MEDIZIN

DOC-CHECK LOGIN

IQWiG-Vorbericht zu PET und PET/CT bei erneut auftretendem Darmkrebs veröffentlicht

 

Nutzen der Positronen-Emissions-Tomographie (PET) lässt sich mangels Studien derzeit nicht beurteilen

 

Berlin (5. September 2011) – Der Stellenwert der Positronen-Emissions-Tomographie (PET) alleine oder in Kombination mit einer Computertomographie (CT) für Patientinnen und Patienten, bei denen Verdacht auf einen erneut auftretenden Tumor im End- oder Dickdarm (rezidivierendes Kolorektalkarzinom) besteht, ist derzeit Gegenstand einer Untersuchung des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG).

 

Die vorläufigen Ergebnisse hat das Institut am 5. September 2011 veröffentlicht. Danach ist es auf Basis der derzeit verfügbaren Studien nicht möglich, belastbare Schlussfolgerungen zum patientenrelevanten Nutzen der PET oder der PET/CT zu ziehen. Bis zum 3. Oktober 2011 können interessierte Personen und Institutionen schriftliche Stellungnahmen zu diesem Vorbericht abgeben.


Zuverlässigere Diagnose soll Therapie verbessern

Darmkrebs ist der zweithäufigste Tumor sowohl bei Frauen als auch bei Männern. In Deutschland erkranken pro Jahr rund 70.000 Menschen, etwa 30.000 sterben jährlich daran. Rund 80% der Rezidive treten in den ersten beiden Jahren nach der Operation eines Kolorektalkarzinoms auf; nach 5 Jahren werden praktisch keine Rezidive mehr festgestellt. Diese können sowohl am "Ursprungsort", dem Darm, oder als Tochtergeschwulst beispielsweise in der Leber oder in den Lymphknoten auftreten. Die Nachsorge soll deshalb 5 Jahre nach der Operation umfassen.

Viele Fachleute hoffen, dass eine Untersuchung mit PET oder PET/CT alleine oder in Kombination mit anderen Methoden besser in der Lage ist, bei einem Verdacht zwischen bösartigen und gutartigen Geschwulsten zu unterscheiden (Rezidiv-Diagnostik) und diese gegebenenfalls in das korrekte Stadium einzuteilen, d.h. festzustellen, wie weit fortgeschritten der Tumor ist (Rezidiv-Staging). Diese Informationen sollen es dann ermöglichen, den Patientinnen und Patienten bessere Therapieempfehlungen zu geben.


Nutzen für Patientinnen und Patienten entscheidend

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des IQWiG haben deshalb die weltweite Fachliteratur nach Studien durchsucht, in denen Auswirkungen der Diagnostik mittels PET oder PET/CT auf gesundheitliche Aspekte untersucht wurden, die für Patientinnen und Patienten unmittelbar relevant sind. Zum Beispiel könnten die Ergebnisse der Diagnostik – und eine entsprechend angepasste Therapie – dazu beitragen, dass Patientinnen bessere Überlebenschancen haben, dass ihnen unnötige Operationen oder weitere diagnostische Eingriffe erspart bleiben, oder dass sich ihre Lebensqualität verbessert.


Nur Anhaltspunkt für Vorteil bei Vermeidung von überflüssigen Laparotomien

Allerdings fand das IQWiG nur eine einzige solche Studie: Sie ging der Frage nach, welchen Zusatznutzen eine PET-Untersuchung nach einer vorausgegangenen Diagnostik mit kontrastmittelverstärkter CT haben kann, wenn es darum geht, den Verdacht auf potenziell operable Lebermetastasen abzuklären. Demnach können durch die zusätzliche PET überflüssige Laparotomien, d.h. die operative Öffnung des Bauchraums, vermieden werden. Das IQWiG sieht dies als Anhaltspunkt für einen Zusatznutzen der PET. Diese Studie ist aber in hohem Maße anfällig für Verzerrungen und ihre Ergebnisse sind deshalb nicht eindeutig interpretierbar.


PET/CT kann in bestimmten Fällen Rezidive zuverlässiger erkennen

Ergänzend haben die IQWiG-Autorinnen und Autoren auch nach Studien gesucht, in denen die diagnostische Genauigkeit und Vorhersagekraft der PET oder PET/CT mit anderen Untersuchungsverfahren verglichen wurde. Dabei geht es um die Frage, wie oft eine PET-Untersuchung ein richtiges Ergebnis liefert. Sie sollte auf der einen Seite so selten wie möglich echte Tumoren übersehen, auf der anderen Seite aber auch keinen falschen Verdacht wecken.

Hier konnten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die Ergebnisse aus insgesamt 6 sogenannten Evidenzsynthesen und 16 Einzelstudien auswerten. Diese lassen in Hinblick auf das Erkennen von Rezidiven auch eine Aussage zu: Demnach scheinen PET und PET/CT im Vergleich zu einer konventionellen Diagnostik, die nur oder überwiegend aus CT besteht, Rezidive (im speziellen auch Lokalrezidive und Fernmetastasen) zuverlässiger feststellen oder ausschließen zu können. Zudem scheint die Kombination von PET und CT eine höhere diagnostische Genauigkeit als die alleinige PET zu haben, was das Erkennen von Rezidiven (im speziellen auch Lokalrezidive) betrifft.


