MEDIZIN

DOC-CHECK LOGIN

Musiktherapie bei "Tinnitus-Rauschen"

 

Heidelberg (7. September 2009) – Ergebnisse einer vom Deutschen Zentrum für Musiktherapie durchgeführten Pilotstudie belegen die Wirkung von Musiktherapie bei "Tinnitus-Rauschen". In Zusammenarbeit mit der Fakultät für Musiktherapie der SRH Hochschule Heidelberg wurde, unter Berücksichtigung der Klangqualität und möglicher kardiovaskulärer Einflussfaktoren, die Behandlungsmethode der "Musiktherapie bei chronisch-tonalem Tinnitus nach dem Heidelberger Modell" auf die Diagnose "Tinnitus-Rauschen" ausgeweitet. 21 der 23 untersuchten Probanden erreichten eine zuverlässige Reduktion der Symptome.

 

Chronischer Tinnitus ist eine sehr häufige Erkrankung. Bei der Beschreibung der Symptome werden grob die Kategorien "tonal" (z.B. Pfeifen, Klingeln, Summen, Zirpen) und "nicht-tonal" (z.B. Rauschen, Brummen, Surren, Knacken, Knistern, Rumpeln) unterschieden. Beide Formen können aber auch gemeinsam auftreten. Allerdings wird trotz Erfassung der Klangqualität in den gängigen Behandlungsmodellen des subjektiven, chronischen Tinnitus keine Unterscheidung nach der Klangqualität gemacht!

Für Patienten mit tonalem Tinnitus wurde durch eine interdisziplinäre Arbeitsgruppe (Deutsches Zentrum für Musiktherapieforschung, Fakultät für Musiktherapie der SRH Hochschule Heidelberg, Hals-Nasen-Ohren Klinikum der Universität Heidelberg, Klinik für Neuroradiologie der Universität Homburg) mit dem "Heidelberger Modell zur musiktherapeutischen Behandlung von chronisch-tonalem Tinnitus" bereits ein wirksames und neurowissenschaftlich überprüftes Therapiemanual entwickelt. Bei rund 80% der 193 Patienten konnte eine deutliche Symptomverbesserung bzw. Symptomauflösung erreicht werden.

Dieser musiktherapeutische Ansatz wurde nun auf den Bereich des "Tinnitus-Rauschen" ausgeweitet. In einer ersten Pilotstudie, gefördert von der Landesstiftung Baden-Württemberg, erreichten 21 der 23 untersuchten Probanden (d.h. über 90%) eine zuverlässige Reduktion der Symptome. Die Behandlungsdauer beträgt dabei nur 5 Tage. Der Behandlungserfolg bleibt auch über einen Zeitraum von 6 Monaten stabil, weitere Langzeiterhebungen erfolgen noch.

Die Resultate der bildgebenden Verlaufsuntersuchungen zeigen neuroplastische Veränderungen der Gehirnstrukturen. Die aktive Auseinandersetzung mit dem missliebigen Ohrgeräusch bringt eine neuroplastische Veränderung in diesen Strukturen mit sich.


Psychophysiologische Messungengeben Anhaltspunkte für kardiovaskuläre Einflüsse auf das "Tinnitus-Rauschen". So hatten 43% der untersuchten Patienten erhöhte Blutdruckwerte. Die effektive Kontrolle von Puls- und Blutdruckschwankungen scheint eine wichtige Vorhersagekraft für die weitere Entwicklung der Tinnitussymptomatik zu haben: je besser die Patienten ihren Kreislauf in der Abschlussmessung beeinflussen konnten, desto geringer war die Belastung der Probanden nach sechs Monaten.

Somit ist die Musiktherapie auch bei rauschendem Tinnitus eine schnell wirksame und lang andauernde Behandlungsalternative. Der Einfluss von kardiovaskulären Einflussfaktoren scheint eine wichtige Rolle zu spielen und sollte in weiterführenden Untersuchungen noch genauer evaluiert werden.

