgegangen werden. FGF-23 sei somit ein „sensibler“ Parameter, so Wolf. Er könne zeigen, welche Patienten trotz normaler Phosphatspiegel von einer phosphatsenkenden Therapie profitieren. Seit einiger Zeit wird diskutiert, ob eine Phosphatkontrolle bzw. phosphatsenkende Therapie daher bereits bei Anstieg des FGF-23-Spiegels und nicht erst bei Anstieg des Serum-Phosphatspiegels indiziert ist. Diese Frage gewinnt angesichts der von Wolf präsentierten Daten seiner Studiengruppe [2] an Brisanz. Diesen Daten zufolge stellt ein hohes FGF-23 einen eigenständigen Risikofaktor für eine deutlich erhöhte Mortalität dar.
FGF-23 und Mortalität
Die Studie zeigte eine direkte Korrelation zwischen den Ausgangs-FGF-23-Spiegeln bei Neudialysepatienten und dem Mortalitätsrisiko. Bei den Patienten, die einen extrem hohen FGF-23-Spiegel (> 4010 RU/ml) aufwiesen, lag das Mortalitätsrisiko in der adjustierten multivariablen Analyse fast um das sechsfache höher als in der Patientengruppe mit niedrigen Spiegeln (< 1090 RU/ml). Dieses Ergebnis lässt darauf schließen, dass FGF-23-Werte eine viel differenziertere Risikoeinschätzung des gestörten Phosphathaushalts zulassen als die Serumphosphatwerte. So sei FGF-23 nicht nur ein wichtiger Marker, der frühzeitig anzeige, dass der Phosphathaushalt außer Balance gerät, so Wolf, sondern auch ein eigenständiger Parameter mit hoher prognostischer Aussagekraft. Er verwies auch auf die jüngst publizierte Studie von Parker et al [3], der zufolge FGF-23 selbst in der nierengesunden Allgemeinbevölkerung mit einer erhöhten Mortalität und höheren Rate an kardiovaskulären Ereignissen korreliere.
Sevelamer senkt die FGF-23-Spiegel
Interessanterweise konnte bereits vor fünf Jahren, als der Stellenwert von FGF-23 im Phosphatmetabolismus noch weitestgehend unbekannt war, gezeigt werden, dass der calcium- und metallfreie Phosphatbinder Sevelamer innerhalb von vier Wochen die FGF-23-Spiegel signifikant senken kann [4]. Diese FGF-23-senkende Eigenschaft wurde auch in einer jüngst publizierten Vergleichsstudie [5] bestätigt, der zufolge eine signifikante Senkung des FGF-23-Spiegels nur mit Sevelamer, nicht jedoch mit Calciumacetat, einem in Deutschland noch häufig verschriebenen Phosphatbinder, erreicht werden könne, so Wolf in seinem Vortrag. Bevor sich allerdings FGF-23 als ein neuer Marker in der CKD-Therapie etablieren werde, seien weitere Studien notwendig.
Gefäßschützende Eigenschaften von Sevelamer
Der FGF-23-senkende Effekt von Sevelamer ist ungeachtet dessen ein weiterer Zusatzeffekt dieses Phosphatbinders, der sich positiv auf die Gefäßgesundheit auswirken könnte. PD Dr. Vincent Brandenburg (Aachen) hob im Rahmen desselben Symposiums auf dem ERA-EDTA-Kongress den günstigen Einfluss von Sevelamercarbonat (Renvela®) auf das Lipidprofil der Patienten hervor. Außerdem betonte er, dass Sevelamer die Fetuin-A-Spiegel – es handelt sich dabei um ein negatives Akute-Phase-Protein mit kalzifikationsinhibierenden Eigenschaf-ten – signifikant anhebe. Diese Effekte kommen zu der Tatsache hinzu, dass Sevelamer nicht resorbiert wird und dadurch Belastungen wie z.B. durch zu viel Calcium vermeidet. All diese Effekte könnten zu dem bereits in mehreren prospektiven Studien [6, 7] erhobenen Ergebnis beitragen, demzufolge die Gefäßverkalkung unter Sevelamer im Vergleich zur Therapie mit calciumhaltigen Phosphatbindern langsamer voranschreitet.
Literatur
[1] Block GA et al. J Am Soc Nephrol 2004; 15: 2208-2218.
[2] Gutiérrez OM et al. NEJM 2008; 6: 583 -592.
[3] Parker BD et al. Ann Intern Med 2010; 152 (10): 640-648.
[4] Koiwa F et al. Therapeutic Apharesis and Dialysis 2005; 9 (4): 336-39.
[5] Oliveira RB et al. cJASN 2010; 5: 286-291.
[6] Chertow G et al. Kidney Int 2002; 62 (1): 245-252.
[7] Block GA et al. Kidney Int 2005; 68 (4): 1815-1823.
Download
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Interview mit Prof. Dr. Jürgen Floege zum Thema Kalzifikation –
Interview Prof. Dr. Jürgen Floege.pdf (35.12 KB)
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Interview mit PD Dr. Vincent Brandenburg zum Thema Phosphatmanagement –
Interview PD Dr. Vincent Brandenburg.pdf (33.41 KB)
Quelle: Symposium „Phosphate Dysregulation in Chronic Kidney Disease: New Frontiers?“, ERA-EDTA-Kongress, München, 27. Juni 2010, Veranstalter: Genzyme (3K-Agentur für Kommunikation) (tB).