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Körperfettverteilung beeinflusst Prostatakrebsrisiko

 

Potsdam-Rehbrücke (18. November 2008) – Wie eine der weltweit größten Langzeitstudien nun zeigt, spielt die Körperfettverteilung an Taille und Hüfte eine entscheidende Rolle für das Prostatakrebsrisiko. Im Vergleich zu Männern mit einem Taillen-Hüftumfang-Quotienten unter 0,89 haben Männer mit einem Quotienten über 0,99 ein um 43 Prozent erhöhtes Risiko für fortgeschrittenen Prostatakrebs.

Tobias Pischon und Heiner Boeing vom Deutschen Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke (DIfE) veröffentlichten dieses Studienergebnis jetzt in der Novemberausgabe der Fachzeitschrift Cancer Epidemiology Biomarkers and Prevention.

 

Bei europäischen Männern ist Prostatakrebs die am häufigsten diagnostizierte Krebsart und nach Lungen- und Dickdarmkrebs die dritthäufigste krebsbedingte Todesursache. Die Ursachen für Prostatakrebs sind noch wenig erforscht. Bekannte Risikofaktoren sind ein fortgeschrittenes Lebensalter, eine erbliche Vorbelastung und die Zugehörigkeit zu bestimmten ethnischen Gruppen.

Seit langem vermuten Wissenschaftler, dass die Bauchfettmenge das Risiko für Prostatakrebs beeinflusst. Bislang haben jedoch nur wenige epidemiologische Studien den Zusammenhang zwischen der Körperfettverteilung an Taille und Hüfte und dem Prostatakrebsrisiko untersucht.

Die EPIC*-Studie, mit mehr als 153 457 männlichen Teilnehmern im Alter zwischen 25 und 70 Jahren, bietet die zurzeit größte europäische verfügbare Datenbasis. Da sie somit sehr sichere Schlussfolgerungen über den Zusammenhang zwischen der Körperfettverteilung und dem Prostatakrebsrisiko erlaubt, überprüften Tobias Pischon und Heiner Boeing die Risikobeziehung anhand der EPIC-Daten.

„Unsere Ergebnisse weisen darauf hin, dass die Körperfettverteilung – insbesondere ein hoher Taillenumfang bzw. ein hoher Taillen-Hüftumfang-Quotient – eine wesentliche Rolle für das Prostatakrebsrisiko spielt“, sagt Tobias Pischon, Erstautor der Studie.

„Wir wissen derzeit nur wenig über die kausalen Zusammenhänge“, erklärt Heiner Boeing, Leiter der Abteilung Epidemiologie am DIfE. Derzeit gäbe es verschiedene Theorien. Denkbar wäre, dass das Bauchfett den männlichen Hormonhaushalt im Hinblick auf das Prostatakrebsrisiko ungünstig beeinflusse. Wie ergänzende Auswertungen der EPIC-Daten zeigten, könne der Androgenspiegel eine Rolle spielen. Androgene sind Geschlechtshormone, die das Wachstum und die Reifung der Prostata beeinflussen.

„Neben den Geschlechtshormonen könnten aber auch andere Botenstoffe für das erhöhte Prostatakrebsrisiko bei Männern mit erhöhtem Taillen-Hüftumfang-Quotient relevant sein“, ergänzt Tobias Pischon. Die Mechanismen für die beobachteten Zusammenhänge würden weiterhin – auch am DIfE – erforscht.

Hintergrundinformation

Den Taillen-Hüftumfang-Quotient berechnet man, indem man den Wert des Taillenumfangs durch den des Hüftumfangs teilt.

Der Taillenumfang und auch der Taillen-Hüftumfang-Quotient lassen auf die Menge an Körperfett schließen, die im Bauchraum eingelagert ist. Das Bauchfett ist nicht nur ein Energiespeicher, sondern es produziert auch Botenstoffe, die die Entwicklung chronischer Erkrankungen fördern.

Von den in der vorliegenden Untersuchung berücksichtigten 129.502 Studienteilnehmern erkrankten innerhalb eines Nachbeobachtungszeitraumes von etwa 8,5 Jahren 2.446 an Prostatakrebs. Die Studienteilnehmer hatten ein durchschnittliches Alter von 52,8 Jahren.

*Die EPIC-Studie (European Prospective Investigation into Cancer and Nutrition) ist eine prospektive, 1992 begonnene Studie, die Zusammenhänge zwischen Ernährung, Krebs und anderen chronischen Erkrankungen wie Typ-2-Diabetes untersucht. An der EPIC-Studie sind 23 administrative Zentren in zehn europäischen Ländern mit 519.000 Studienteilnehmern beteiligt. Die Potsdamer EPIC-Studie mit mehr als 27.500 Studienteilnehmern/innen im Erwachsenenalter leitet Heiner Boeing vom Deutschen Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke (DIfE).
Übergeordnetes Leitungsorgan der EPIC-Studie ist das EPIC-Steering-Komitee, wobei Elio Riboli, jetzt am Imperial College London, die Studie koordiniert. Die zentrale EPIC-Datenbank befindet sich an der International Agency for Research of Cancer (IARC) der Weltgesundheitsorganisation in Lyon.

Das Deutsche Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke (DIfE) ist Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft. Zur Leibniz-Gemeinschaft gehören 82 außeruniversitäre Forschungsinstitute und forschungsnahe Serviceeinrichtungen. Diese beschäftigen etwa 14.200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Davon sind ca. 6.500 Wissenschaftler (inkl. 2.500 Nachwuchswissenschaftler). Leibniz-Institute arbeiten interdisziplinär und verbinden Grundlagenforschung mit Anwendungsnähe. Sie sind von überregionaler Bedeutung und werden von Bund und Ländern gemeinsam gefördert. Der Gesamtetat der Institute liegt bei mehr als 1,1 Milliarden Euro pro Jahr. Die Drittmittel betragen etwa 230 Millionen Euro pro Jahr. Näheres unter http://www.leibniz-gemeinschaft.de .


Kontakt

PD Dr. Tobias Pischon
Deutsches Institut für Ernährungsforschung
Potsdam-Rehbrücke (DIfE)
Abteilung Epidemiologie
Arthur-Scheunert-Allee 114-116
D-14558 Nuthetal
Tel.: ++49 (0)33200 88 723
E-Mail: pischon@dife.de  

Professor Dr. Heiner Boeing
Deutsches Institut für Ernährungsforschung
Potsdam-Rehbrücke (DIfE)
Abteilung Epidemiologie
Arthur-Scheunert-Allee 114-116
D-14558 Nuthetal
Tel.: ++49 (0)33200 88 710
E-Mail: boeing@dife.de

Dr. Gisela Olias
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsches Institut für Ernährungsforschung
Potsdam-Rehbrücke
Arthur-Scheunert-Allee 114-116
14558 Nuthetal
Tel.: +49(0)33 200-88 278/335
Fax: +49(0)33 200-88 503
E-Mail: olias@dife.de

 


 

Quelle: Pressemitteilung des Deutschen Instituts für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke vom 18.11.2008.

 

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