MEDIZIN

DOC-CHECK LOGIN

Laborreform bedroht Existenz von endokrinologischen Fachpraxen

Therapiequalität bei hormonell bedingten Erkrankungen gefährdet

 

Regenstauf (13. Januar 2009) – Leiden Menschen an hormonellen Störungen ist die exakte Untersuchung der Werte im Labor wichtiger Bestandteil einer erfolgreichen Therapie. Die Qualität der Laboruntersuchungen ist jedoch durch die sogenannte Laborreform 2009 gefährdet, befürchten Experten der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie (DGE). Die zweite Etappe dieser Reform ist am 1. Januar 2009 in Kraft getreten. Zukünftig erstattet die Krankenkasse weniger für Laboruntersuchungen als bisher – im Schnitt rund 20 Prozent.

 

Die gesamte Laborreform soll das Verhältnis zwischen Labor und Arzt transparenter machen, die Rolle der Präsenzlabore in Arztpraxen stärken und die Qualität der Untersuchungen verbessern. Dies äußerten Vertreter der Kassenärztlichen Vereinigung (KBV) am 4. August 2008 im Deutschen Ärzteblatt. „Tatsächlich wird aber damit in den endokrinologischen Fachpraxen das Gegenteil erreicht“, berichtet Dr. med. Ulrich Deuß, Sprecher der Sektion Berufspolitik der DGE.

 

Bislang ist es so, dass die Mehrheit der niedergelassenen endokrinologischen Fachpraxen ein eigenes Labor betreibt. Die zuverlässige Bestimmung ist wichtig: Schon ein geringer Mangel oder Überschuss eines Hormons kann beispielsweise Stoffwechsel-Erkrankungen, Wachstumsstörungen oder gestörte Fruchtbarkeit bei Mann und Frau hervorrufen. Das Labor in der endokrinologischen Facharztpraxis garantiert eine hohe Qualität der Untersuchungen, da keine Zeitverzögerungen und Transportwege anfallen. Außerdem kann eine sinnvolle Bewertung hormoneller Parameter nur bei gleichzeitiger Kenntnis sowohl des klinischen Befundes als auch der Labormethode erfolgen.

 

„Dies wollen und müssen wir auch weiterhin so handhaben können“, fordert Deuß. Nur so können in den fachärztlichen Praxen Patienten mit hormonell bedingten Erkrankungen angemessen behandelt werden. Die mit der Laborreform verbundenen finanziellen Kürzungen führen dazu, dass Arztpraxen zukünftig Geld einsparen müssen. Ärzte könnten dies durch neue Kooperationsformen erreichen – das heißt, Arztpraxen oder Labore zusammenzulegen.

 

Fraglich – und von den Kassenärztlichen Vereinigungen bisher nicht geklärt – ist jedoch, ob Laborleistungen zukünftig gemeinschaftlich möglich sind: Denn bei Hormonuntersuchungen muss der behandelnde Facharzt persönlich im Labor anwesend sein. Einzige Alternative bleibt daher die Zusammenlegung von Arztpraxen. „Dieser Weg steht nicht allen endokrinologischen Ärzten offen“, meint Dr. med. Thomas Eversmann, Präsident des Berufsverbandes Endokrinologie. „Es gibt nur rund 65 endokrinologische Arztpraxen in ganz Deutschland.“ Entsprechend groß sind die räumlichen Distanzen zwischen den Praxen.

 

Die Experten befürchten, dass einige Arztpraxen ganz schließen müssen. Nachdem in den letzten Jahren bereits die endokrinologische Versorgung im universitären Bereich reduziert wurde, wird sich durch die aktuellen Änderungen die Qualität der endokrinologischen Versorgung zukünftig weiter verschlechtern. Außerdem werden die ohnehin weiten Anfahrtswege für Patienten zum Spezialisten noch größer. „Der Versuch, Fachärzte wieder zurück in die Klinik zu treiben, wird die endokrinologische Versorgung der Patienten nicht verbessern und den Zugang zum Facharzt extrem erschweren“, so Eversmann.

