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Gen identifiziert, das erstmals frühe Vorhersage von Metastasenbildung bei Dickdarmkrebs erlaubt
Berlin-Buch (21. Dezember 2008) – Krebsforscher des Max-Delbrück-Centrums und der Charité haben ein Gen identifiziert, mit dem sie erstmals bei Dickdarmkrebs mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit vorhersagen können, ob der Tumor zur Metastasenbildung neigt. Wie PD Dr. Ulrike Stein, Prof. Peter M. Schlag und Prof. Walter Birchmeier zeigen konnten, fördert MACC1 (Metastasis-Associated in Colon Cancer 1) nicht nur das Krebswachstum sondern auch die Metastasenbildung. Patienten mit Dickdarmkrebs haben danach eine günstigere Lebenserwartung, wenn die Aktivität von MACC1 niedrig ist, als Dickdarmkrebspatienten mit hohen MACC1-Werten. (Nature Med., doi: 10.1038/nm.1889)*.
Darmkrebs ist eine der häufigsten bösartigen Tumorerkrankungen in den westlichen Ländern. Allein in Deutschland erkranken jährlich rund 73 000 Menschen daran. Trotz Operation, Chemo- und Strahlentherapie wird nur etwa die Hälfte der betroffenen Patienten geheilt. Das liegt daran, dass bei etwa 20 Prozent der Darmkrebspatienten bereits bei der Diagnose Metastasen festgestellt werden und bei etwa einem weiteren Drittel der Patienten Metastasen trotz erfolgreicher Ersttherapie auftreten.
Es wäre deshalb wichtig, die Patienten frühzeitig zu erkennen, die ein hohes Risiko haben, lebensbedrohliche Tochtergeschwülste in Leber und Lunge zu bekommen. Ziel ist, sie dann intensiver zu behandeln und nachzubeobachten, als Patienten mit weniger aggressiven Tumoren.
Das jetzt auf Chromosom 7 entdeckte Gen MACC1 (die engl. Abkürzung bedeutet: mit Metastasen verbundener Dickdarmkrebs 1) kann Arzt und Patient helfen, diese Ungewissheit einzugrenzen, so die MDC- und Charité-Forscher. MACC1 schaltet einen Signalpfad in der Zelle an, der für das Krebswachstum und insbesondere für die Absiedlung von Tumorzellen entscheidend ist. Wissenschaftler nennen ihn kurz HGF/Met Signalpfad. Aktiviert MACC1 den HGF/Met Pfad, können die Krebszellen stärker wachsen, sich aus ihrem Zellverband lösen und sich als Tochtergeschwülste in weit vom Ursprungstumor entfernten Organen ansiedeln.
Hohe MACC1 Werte – Höheres Risiko für Metastasen
Dem Gen auf die Spur kamen die Wissenschaftler des MDC und der Charité durch den Vergleich von gesundem Gewebe mit Gewebeproben von 103 Darmkrebspatienten im Alter zwischen 20 und 88 Jahren. Von diesen Krebspatienten waren 60 zur Zeit ihrer Operation frei von Metastasen. Von ihnen waren noch 37 Patienten fünf Jahre nach Operation und Therapie metastasenfrei. Sie hatten bei der Erstdiagnose niedrige MACC 1-Werte in den Darmtumoren. Hingegen hatten 23 Patienten nach fünf Jahren Metastasen bekommen. Bei ihnen hatten die Forscher zuvor hohe MACC 1-Werte in den Tumorgewebeproben nachgewiesen.
Das heißt, Patienten mit hohen MACC1-Werten hatten eine sehr viel größeres Metastasen-Risiko und damit eine ungünstigere Überlebensprognose als Patienten, bei denen das Gen nur sehr wenig aktiv ist. Das heißt aber auch, das Metastasen-Gen hilft zukünftig wahrscheinlich zu entscheiden, ob ein Patient eine intensivere Therapie benötigt, oder ob sie ihm erspart werden kann, betonen die Forscher. Sie gehen davon aus, dass „die Expressionsanalyse von MACC1 im Primärtumorgewebe wahrscheinlich zu einer weiteren Individualisierung und Optimierung der Therapie beim Dickdarmkrebs beitragen kann.“
Jetzt wollen die Wissenschaftler von MDC und Charité mit ihren Kollegen prüfen, ob das Gen MACC1 auch bei anderen Tumoren, wie z. B. Lungen-, Brust- und Magenkrebs, eine genauere Vorhersage über den Verlauf einer Krebserkrankung erlaubt.
MACC1, a newly identified key regulator of HGF-Met signaling, predicts colon cancer metastasis
Ulrike Stein1,2, Wolfgang Walther1,2, Franziska Alt1,2, Holger Schwabe2, Janice Smith1, Iduna Fichtner1, Walter Birchmeier1, Peter M. Schlag 1,2
1 Max Delbrück Center for Molecular Medicine, Robert RössleStrasse 10, 13125 Berlin, Germany
2 Department of Surgery and Surgical Oncology, Robert Rössle Cancer Hospital Charité University Medicine Berlin, Lindenberger Weg 80, 13125 Berlin, Germany
Quelle: Pressemitteilung des Max-Delbrück-Centrums für Molekulare Medizin (MDC) Berlin-Buch vom 19.12.2008.