MEDIZIN
AWARDS
Forschergeist gefragt: 14. Novartis Oppenheim-Förderpreis für MS-Forschung ausgelobt
FernstudiumCheck Award: Deutschlands beliebteste Fernhochschule bleibt die SRH Fernhochschule
Vergabe der Wissenschaftspreise der Deutschen Hochdruckliga und der Deutschen Hypertoniestiftung
Den Patientenwillen auf der Intensivstation im Blick: Dr. Anna-Henrikje Seidlein…
Wissenschaft mit Auszeichnung: Herausragende Nachwuchsforscher auf der Jahrestagung der Deutschen…
VERANSTALTUNGEN
Wichtigster Kongress für Lungen- und Beatmungsmedizin ist erfolgreich gestartet
Virtuelle DGHO-Frühjahrstagungsreihe am 22.03. / 29.03. / 26.04.2023: Herausforderungen in…
Pneumologie-Kongress vom 29. März bis 1. April im Congress Center…
Die Hot Topics der Hirnforschung auf dem DGKN-Kongress für Klinische…
Deutscher Schmerz- und Palliativtag 2023 startet am 14.3.
DOC-CHECK LOGIN
Manisch-depressive Mischzustände – eine therapeutische Herausforderung
Asenapin stabilisiert die Stimmung
Berlin (18. Oktober 2014) – Manische Episoden mit depressiven Symptomen gehören zu den größten Herausforderungen in der Behandlung von Patienten mit bipolaren Störungen. Im DSM-51 wurde die diagnostische Schwelle gesenkt und die Definition von Mischzuständen breiter gefasst. Wie es im klinischen Alltag gelingen kann, sowohl die manischen als auch die depressiven Symptome in den Griff zu bekommen, erläuterten ausgewiesene Experten bei der 27. Jahrestagung des ECNP2. Die Ergebnisse aktueller Post-hoc-Analysen kontrollierter randomisierter Studien weisen darauf hin, dass der Multirezeptorantagonist Asenapin (Sycrest®) nicht nur bei manischen Episoden im Rahmen einer Bipolar-I-Störung, sondern auch bei manisch-depressiven Mischformen bipolarer Störungen gemäß dem DSM-5 „Mixed Feature Specifier“ wirksam und gut verträglich ist. Der Schlüssel für eine adäquate Therapie ist allerdings, depressive Symptome bei Patienten mit manischen Episoden möglichst frühzeitig zu erkennen. Hier kann der neue, validierte Patientenfragebogen M.I.N.I.3 helfen.
Bei bis zu 40% aller Patienten mit einer Bipolar-I-Störung treten während der manischen Episoden auch unterschiedlich stark ausgeprägte depressive Symptome auf [1]. Die betroffenen Patienten erleiden mehr und längere Episoden; sie sind häufiger suizidal, werden öfters hospitalisiert, haben höhere Raten an psychiatrischer Komorbidität – insbesondere Substanzmissbrauch – und sprechen schlechter auf die Therapie an als Patienten mit rein manischen oder depressiven Episoden, berichtete Prof. Trisha Suppes, Palo Alto/USA. Im klinischen Alltag sind manisch-depressive Mischzustände schwierig zu diagnostizieren und zu therapieren. „Die früheren Kriterien für gemischte Episoden waren zu restriktiv und entsprachen nicht der klinischen Realität“, betonte Suppes. Mithilfe des im DSM-5 eingeführten „Mixed Features Specifier“ werde es für den Arzt einfacher, das gesamte Kontinuum gleichzeitig auftretender, nicht überlappender Symptome verschiedener Polarität früher als bisher zu erkennen. Somit könnten Patienten mit gemischten Symptomen nun rechtzeitig identifiziert und einer adäquaten Therapie zugeführt werden. Nach der neuen Definition reichen mindestens drei während einer depressiven Episode bzw. mindestens drei depressive Symptome während einer manischen Episode aus, um die Kriterien eines Mischzustands („Mixed Feature“) gemäß DSM-5 zu erfüllen [2].
M.I.N.I. erleichtert die Diagnose von Mischzuständen
Der neue Patientenfragebogen M.I.N.I. kann den behandelnden Arzt bei der schwierigen Diagnose gemäß dem DSM-5 „Mixed Feature Specifier“ unterstützen. Er enthält neun einfache, von den Patienten selbst zu beantwortende Fragen zu depressiven Symptomen (Stimmung, Kognition, Anhedonie, Energie, Selbstwert, Schuldgefühle/psychotische Merkmale und Suizidalität). Mit dem M.I.N.I.-Modul lassen sich depressive Symptome im Rahmen manischer Episoden mit hoher Sensitivität (0,91) und Spezifität (0,70) erfassen [3]. Der Fragebogen erleichtere die Beurteilung des neuen „Mixed Feature Specifiers“ und helfe Fehldiagnosen zu vermeiden, erläuterte Suppes. Das neue Diagnose-Instrument wurde bereits in einer großen internationalen, prospektiven „Real-World“-Studie mit 1.035 Bipolar-I-Patienten eingesetzt. Die im Rahmen des ECNP-Kongresses vorgestellten Studienergebnisse zeigen, dass ein Drittel (34%) der Gesamtpopulation mindestens drei depressive Symptome hatten und somit die DSM-5 „Mixed Feature“-Kriterien erfüllten. Ängstlichkeit, Reizbarkeit und Agitation waren häufiger und schwerer ausgeprägt und die Suizidalität signifikant höher als bei Patienten mit maximal zwei depressiven Symptomen [4].
Asenapin bei manisch-depressiven Mischzuständen?
