MEDIZIN
AWARDS
Forschergeist gefragt: 14. Novartis Oppenheim-Förderpreis für MS-Forschung ausgelobt
FernstudiumCheck Award: Deutschlands beliebteste Fernhochschule bleibt die SRH Fernhochschule
Vergabe der Wissenschaftspreise der Deutschen Hochdruckliga und der Deutschen Hypertoniestiftung
Den Patientenwillen auf der Intensivstation im Blick: Dr. Anna-Henrikje Seidlein…
Wissenschaft mit Auszeichnung: Herausragende Nachwuchsforscher auf der Jahrestagung der Deutschen…
VERANSTALTUNGEN
Wichtigster Kongress für Lungen- und Beatmungsmedizin ist erfolgreich gestartet
Virtuelle DGHO-Frühjahrstagungsreihe am 22.03. / 29.03. / 26.04.2023: Herausforderungen in…
Pneumologie-Kongress vom 29. März bis 1. April im Congress Center…
Die Hot Topics der Hirnforschung auf dem DGKN-Kongress für Klinische…
Deutscher Schmerz- und Palliativtag 2023 startet am 14.3.
DOC-CHECK LOGIN
Inflammation – Behandlung von Asthma und COPD:
Aktuelle und zukünftige Konzepte
Berlin (6. Oktober 2008) – Sowohl dem Asthma bronchiale als auch der COPD (Chronisch obstruktive Lungenerkrankung) liegen chronische Entzündungsmechanismen zugrunde. Diese Erkenntnis hat zur Entwicklung neuer Behandlungskonzepte geführt, die berücksichtigen, dass die Entzündung offenbar auch in den kleinen Atemwegen ausgeprägt ist. Dank der extrafeinen Wirkstoffpartikel der Fixkombination Beclometason und Formoterol (Inuvair® Mikrosol) hat die Inhalationstherapie entscheidende Fortschritte gemacht, da nun die gesamten Atemwege erreicht werden können. In der Zukunft könnte der Einsatz von nanostrukturierten Formulierungen eine kontrollierte, verlängerte Wirkdauer der Medikamente sowie ein besseres Targeting ermöglichen. Diese Themen diskutierten internationale und nationale Experten im Rahmen eines Abend-Symposiums der Janssen-Cilag GmbH, das anlässlich des diesjährigen ERS stattfand. Vorsitzender des Symposiums war Professor Dr. med. Roland Buhl, Mainz.
Mit der Neubewertung der COPD von der obstruktiven Lungenerkrankung zu einer chronischen entzündlichen Systemerkrankung befasste sich Emiel F. M. Wouters, MD, PhD, Maastricht, Niederlande. Über lange Jahre wurden Asthma und COPD hinsichtlich Reversibilität und Irreversibilität der Atemflussbeschränkung definiert. „Parameter wie FEV1 galten nicht nur als Goldstandard für die Diagnose, sondern wurden auch zur Einteilung der Erkrankungen in Schwergrade herangezogen“, verdeutlichte Wouters. Die Einführung fortgeschrittener bildgebender Verfahren der Lunge brachte mehr Klarheit über die Heterogenität der Atemwegsbeteiligung bei COPD. Neben langjährigem Zigarettenrauchen sind auch Umwelteinflüsse für die Entstehung einer COPD verantwortlich. Wie Wouters darlegte, galt das wissenschaftliche Interesse nun zunehmend der entzündlichen Reaktion des Atemwegssystems auf diese Noxen. „Aktuelle pathogenetische Erkenntnisse basieren auf der Hypothese, dass die COPD durch einen fortlaufenden Prozess aufrechterhalten wird, der durch Entzündungszellen, pro-inflammatorische Zytokine und abnorm hohen oxidativen Stress herbeigeführt wird“, erklärte Wouters.
