MEDIZIN

DOC-CHECK LOGIN

Interpretation von Hirnstromwellen gehört in die Hand klinischer Neurophysiologen

Epilepsie häufig falsch diagnostiziert

 

Darmstadt (8. Juli 2013) – Erleiden Menschen einen Krampfanfall, wird oft Epilepsie diagnostiziert – dabei liegen häufig andere Ursachen zugrunde. Die Deutsche Gesellschaft für Klinische Neurophysiologie und funktionelle Bildgebung (DGKN) schätzt, dass bis zu 25 Prozent der Patienten mit Anfällen oder Bewusstseinsstörungen von einer solchen Fehldiagnose betroffen sind. Der Grund dafür sei in der Regel eine falsche Interpretation der Hirnströme. Deshalb fordert die DGKN in einer aktuellen Stellungnahme, dass nach Möglichkeit nur entsprechend geschulte klinische Neurophysiologen ein EEG auswerten sollten.

 

Die sogenannte Elektroenzephalografie (EEG) misst Hirnströme und zeichnet sie grafisch auf. Die Stromkurven geben Aufschluss über die Aktivität im Gehirn – und damit auch über krankhafte Veränderungen. „Wer wenig Erfahrung in der Auswertung von EEG hat, dem fällt es schwer, verschiedene Muster voneinander zu unterscheiden“, erklärt Professor Dr. med. Soheyl Noachtar, Experte der DGKN. Im Falle von Epilepsie beispielsweise komme es nicht selten zu Verwechslungen mit Ohnmachtsanfällen, sogenannten Synkopen, oder nicht-epileptischen Anfällen bei zum Beispiel dissoziativen Störungen.

 

In manchen Fällen sei die Interpretation von Hirnströmen selbst für ausgewiesene Experten schwierig, stellte auch die Fachzeitschrift „Neurology“ kürzlich fest. Aus Sicht der amerikanischen Experten ist ein mindestens sechsmonatiges Training in einem neurophysiologischen Zentrum nötig, damit ein Arzt EEGs zuverlässig auswerten kann. „Die Interpretation einer Elektroenzephalografie sollte in jeden Fall Spezialisten überlassen werden“, fordert auch die DGKN. Schließlich habe eine irrtümlich diagnostizierte Epilepsie für die Betroffenen erheblich Konsequenzen – sie erhalten unnötige Medikamente mit unter Umständen ernsthaften Nebenwirkungen.

 

Anders als in Deutschland ist die Klinische Neurophysiologie in den USA bereits eine zertifizierte Zusatzausbildung mit abschließender Prüfung. „Auch in Deutschland müssen Neurologen, die mit dem EEG arbeiten, besser ausgebildet werden“, so Noachtar, Leiter des Epilepsie-Zentrums vom Klinikum der Universität München – Großhadern. Denn das Wissen in der Medizin habe sich mittlerweile so dramatisch erweitert, dass ein Einzelner nicht mehr alle Verfahren und Techniken seines Faches gleichermaßen kompetent beherrschen könne. „Die Interpretation eines EEGs gehört in die Hand eines qualifizierten klinischen Neurophysiologen“, fordert auch Professor Dr. med. Detlef Claus, Vorstandsmitglied der DGKN, Darmstadt. Die DGKN-Richtlinien sehen dafür bei ganztägiger Tätigkeit ein halbes Jahr vor. Auszubildende müssten hier mindestens 800 EEG-Kurven auswerten, darunter 200 EEGs bei Epilepsien oder epileptischen Anfällen. Entsprechende Fortbildungsangebote bietet die DGKN an. Spezialisierte Zentren gibt es in ganz Deutschland. „Nur mit diesen zusätzlichen Qualifikationen können wir erreichen, dass das EEG kompetent betrieben wird und die derzeit noch häufigen Fehlinterpretationen verhindert werden,“ so Noachtar. 

 

 

 

Quellen

 

 


 

Quelle: Deutsche Gesellschaft für Klinische Neurophysiologie und funktionelle Bildgebung (DGKN), 08.07.2013 (hB).

MEDICAL NEWS

IU School of Medicine researchers develop blood test for anxiety
COVID-19 pandemic increased rates and severity of depression, whether people…
COVID-19: Bacterial co-infection is a major risk factor for death,…
Regenstrief-led study shows enhanced spiritual care improves well-being of ICU…
Hidden bacteria presents a substantial risk of antimicrobial resistance in…

SCHMERZ PAINCARE

Hydromorphon Aristo® long ist das führende Präferenzpräparat bei Tumorschmerz
Sorgen und Versorgen – Schmerzmedizin konkret: „Sorge als identitätsstiftendes Element…
Problem Schmerzmittelkonsum
Post-Covid und Muskelschmerz
Kopfschmerz bei Übergebrauch von Schmerz- oder Migränemitteln

DIABETES

Wie das Dexom G7 abstrakte Zahlen mit Farben greifbar macht…
Diabetes mellitus: eine der großen Volkskrankheiten im Blickpunkt der Schmerzmedizin
Suliqua®: Einfacher hin zu einer guten glykämischen Kontrolle
Menschen mit Diabetes während der Corona-Pandemie unterversorgt? Studie zeigt auffällige…
Suliqua® zur Therapieoptimierung bei unzureichender BOT

ERNÄHRUNG

Positiver Effekt der grünen Mittelmeerdiät auf die Aorta
Natriumaufnahme und Herz-Kreislaufrisiko
Tierwohl-Fleisch aus Deutschland nur mäßig attraktiv in anderen Ländern
Diät: Gehirn verstärkt Signal an Hungersynapsen
Süßigkeiten verändern unser Gehirn

ONKOLOGIE

Strahlentherapie ist oft ebenso effizient wie die OP: Neues vom…
Zanubrutinib bei chronischer lymphatischer Leukämie: Zusatznutzen für bestimmte Betroffene
Eileiter-Entfernung als Vorbeugung gegen Eierstockkrebs akzeptiert
Antibiotika als Störfaktor bei CAR-T-Zell-Therapie
Bauchspeicheldrüsenkrebs: Spezielle Diät kann Erfolg der Chemotherapie beeinflussen

MULTIPLE SKLEROSE

Multiple Sklerose: Aktuelle Immunmodulatoren im Vergleich
Neuer Biomarker für Verlauf von Multipler Sklerose
Multiple Sklerose: Analysen aus Münster erhärten Verdacht gegen das Epstein-Barr-Virus
Aktuelle Daten zu Novartis Ofatumumab und Siponimod bestätigen Vorteil des…
Multiple Sklerose durch das Epstein-Barr-Virus – kommt die MS-Impfung?

PARKINSON

Meilenstein in der Parkinson-Forschung: Neuer Alpha-Synuclein-Test entdeckt die Nervenerkrankung vor…
Neue Erkenntnisse für die Parkinson-Therapie
Cochrane Review: Bewegung hilft, die Schwere von Bewegungssymptomen bei Parkinson…
Technische Innovationen für eine maßgeschneiderte Parkinson-Diagnostik und Therapie
Biomarker und Gene: neue Chancen und Herausforderungen für die Parkinson-Diagnose…