 

Die Sektion Berufspolitik der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie fordert deshalb die Vertreter von KBV und Krankenkassen auf, die ärztlichen Leistungen der Spezialisten angemessen zu vergüten. Die seit dem 1. Januar 2009 gültigen Änderungen bedrohen die Existenz der Facharztpraxen.

 

Die Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie (DGE) ist die wissenschaftliche Fachgesellschaft derjenigen, die in diesem Bereich forschen, lehren oder ärztlich tätig sind. Sie veranstaltet jährlich ein Symposion, um den fachübergreifenden Meinungs- und Erfahrungsaustausch auf dem Gebiet der Endokrinologie fördern. Das 52. Symposion der DGE findet vom 4. bis 7. März 2009 in Gießen statt.

 


 

Quelle: Pressemitteilung der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie vom 13. Januar 2009 (tB).

MEDICAL NEWS

IU School of Medicine researchers develop blood test for anxiety
COVID-19 pandemic increased rates and severity of depression, whether people…
COVID-19: Bacterial co-infection is a major risk factor for death,…
Regenstrief-led study shows enhanced spiritual care improves well-being of ICU…
Hidden bacteria presents a substantial risk of antimicrobial resistance in…

SCHMERZ PAINCARE

Hydromorphon Aristo® long ist das führende Präferenzpräparat bei Tumorschmerz
Sorgen und Versorgen – Schmerzmedizin konkret: „Sorge als identitätsstiftendes Element…
Problem Schmerzmittelkonsum
Post-Covid und Muskelschmerz
Kopfschmerz bei Übergebrauch von Schmerz- oder Migränemitteln

DIABETES

Wie das Dexom G7 abstrakte Zahlen mit Farben greifbar macht…
Diabetes mellitus: eine der großen Volkskrankheiten im Blickpunkt der Schmerzmedizin
Suliqua®: Einfacher hin zu einer guten glykämischen Kontrolle
Menschen mit Diabetes während der Corona-Pandemie unterversorgt? Studie zeigt auffällige…
Suliqua® zur Therapieoptimierung bei unzureichender BOT

ERNÄHRUNG

Positiver Effekt der grünen Mittelmeerdiät auf die Aorta
Natriumaufnahme und Herz-Kreislaufrisiko
Tierwohl-Fleisch aus Deutschland nur mäßig attraktiv in anderen Ländern
Diät: Gehirn verstärkt Signal an Hungersynapsen
Süßigkeiten verändern unser Gehirn

ONKOLOGIE

Strahlentherapie ist oft ebenso effizient wie die OP: Neues vom…
Zanubrutinib bei chronischer lymphatischer Leukämie: Zusatznutzen für bestimmte Betroffene
Eileiter-Entfernung als Vorbeugung gegen Eierstockkrebs akzeptiert
Antibiotika als Störfaktor bei CAR-T-Zell-Therapie
Bauchspeicheldrüsenkrebs: Spezielle Diät kann Erfolg der Chemotherapie beeinflussen

MULTIPLE SKLEROSE

Multiple Sklerose: Aktuelle Immunmodulatoren im Vergleich
Neuer Biomarker für Verlauf von Multipler Sklerose
Multiple Sklerose: Analysen aus Münster erhärten Verdacht gegen das Epstein-Barr-Virus
Aktuelle Daten zu Novartis Ofatumumab und Siponimod bestätigen Vorteil des…
Multiple Sklerose durch das Epstein-Barr-Virus – kommt die MS-Impfung?

PARKINSON

Meilenstein in der Parkinson-Forschung: Neuer Alpha-Synuclein-Test entdeckt die Nervenerkrankung vor…
Neue Erkenntnisse für die Parkinson-Therapie
Cochrane Review: Bewegung hilft, die Schwere von Bewegungssymptomen bei Parkinson…
Technische Innovationen für eine maßgeschneiderte Parkinson-Diagnostik und Therapie
Biomarker und Gene: neue Chancen und Herausforderungen für die Parkinson-Diagnose…