Patientenversorgung sicherstellen
Gegenwärtig gilt auch der Rolle der systemischen Entzündung große Aufmerksamkeit. „Auch wenn ein chronisch systemisch-entzündlicher Zustand auf niedrigem Niveau bei COPD-Patienten möglicherweise in hoher Prävalenz vorkommt, sind Informationen über die qualitative und quantitative Heterogenität dieser systemischen entzündlichen Antwort bei COPD ebenso wie zum Verlauf des Krankheitsprozesses spärlich“, betonte Wouters. Besonders die Rolle der Exazerbationen bedürfe weiterer klinischer Forschung. Aus klinischer Perspektive ist eine ganzheitliche krankheitsbezogene Annäherung an die COPD dringend notwendig. Eine umfassende Diagnose muss alle krankheitsbezogenen Manifestationen einbeziehen, um COPD-Patienten einen individuellen und integrierten Behandlungsplan anzubieten. „Auf diese Weise kann eine hochwertige Versorgung unserer Patienten sicher gestellt werden“, folgerte Wouters
Entzündung: Bedeutung der kleinen Atemwege
„Die Entzündung beim Asthma bronchiale ist in den peripheren Atemwegen offenbar stark ausgeprägt“, fasste Professor Dr. med. J. Christian Virchow, Rostock, die wissenschaftlichen Erkenntnisse der letzten Jahre zusammen. Geht man davon aus, dass bei Entzündungsvorgängen in den größeren Atemwegen Obstruktion und Anzahl der Eosinophilen korrelieren, muss angenommen werden, dass ähnliche, wenn nicht sogar identische Mechanismen in den peripheren Atemwegen bestehen. Diese Annahme hat laut Virchow direkte therapeutische Konsequenzen; Ziel muss es dann sein, alle Atemwege, auch die in der Peripherie, zu erreichen. Auch wenn sich das Ausmaß und die pathophysiologische Bedeutung der peripheren Atemwegsentzündung individuell unterschiedlich äußern, spielt diese doch eine Rolle bei allen Asthma-Patienten. „Während die Obstruktion in den großen Atemwegen als störend und beängstigend empfunden wird, berichten Patienten bei peripherer Atemwegsobstruktion eher über Einschränkungen bei Anstrengungen und Müdigkeit“, beschrieb Virchow die Symptome. Die Einschätzung des Beitrags der peripheren Atemwegsentzündung zum individuellen Asthma bleibt daher eine klinische Herausforderung.
Lungenperipherie: „Stille Zone“
Während regelmäßige Peak-Flow-Messungen beim Monitoring der zentralen Atemwege hilfreich sind, ist dies in der Peripherie kaum möglich. Es wird geschätzt, dass bei ca. 50 Prozent oder mehr der peripheren Atemwege eine schwere Obstruktion vorliegen muss, bevor eine klinisch relevante Abnahme des FEV1 beobachtet werden kann. Die Peripherie der Lunge wird daher auch als „stille Zone“ bezeichnet. Um die periphere Atemflussbegrenzung zu verbessern, können verschiedene therapeutische Ansätze hilfreich sein. Eine systemische Behandlung hat zwar das Potenzial auch die entfernten Atemwege zu erreichen, betonte Virchow. Ihr Einsatz wird aber beispielsweise durch die Nebenwirkungen systemischer Kortikoide begrenzt. Als therapeutische Verbesserung von klinischer Relevanz erscheint daher eine aktuelle Entwicklung in der Inhalationstechnik, mit deren extrafeinen Partikeln alle Entzündungsbereiche in den Atemwegen erreicht werden können.
Patienten profitieren von Fixkombination
Eine Kombinationstherapie mit inhalativen Kortikosteroiden (ICS) und langwirksamen Beta-2-Agonisten (LABA) ist die erste Wahl zur Behandlung von moderatem bis schwerem Asthma, erklärte Alberto Papi, MD, Ferrara, Italien. „Diese therapeutische Strategie hat sich als effektiv bei Asthma-Patienten erwiesen, deren Erkrankung durch ICS allein nicht kontrolliert werden kann“, so Papi. Nach der ersten von Greening et al. 1994 publizierten Studie haben verschiedene randomisierte klinische Studien mit dem LABA Formoterol Fumarat (F) oder Salmeterol Xinafoat (S) in Kombination mit dem ICS Beclometasondipropionat (BDP), Budesonid (BUD) oder Fluticasonpropionat (FP) gezeigt, dass die zusätzliche Gabe von LABA zu ICS zu einer besseren Asthmakontrolle führt als die Erhöhung der ICS-Dosis allein. In der fixen Kombination führt die Gabe von ICS/LABA zu einer besseren Patientencompliance, verglichen mit der Gabe der Einzelsubstanzen.