Weitere Studien notwendig

Dennoch bleiben wesentliche Fragen in Bezug auf die PET-Technologie unbeantwortet. Denn es wurde bislang noch nicht untersucht, ob sich die höhere Genauigkeit der PET und PET/CT positiv auf die Sterblichkeit, die Krankheitslast oder die Lebensqualität auswirkt.

Solange dieses Defizit besteht, geht das IQWiG davon aus, dass ein patientenrelevanter Nutzen der PET oder der PET/CT als Ergänzung zu einer verdachtsbegründenden Diagnostik nicht belegt ist. So ist insbesondere fraglich, ob ein mittels PET oder PET/CT entdecktes Rezidiv tatsächlich besser behandelt werden kann – und die Patientinnen und Patienten damit einen spürbaren Vorteil haben. Um den Nutzen von PET und PET/CT für Patientinnen und Patienten mit Verdacht auf ein rezidivierendes Kolorektalkarzinom zu untersuchen, sind deshalb dringend methodisch hochwertige, vergleichende Studien erforderlich.


Zum Ablauf der Berichtserstellung

Den vorläufigen Berichtsplan für dieses Projekt hatte das IQWiG im September 2009 vorgelegt und um Stellungnahmen gebeten. Diese wurden zusammen mit einer Würdigung und dem überarbeiteten Berichtsplan im Januar 2010 publiziert. Stellungnahmen zu dem jetzt veröffentlichten Vorbericht werden nach Ablauf der Frist gesichtet. Sofern sie Fragen offen lassen, werden die Stellungnehmenden zu einer mündlichen Erörterung eingeladen. Danach wird der Vorbericht überarbeitet und als Abschlussbericht an den Auftraggeber G-BA weitergeleitet

 

 


Quelle: Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG), 05.09.2011 (tB).

MEDICAL NEWS

IU School of Medicine researchers develop blood test for anxiety
COVID-19 pandemic increased rates and severity of depression, whether people…
COVID-19: Bacterial co-infection is a major risk factor for death,…
Regenstrief-led study shows enhanced spiritual care improves well-being of ICU…
Hidden bacteria presents a substantial risk of antimicrobial resistance in…

SCHMERZ PAINCARE

Hydromorphon Aristo® long ist das führende Präferenzpräparat bei Tumorschmerz
Sorgen und Versorgen – Schmerzmedizin konkret: „Sorge als identitätsstiftendes Element…
Problem Schmerzmittelkonsum
Post-Covid und Muskelschmerz
Kopfschmerz bei Übergebrauch von Schmerz- oder Migränemitteln

DIABETES

Wie das Dexom G7 abstrakte Zahlen mit Farben greifbar macht…
Diabetes mellitus: eine der großen Volkskrankheiten im Blickpunkt der Schmerzmedizin
Suliqua®: Einfacher hin zu einer guten glykämischen Kontrolle
Menschen mit Diabetes während der Corona-Pandemie unterversorgt? Studie zeigt auffällige…
Suliqua® zur Therapieoptimierung bei unzureichender BOT

ERNÄHRUNG

Positiver Effekt der grünen Mittelmeerdiät auf die Aorta
Natriumaufnahme und Herz-Kreislaufrisiko
Tierwohl-Fleisch aus Deutschland nur mäßig attraktiv in anderen Ländern
Diät: Gehirn verstärkt Signal an Hungersynapsen
Süßigkeiten verändern unser Gehirn

ONKOLOGIE

Strahlentherapie ist oft ebenso effizient wie die OP: Neues vom…
Zanubrutinib bei chronischer lymphatischer Leukämie: Zusatznutzen für bestimmte Betroffene
Eileiter-Entfernung als Vorbeugung gegen Eierstockkrebs akzeptiert
Antibiotika als Störfaktor bei CAR-T-Zell-Therapie
Bauchspeicheldrüsenkrebs: Spezielle Diät kann Erfolg der Chemotherapie beeinflussen

MULTIPLE SKLEROSE

Multiple Sklerose: Aktuelle Immunmodulatoren im Vergleich
Neuer Biomarker für Verlauf von Multipler Sklerose
Multiple Sklerose: Analysen aus Münster erhärten Verdacht gegen das Epstein-Barr-Virus
Aktuelle Daten zu Novartis Ofatumumab und Siponimod bestätigen Vorteil des…
Multiple Sklerose durch das Epstein-Barr-Virus – kommt die MS-Impfung?

PARKINSON

Meilenstein in der Parkinson-Forschung: Neuer Alpha-Synuclein-Test entdeckt die Nervenerkrankung vor…
Neue Erkenntnisse für die Parkinson-Therapie
Cochrane Review: Bewegung hilft, die Schwere von Bewegungssymptomen bei Parkinson…
Technische Innovationen für eine maßgeschneiderte Parkinson-Diagnostik und Therapie
Biomarker und Gene: neue Chancen und Herausforderungen für die Parkinson-Diagnose…