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Je schwerer eine Depression, desto unverzichtbarer sind Antidepressiva
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Die Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde (DGPPN) warnt vor pauschalen Urteilen über die Verordnung von Psychopharmaka
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Eine medikamentöse Therapie ist bei schweren Krankheitsverläufen unverzichtbar
Berlin (15. April 2011) – Die Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde (DGPPN) setzt sich nachdrücklich für die Belange von Menschen mit psychischen Erkrankungen ein und weist die durch rein ökonomische Interessen motivierte Kritik der AOK Rheinland/Hamburg entschieden zurück. Demnach sei die stark steigende Verordnung von Antidepressiva nicht nachvollziehbar und begründbar. Nach Auffassung der DGPPN ist der Anstieg der Verordnungen in diesem Versorgungsbereich allein schon dem Umstand geschuldet, dass psychische Erkrankungen in den letzten Jahrzehnten stark zugenommen haben. Erfreulich ist für die DGPPN, dass die Stigmatisierung von Menschen mit psychischen Erkrankungen etwas abgenommen hat, sodass mehr Menschen sich trauen, notwendige Hilfen in Anspruch zu nehmen.
Entsprechend der S3-Leitlinie Depression der Fachgesellschaft, die inzwischen durch das Ärztliche Zentrum für Qualität in der Medizin (ÄZQ) in den Rang einer Nationalen Versorgungsleitlinie erhoben wurde, können leichte depressive Störungen ausschließlich psychotherapeutisch behandelt werden. Bei schweren Krankheitsverläufen ist eine medikamentöse Therapie jedoch unverzichtbar. „Durch die Mahnung der Krankenkasse zur Zurückhaltung bei der Verordnung von Psychopharmaka wird psychischen Erkrankungen, und hier besonders depressiven Störungen, einmal mehr der Status von Befindlichkeitsstörungen zugeschrieben, die einer medikamentösen Therapie oftmals nicht bedürfen“, so Professor Gerhard Gründer, Leiter des DGPPN-Referats Psychopharmakologie. „Damit erweist die AOK Rheinland/Hamburg ihren Versicherten einen Bärendienst. Ich frage mich, wann eine große Krankenkasse zuletzt den Nutzen einer medikamentösen Therapie bei einer ernsthaften somatischen Erkrankung so deutlich in Frage gestellt hat“, so Gründer weiter.
Die DGPPN als medizinisch-wissenschaftliche Fachgesellschaft macht sich zudem dafür stark, dass Menschen mit psychischen Erkrankungen nach dem gegenwärtigen wissenschaftlichen Stand bestmöglich behandelt werden. Dazu zählt auch die Verschreibung von modernen Antidepressiva-Präparaten. Diese neueren, aber auch teureren, Präparate sind in der Regel bedeutend besser verträglich als ältere Substanzen aus der Gruppe der trizyklischen Antidepressiva. Letztere sind zudem bei Überdosierungen im Rahmen von Suizidversuchen besonders toxisch. Ein Teil des Rückgangs der Suizidrate in Deutschland kann auf die geringere Toxizität moderner Substanzen zurückgeführt werden. Zudem sollten alten Menschen die billigeren trizyklischen Antidepressiva aufgrund ihrer besonderen pharmakologischen Eigenschaften nicht verordnet werden, da sie gerade bei ihnen zu sehr ernsten Nebenwirkungen und Komplikationen führen können und die geistigen Funktionen in vielen Fällen verschlechtern. Nach der Auffassung von Professor Gründer wird schon allein deshalb die demografische Entwicklung dazu führen, dass neuere Präparate ältere Substanzen verdrängen werden. Die AOK Rheinland/Hamburg hatte kritisiert, dass in den letzten Jahren zunehmend hochpreise Antidepressiva verordnet werden.
Die Fachgesellschaft rechnet damit, dass aufgrund der demografischen Entwicklung die Verordnungszahlen von Antidepressiva sogar noch weiter steigen werden. Ältere Menschen leiden besonders häufig unter depressiven Störungen und sind aufgrund höherer Suizidraten auf eine Behandlung mit Antidepressiva angewiesen.
Quelle: Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde (DGPPN), 15.04.2011 (tB).