Überlegene Wirkung gegenüber Einzelsubstanzen
Die Kombinationstherapie wurde in den letzten Jahren weiter entwickelt und den Bedürfnissen der Patienten angepasst. Eine Fixkombination (BDP/F) nutzt eine neue Mikrosol Hydrofluoroalkan (HFA)-Formulierung mit kleineren Partikeln als die traditionelle Fluorkohlenwasserstoff (FCKW)-Formulierung. Damit gelangen mehr Wirkstoffe in die unteren Atemwege. „Die extrafeine Fixkombination BDP/F hat sich bei der Verbesserung der Asthmakontrolle als effektiver erwiesen als die getrennte Gabe der beiden Einzelsubstanzen in separaten Inhalatoren“, betonte Papi. Im Vergleich zu anderen Kombinationen aus ICS und LABA (BUD/F, FP/S) ist die extrafeine Fixkombination BDP/F mindestens gleich effektiv und gut verträglich. Die extrafeine Formulierung führt nicht nur zu einer Optimierung der Asthma-Kontrolle, sondern erreicht überdies die peripheren Atemwege, die auch bei anderen obstruktiven Lungenerkrankungen – insbesondere der COPD – beeinträchtigt sind.
Aktuelle Entwicklungen der Nanotechnologie
Zur Behandlung von Lungen- und Atemwegserkrankungen steht für die Applikation von Medikamenten bekanntermaßen vor allem die Inhalation zur Verfügung. „Die bislang verfügbaren Aerosoltherapien sind jedoch mit Nachteilen behaftet. Die Wirkdauer der Medikamente ist meist nur kurz, darüber hinaus ist kaum Selektivität für Zielregionen oder gar Zielzellen gegeben“, stellte Dr. Tobias Gessler, Gießen, fest. In nanotechnologischen Ansätzen sieht er erhebliche Verbesserungen und großes Entwicklungspotential der inhalativen Pharmakotherapie. Medikamente können in polymere, bioabbaubare sphärische Nanopartikel oder nanoskalige Liposomen (Durchmesser ca. 10-800 nm) eingebaut werden, was eine kontrollierte Freisetzung der Wirkstoffe im Zielorgan ermöglicht, oder durch geschicktes Design der Partikeleigenschaften (Material, Ladung, Größe etc.) selektiv in spezifischen Zielzellen angereichert werden.
Verlängerte Wirkdauer und besseres Targeting
Völlig neuartige bioabbaubare Nanofasern und Nanoröhren, deren Durchmesser sich im Nanometerbereich und Länge im Mikrometerbereich bewegt, bieten darüber hinaus die Interzeption als zusätzlichen Depositionsmechanismus im Vergleich zu sphärischen Partikeln. „Nanofasern und Nanoröhren deponieren entsprechend ihrer geometrischen Dimension nach Wandkontakt in verschiedenen Regionen des Atemtrakts, auch im Bereich der großen und kleinen Atemwege“, beschrieb Gessler neueste Entwicklungen. Der zukünftige Einsatz von nanostrukturierten Formulierungen ermöglicht eine kontrollierte, verlängerte Wirkdauer der Medikamente sowie ein besseres Targeting und damit eine höhere Selektivität der Therapie mit weniger Nebenwirkungen und besserer Patientencompliance. Verschiedene bioabbaubare Nanopartikel wurden bereits in Zell- und Tiermodellen erfolgreich eingesetzt. „Zur Pharmakodynamik und -kinetik sowie zur Toxikologie der neuartigen Nanocarrier sind jedoch noch sehr viele weitergehende Studien erforderlich“, folgerte Gessler abschließend.
Quelle: Evening Symposium der Firma Janssen-Cilag zum Thema “Treatment of Small Airway Diseases – Today and Tomorrow” ERS (European Respiratory Society) Annual Congress, Berlin, 6. Oktober 2008 (Medizin und PR GmbH Gesundheitskommunikation).