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MMR, Varizellen und Rotaviren

Impf-Update für Säuglinge und Kleinkinder

 

Bad Orb (17. Oktober 2012) – Die Empfehlungen der Ständigen Impfkommission am Robert Koch-Institut (STIKO) zur Impfung von Säuglingen und Kleinkindern bei Masern, Mumps, Röteln (MMR) und Varizellen wurden aktualisiert: Seit knapp einem Jahr wird bei der ersten Impfung die getrennte Gabe des MMR-Impfstoffs einerseits (z.B. MM-RvaxPro®) und eines Varizellen-Impfstoffs (z.B. Varivax®) andererseits empfohlen.1 Wie diese getrennte Gabe in der Praxis aufgenommen wurde und welche neuen Argumente aktuell eine deutsche Studie für eine Empfehlung zur Rotavirus-Schutzimpfung (z. B. mit RotaTeq®) bei Säuglingen liefert, dies erfuhren die Teilnehmer des vom Impfhersteller Sanofi Pasteur MSD, Leimen, unterstützen Symposiums beim diesjährigen Kongress des Bundesverbands für Kinder und Jugendliche (BVKJ e.V.) in Bad Orb.

 

Seit September 2011 empfiehlt die STIKO bei der ersten Impfung gegen Masern, Mumps, Röteln und Varizellen die getrennte Gabe des MMR-Impfstoffs einerseits und eines Varizellen-Impfstoffs andererseits.1 Der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) hat die Schutzimpfungs-Richtlinie für die Kombinationsimpfung entsprechend der STIKO-Mitteilung geändert. Die Kostenübernahme ist für alle gesetzlichen Krankenkassen verpflichtend.2

 

 

Pädiater folgen der STIKO-Empfehlung und impfen gegen MMR und Varizellen getrennt

 

Die aktuelle Impfempfehlung gegen MMR und Varizellen beispielsweise mit Varivax® wird in der Praxis gut umgesetzt. Dies bestätigt eine aktuelle Umfrage*, an der bundesweit über 1.200 Pädiater teilgenommen haben. Dr. med. Gunther Gosch aus Magdeburg erklärt: „76 Prozent der befragten Kinderärzte folgen der STIKO-Impfempfehlung im Praxisalltag und verabreichen bei der Erstimpfung MMR- und Varizellen-Impfstoff getrennt.“ In der Praxis ist die getrennte Gabe problemlos umsetzbar, da beide Impfungen zeitgleich vorgenommen werden können. Wichtig ist jedoch, dass für beide Impfungen unterschiedliche Impforte gewählt werden. Bezüglich des Impfkalenders ergeben sich hierdurch keine Änderungen. Obwohl die zweite Varizellen-Impfung laut STIKO-Impfempfehlung mit einem MMRVKombinationsimpfstoff erfolgen kann1, gaben im Rahmen der Befragung gut ein Viertel der Pädiater an, dass sie auch die zweite Impfung mit einem MMR-Impfstoff einerseits und einem Varizellen-Impfstoff anderseits getrennt verabreichen. Der Wunsch nach einer getrennten Gabe liegt zum Großteil daran, dass die Pädiater den Wunsch der Eltern nachkommen. Nach den Ergebnissen der Umfrage zufolge (58 Prozent) möchten die Eltern eine getrennte Gabe der MMR- und Varizellen-Impfung.3

 

 

Europaweit hohe Hospitalisierungsraten durch Rotavirus-Gastroenteritis

 

