MEDIZIN

DOC-CHECK LOGIN

Individuell angepasste Chemotherapie beim Pankreaskarzinom – aktuelle Veröffentlichung im British Journal of Cancer

 

München (1. September 2008) – Für Krebspatienten stellt eine Chemotherapie eine hohe Belastung dar. Ob die Therapie bei einem bestimmten Patienten wirkt, ist allerdings meist erst rückblickend zu beurteilen. Die Wissenschaftler der Arbeitsgruppe Pankreasforschung am Klinikum rechts der Isar der TU München konnten nun zeigen, dass bei Bauchspeicheldrüsenkrebs bereits vor Beginn der Chemotherapie verlässlich vorhergesagt werden kann, wie wirksam bestimmte Chemotherapeutika sein werden. Die Ergebnisse der Studie wurden im aktuellen British Journal of Cancer veröffentlicht.

 

Das Pankreaskarzinom (Bauchspeicheldrüsenkrebs) ist einer der aggressivsten malignen Tumoren mit schnellem Einwachsen in wichtige Blutgefässe und Streuung in Lymphknoten und Organe wie z.B. die Leber. Pankreaskarzinompatienten werden häufig erst in einem fortgeschrittenen Stadium mit unspezifischen Beschwerden wie Oberbauchschmerzen und Gewichtsverlust klinisch auffällig. In diesem Stadium sind die Behandlungsmöglichkeiten eingeschränkt. In den letzten Jahren konnte jedoch gezeigt werden, dass sowohl die Chemotherapie bei Patienten, die nicht operiert werden können, als auch die Chemotherapie bei Patienten nach einer Tumoroperation das Gesamtüberleben verlängern. Leider sprechen bislang aber nur relativ wenige Patienten gut auf die Chemotherapie an. Diejenigen Patienten, die auf eine bestimmte Therapie ansprechen, überleben deutlich länger und haben eine weit bessere Lebensqualität.

 

Bisher wurden beim Pankreaskarzinom nur wenige Studien durchgeführt, die untersuchen, welches Chemotherapeutikum für den einzelnen Patienten am besten geeignet ist. Privatdozent Dr. Jörg Kleeff, Oberarzt an der Chirurgischen Klinik des Klinikums rechts der Isar: "Die Individualisierung der Chemotherapie ist ein bisher unterschätztes Konzept. Dabei könnte sie die Ansprechraten erheblich steigern und möglicherweise auch die Nebenwirkungen der Therapie reduzieren."

Die Wissenschaftler der Arbeitsgruppe Pankreasforschung um Jörg Kleeff untersuchten nun erstmals bei Patienten mit Bauchspeicheldrüsenkrebs, ob an bei Operationen entnommenem Tumorgewebe bereits vor Beginn der Chemotherapie das Ansprechen vorauszusagen ist. Dazu wurde mittels eines speziellen und standardisierten Tests untersucht, wie die Tumorzellen der Patienten auf verschiedene Chemotherapeutika ansprechen.

Die Ergebnisse dieser Studie waren deutlich: Diejenigen Patienten, die "in-vitro" (also im Labor) ein gutes Ansprechen auf Gemcitabin (die Standard-Chemotherapie beim Pankreaskarzinom) zeigten, überlebten deutlich länger, als die Patienten, für die die Ansprechraten schlechter waren. Darüber hinaus konnten die Wissenschaftler zeigen, dass die Produktion von hENT1, einem Protein, welches für die Aufnahme von Gemcitabin in die Zellen verantwortlich ist, ebenfalls das Ansprechen auf dieses Chemotherapeutikum mitbestimmt.

Diese Ergebnisse liefern erstmals einen Beleg dafür, dass die testgerechte Chemotherapie beim Pankreaskarzinom durchführbar ist. Weitere Studien mit mehr Patienten müssen allerdings durchgeführt werden, bevor eine solche Testung in die klinische Routine eingeführt werden kann. Die Antwort auf die Frage "Welche Chemotherapie ist für welchen Patienten geeignet?" ist klinisch sehr relevant, um den Patienten eine möglichst wirksame Therapie bei möglichst wenigen Nebenwirkungen anbieten zu können.