Depressive Symptome während manischer Episoden seien nicht nur schwierig zu diagnostizieren, sondern auch schwierig zu behandeln, berichtete Prof. Alan Swann, Houston/USA. Besonders wichtige Zielstrukturen seien die Serotonin (5-HT)-Rezeptoren, vor allem der 5-HT2c-Rezeptor. Eine Blockade des 5-HT2c-Rezeptors ist mit antidepressiven und anxiolytischen Wirkungen assoziiert [5]. Anders als die meisten Antipsychotika hat Asenapin eine hohe Affinität und eine antagonistische Wirkung auf 5-HT2A, 5-HT2B, 5-HT2C-Rezeptoren, nur niedrige Affinitäten zu H1- und α1-Rezeptoren und nahezu keine Affinität zu muskarinergen Rezeptoren [6].
Hinweise für die Wirkung von Asenapin bei Mischzuständen seien vorhanden, erläuterte Prof. Andrea Fagiolini, Siena/Italien. Eine Post-hoc-Analyse der gepoolten Daten von zwei kontrollierten Studien zeigte, dass Asenapin bei Patienten mit manischen Episoden mit depressiver Symptomatik beide Stimmungspole stabilisiere: Nach drei Wochen führte die Therapie mit Asenapin zu einer signifikanten Reduktion der Manie gemäß YMRS4 (p<0,05 vs. Placebo) und der Depression gemäß MADRS5 (p<0,01 vs. Placebo) [7]. Olanzapin, Referenzsubstanz in einem dritten Studienarm, zeigte während der dreiwöchigen placebokontrollierten Doppelblindphase keine signifikanten Effekte im Vergleich zu Placebo. Zudem weisen die Ergebnisse einer weiteren Post-hoc-Analyse darauf hin, dass die Überlegenheit von Asenapin auch erhalten bleibt, wenn die neue Konzeptualisierung von Mischzuständen nach dem DSM-5 „Mixed Feature Specifier“ zugrunde gelegt wird. In dieser Untersuchung zeigte sich bereits nach 2 Tagen ein statistisch signifikanter Unterschied zugunsten von Asenapin gegenüber Placebo auf der YMRS (p≤0,01), der während des gesamten Behandlungszeitraumes anhielt [8]. Die Wirkung von Asenapin war unabhängig vom Schweregrad der depressiven Symptome zu Baseline. Neben einer medikamentösen Therapie stellen laut Fagiolini auch psychoedukative Ansätze eine sinnvolle Maßnahme bei gemischten Episoden dar.
Fazit für die Praxis
Manisch-depressive Mischzustände bei bipolaren Patienten sind mit einer ungünstigen Prognose assoziiert und sind häufiger als in der Vergangenheit oftmals angenommen. Der neue M.I.N.I.-Fragebogen erleichtert die Detektion depressiver Symptome während manischer Episoden und die Beurteilung des DSM-5 „Mixed Feature Specifiers“. Post-hoc-Daten zu Asenapin weisen darauf hin, dass das Atypikum sowohl die manischen als auch die depressiven Symptome während gemischter Episoden verbessern könnte [8].
Anmerkungen
-
1 DSM-5: Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders
-
2 ECNP: European College of Neuropsychopharmacology
-
3 M.I.N.I.: Mini International Neuropsychiatric Interview
-
4 YMRS: Young Mania Rating Scale
-
5 MADRS: Montgomery-Asberg Depression Rating Scale
Literatur
-
[1] Vieta E et al. J Affect Disord 2014; 156: 206-213
-
[2] American Psychiatric Association. Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders. Fifth Edition, APA, 2013
-
[3] Hergueta T, Weiller E. Int J Bipolar Disorder 2013; 1: 21
-
[4] Young A, Eberhard J. Eur Neuropsychopharmacol 2014; 24 (Suppl 2) S420-S421; Poster P.2.d.013
-
[5] Jensen NH et al. Scientific World Journal 2010; 10: 1870-1885
-
[6] Fachinformation Asenapin, Stand Februar 2013
-
[7] Azorin JM et al. J Affect Disord 2013; 145: 62-69
-
[8] McIntyre R et al. J Affect Disord 2013; 150: 378-383
Über Sycrest®
Sycrest® ist das einzige tetrazyklisches Antipsychotikum, das seit dem 1. September 2010 in allen 27-EU-Ländern für die Behandlung mäßiger bis schwerer manischer Episoden einer Bipolar-I-Störung bei Erwachsenen zugelassen ist. Weitere Hinweise zur Verschreibung finden sich in der Fachinformation von Sycrest®. Sycrest® ist eine eingetragene Handelsmarke von N.V. Organon, einer Tochtergesellschaft der Firma Merck & Co., Inc., Whitehouse Station, N.J., U.S.A.
Über Lundbeck
Lundbeck ist ein international tätiges Pharmaunternehmen, das 1915 in Dänemark gegründet wurde und heute etwa 5.800 Mitarbeiter in 57 Ländern beschäftigt. Der deutsche Firmensitz ist in Hamburg. Das „Unternehmen ZNS“ hat sich auf die Entwicklung und den Vertrieb innovativer Medikamente zur Behandlung von psychischen und neurologischen Erkrankungen spezialisiert.
Quelle: Satelliten-Symposium “ Recognising, understanding and treating bipolar mania with depressive symptoms” im Rahmen des ECNP-Kongresses; unterstützt von H. Lundbeck A/S, Berlin, 18.10.2014.
Weitere Informationen über das Symposium finden Sie auch unter www.bipolarmania.net (tB).