Weltweit sterben nach Schätzungen jährlich 453.000 Kleinkinder im Alter bis zu fünf Jahren an den Folgen einer Rotavirusgastroenteritis (RVGE).4 Im Jahr 2011 waren dem Robert Koch-Institut deutschlandweit mehr als 54.000 Fälle bekannt.5 Doch diese Daten spiegeln die tatsächliche Krankheitslast nur unzureichend wider, da von einer starken Untermeldung ausgegangen werden muss. „Allein in der Europäischen Union führt die Erkrankung jährlich zu 87.000 Hospitalisierungen sowie 231 Todesfällen bei Kindern unter fünf Jahren“6, so Dr. Gosch. Einzige Möglichkeit der Prävention ist die Schluckimpfung, z.B. mit dem Schluckimpfstoff RotaTeq®. Er enthält fünf human-bovine Rotavirus-Reassortanten und richtet sich mit seiner pentavalenten Zusammensetzung direkt gegen die fünf Rotavirus-Typen7, die für etwa 98 Prozent der Rotavirus-Gastroenteritiden in Europa und Deutschland verantwortlich sind.8,9 Aufgrund erfolgreicher nationaler Impfprogramme in Ländern wie beispielsweise Finnland und Österreich ergibt eine aktuelle Analyse zur Auswirkung der RV-Impfung in Europa eine Effektivität gegen RV-Hospitalisierungen von 70 bis 100 Prozent.10

 

 

Rotavirus-Impfung in Deutschland: Viele Kassen erstatten bereits

 

Die Sächsische Impfkommission (SIKO) empfiehlt zwar die Impfung gegen Rotaviren schon seit Januar 200811 und seit 2009 existieren öffentliche Empfehlungen der Länder Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Thüringen und Schleswig-Holstein12, Dr. Gosch wies aber darauf hin, dass für Deutschland noch immer keine nationale Impfempfehlung existiert. Laut Berechnungen13 des Impfstoffherstellers Sanofi Pasteur MSD erstatteten bundesweit bisher 75 Prozent der gesetzlichen Krankenkassen freiwillig die Rotavirus-Schutzimpfung. In Bundesländern mit großer Allgemeiner Ortskrankenkasse (AOK), wie Baden-Württemberg und auch Berlin-Brandenburg bedeutet dies nunmehr eine Abdeckung von ca. 90 Prozent.

 

 

Besonders schwere RVGE-Verläufe dokumentiert

 

Erstmals wurden auch besonders schwere Verläufe von Rotaviruserkrankungen in Deutschland systematisch dokumentiert. Die Erhebungseinheit für seltene pädiatrische Erkrankungen (ESPED) führte dazu eine bundesweite Untersuchung im Zeitraum April 2009 bis März 2011 durch.14

 

Insgesamt wurden 101 sehr schwere Fälle beobachtet. Dabei traten insgesamt 17 nosokomiale RVGE-bedingte Infektionen sowie 84 RVGE-Fälle auf. Im Mittel waren die Kinder 10,5 Monate alt und mußten durchschnittlich bis zu sechs Tage ins Krankenhaus. Für 48 der 84 Patienten wurde ein Aufenthalt auf der Intensivstation nötig und es wurden drei Todesfälle dokumentiert: zwei Kinder mit ambulant erworbener und eines mit nosokomialer Infektion).

 

Trotz fast identischer (freiwilliger) Kostenübernahme der Impfung durch die Krankenkassen ist die Inanspruchnahme dieser Leistung in den einzelnen Bundesländern sehr unterschiedlich. Deshalb profitieren nicht alle Kinder gleichermaßen. Ein Rückgang der Inzidenz bei Kindern jünger als zwei Jahre konnte vor allem in den östlichen Bundesländern nach Einführung der Impfung nachgewiesen werden. Durch die unterschiedlichen Impfraten profitierten zwar auch die westdeutschen Säuglinge und Kleinkinder im Alter bis zu zwölf Monaten, jedoch nicht in dem Maße wie die ostdeutschen. Bundesweit nahmen die RV-bedingten Hospitalisierungen ab und es zeigte sich ein signifikanter Rückgang der nosokomialen Infekte in der Altersgruppe der für die Impfung geeigneten Säuglinge und Kleinkinder (zwei bis acht Monate).15

 

 

Anmerkung

 

  • * Repräsentative, bundesweite, anonyme Umfrage unter Pädiatern (Fragebogen, geschlossene und offene Antwortmöglichkeiten), durchgeführt von 2COMMUNICARE im Auftrag von Sanofi Pasteur MSD. Durchführung: März bis April 2012. Ziel der Erhebung war es zu ermitteln, inwieweit die Mitteilung der Ständigen Impfkommission (STIKO) vom September 2011 (Robert Koch-Institut, Epidemiologisches Bulletin 38/2011) zur Impfung gegen Masern, Mumps, Röteln und Varizellen (MMR/V) in der Praxis Anwendung findet.