Originalarbeit: Christoph W. Michalski, Mert Erkan, Danguole Sauliunaite, Thomas Giese, Rembert Stratmann, Christian Sartori, Nathalia A. Giese, Helmut Friess and Jörg Kleeff. Ex vivo chemosensitivity testing and gene expression profiling predict response towards adjuvant gemcitabine treatment in pancreatic cancer. British Journal of Cancer 2008;99:760-767

 


 

Quelle: Pressemitteilung des Klinikums rechts der Isar der Technischen Universität München vom 01.09.2008.

 

MEDICAL NEWS

IU School of Medicine researchers develop blood test for anxiety
COVID-19 pandemic increased rates and severity of depression, whether people…
COVID-19: Bacterial co-infection is a major risk factor for death,…
Regenstrief-led study shows enhanced spiritual care improves well-being of ICU…
Hidden bacteria presents a substantial risk of antimicrobial resistance in…

SCHMERZ PAINCARE

Hydromorphon Aristo® long ist das führende Präferenzpräparat bei Tumorschmerz
Sorgen und Versorgen – Schmerzmedizin konkret: „Sorge als identitätsstiftendes Element…
Problem Schmerzmittelkonsum
Post-Covid und Muskelschmerz
Kopfschmerz bei Übergebrauch von Schmerz- oder Migränemitteln

DIABETES

Wie das Dexom G7 abstrakte Zahlen mit Farben greifbar macht…
Diabetes mellitus: eine der großen Volkskrankheiten im Blickpunkt der Schmerzmedizin
Suliqua®: Einfacher hin zu einer guten glykämischen Kontrolle
Menschen mit Diabetes während der Corona-Pandemie unterversorgt? Studie zeigt auffällige…
Suliqua® zur Therapieoptimierung bei unzureichender BOT

ERNÄHRUNG

Positiver Effekt der grünen Mittelmeerdiät auf die Aorta
Natriumaufnahme und Herz-Kreislaufrisiko
Tierwohl-Fleisch aus Deutschland nur mäßig attraktiv in anderen Ländern
Diät: Gehirn verstärkt Signal an Hungersynapsen
Süßigkeiten verändern unser Gehirn

ONKOLOGIE

Strahlentherapie ist oft ebenso effizient wie die OP: Neues vom…
Zanubrutinib bei chronischer lymphatischer Leukämie: Zusatznutzen für bestimmte Betroffene
Eileiter-Entfernung als Vorbeugung gegen Eierstockkrebs akzeptiert
Antibiotika als Störfaktor bei CAR-T-Zell-Therapie
Bauchspeicheldrüsenkrebs: Spezielle Diät kann Erfolg der Chemotherapie beeinflussen

MULTIPLE SKLEROSE

Multiple Sklerose: Aktuelle Immunmodulatoren im Vergleich
Neuer Biomarker für Verlauf von Multipler Sklerose
Multiple Sklerose: Analysen aus Münster erhärten Verdacht gegen das Epstein-Barr-Virus
Aktuelle Daten zu Novartis Ofatumumab und Siponimod bestätigen Vorteil des…
Multiple Sklerose durch das Epstein-Barr-Virus – kommt die MS-Impfung?

PARKINSON

Meilenstein in der Parkinson-Forschung: Neuer Alpha-Synuclein-Test entdeckt die Nervenerkrankung vor…
Neue Erkenntnisse für die Parkinson-Therapie
Cochrane Review: Bewegung hilft, die Schwere von Bewegungssymptomen bei Parkinson…
Technische Innovationen für eine maßgeschneiderte Parkinson-Diagnostik und Therapie
Biomarker und Gene: neue Chancen und Herausforderungen für die Parkinson-Diagnose…