 

 

Literatur 

  1. Robert Koch-Institut. Epidemiologisches Bulletin 2011;38:351–356.
  2. G-BA. Richtlinie des Gemeinsamen Bundesausschusses über Schutzimpfungen nach § 20d Abs. 1 SGB V. Bundesanzeiger 2012;10:243.
  3. Sanofi Pasteur MSD, Internal Data, 2012, Markterhebung durch 2COMMUNICARE.
  4. Tate, J.E., Burton, A.H, Boschi-Pinto, C et al. 2008 estimate of worldwide rotavirus associated mortality in children younger than 5 years before the introduction of universal rotavirus vaccination programmes: a systematic review and meta-analysis. Lancet Infect Dis. 2012;12:136-141.
  5. http://www3.rki.de/SurvStat/ (letzte Abfrage 02.05.2012).
  6. Soriano-Gabarró, M., Mrukowicz, J, Vesikari, T et al. Burden of rotavirus disease in European Union countries. Pediatr Infect Dis J. 2006;25:S7-S11.
  7. Vesikari T et al. Safety and Efficacy of a Pentavalent Human-Bovine (WC3) Reassortant Rotavirus Vaccine. N Engl Med 2006;354:23-33.
  8. Van Damme et al. Distribution of Rotavirus Genotypes in Europe, 2004–2005: The REVEAL Study. J Infect Dis 2007;195:17–25.
  9. Littmann M et al Krankheitslast durch akute Rotavirus-Gastroenteritis bei Kindern < 5 Jahre. pädiat.praxis 2007;70:433–444.
  10. Giaquinto C et al., Report of the Second European Expert Meeting on Rotavirus Vaccination. Vaccine 2012, 30:2237–2244.
  11. Empfehlungen der Sächsischen Impfkommission zur Durchführung von Schutzimpfungen im Freistaat Sachsen. Stand: Januar 2008.
  12. Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt 2011, 5:27.
  13. Sanofi Pasteur MSD, Internal Data, 2012.
  14. Shai, Sonu et al. Rotavirus Disease in Germany – A Prospective Survey of Very Severe Cases. The Pediatric Infectious Disease Journal Publish Ahead of Print. DOI: 10.1097/INF.0b013e31826f602b.
  15. Dudareva-Vizule,S. et al. Impact of Rotavirus Vaccination in Regions with low and moderate Vaccine uptake in Germany. Human Vacc & Immunothera.2012;8:10.

 

Über Sanofi Pasteur MSD (SPMSD)

 

SPMSD ist ein europäisches Gemeinschaftsunternehmen von Sanofi Pasteur und Merck & Co. Inc.: Wir haben uns als Einzige ausschließlich auf Herstellung und Vertrieb von Impfstoffen spezialisiert. Impfungen gehören zu den wirksamsten und wichtigsten vorbeugenden Gesundheitsmaßnahmen – mit unseren Produkten schützen wir Menschen aller Altersklassen vor 20 Infektionskrankheiten. Weltweit arbeiten Forscherteams an der Entwicklung neuer und der Verbesserung bewährter Impfstoffe. Dabei ist es Ziel, deren Wirksamkeit, Verträglichkeit und Akzeptanz ständig zu verbessern. Auf der Dialogplattform www.impfenimdialog.de beantworten Experten von SPMSD persönlich individuelle Fragen rund um das Thema Impfen.

 


 

Quelle: Sanofi Pasteur MSD, 17.10.2012 (tB).

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