Mehr Informationen für Patienten sind telefonisch erhältlich unter 06226-7963101 oder per eMail unter ambulanz@fh-heidelberg.de

Das Deutsche Zentrum für Musiktherapieforschung (Viktor Dulger Institut) DZM e.V. wurde 1995 in Heidelberg gegründet. Heute ist das DZM das größte musiktherapeutische Forschungsinstitut in Europa und vereint Forschung, Praxis und Lehre unter einem Dach. Das DZM ist ein AN-Institut der SRH Hochschule Heidelberg, d. h. das Forschungsinstitut ist wissenschaftlich eng mit dieser Hochschule verbunden, aber wirtschaftlich und rechtlich unabhängig. Das DZM ist als gemeinnützig anerkannt und finanziert sich zum überwiegenden Teil aus Spenden und Forschungsdrittmittel. Am DZM entwickeln und erforschen Musiktherapeuten, Mediziner, Musikwissenschaftler und Psychologen in interdisziplinären Projekten musiktherapeutische und musikmedizinische Konzepte zur Verbesserung der Lebenssituation erkrankter Menschen.
Seit 2008 gehören außer dem Forschungsinstitut die Heidelberger Akademie für Psychotherapie (Approbationsausbildung) und eine Tinnitusambulanz zum DZM.

Weitere Informationen: http://www.dzm.fh-heidelberg.de

 


 

Quelle: Presseinformation des Deutschen Zentrums für Musiktherapieforschung (Viktor Dulger Institut) DZM e.V. vom 07.09.2009.

MEDICAL NEWS

IU School of Medicine researchers develop blood test for anxiety
COVID-19 pandemic increased rates and severity of depression, whether people…
COVID-19: Bacterial co-infection is a major risk factor for death,…
Regenstrief-led study shows enhanced spiritual care improves well-being of ICU…
Hidden bacteria presents a substantial risk of antimicrobial resistance in…

SCHMERZ PAINCARE

Hydromorphon Aristo® long ist das führende Präferenzpräparat bei Tumorschmerz
Sorgen und Versorgen – Schmerzmedizin konkret: „Sorge als identitätsstiftendes Element…
Problem Schmerzmittelkonsum
Post-Covid und Muskelschmerz
Kopfschmerz bei Übergebrauch von Schmerz- oder Migränemitteln

DIABETES

Wie das Dexom G7 abstrakte Zahlen mit Farben greifbar macht…
Diabetes mellitus: eine der großen Volkskrankheiten im Blickpunkt der Schmerzmedizin
Suliqua®: Einfacher hin zu einer guten glykämischen Kontrolle
Menschen mit Diabetes während der Corona-Pandemie unterversorgt? Studie zeigt auffällige…
Suliqua® zur Therapieoptimierung bei unzureichender BOT

ERNÄHRUNG

Positiver Effekt der grünen Mittelmeerdiät auf die Aorta
Natriumaufnahme und Herz-Kreislaufrisiko
Tierwohl-Fleisch aus Deutschland nur mäßig attraktiv in anderen Ländern
Diät: Gehirn verstärkt Signal an Hungersynapsen
Süßigkeiten verändern unser Gehirn

ONKOLOGIE

Strahlentherapie ist oft ebenso effizient wie die OP: Neues vom…
Zanubrutinib bei chronischer lymphatischer Leukämie: Zusatznutzen für bestimmte Betroffene
Eileiter-Entfernung als Vorbeugung gegen Eierstockkrebs akzeptiert
Antibiotika als Störfaktor bei CAR-T-Zell-Therapie
Bauchspeicheldrüsenkrebs: Spezielle Diät kann Erfolg der Chemotherapie beeinflussen

MULTIPLE SKLEROSE

Multiple Sklerose: Aktuelle Immunmodulatoren im Vergleich
Neuer Biomarker für Verlauf von Multipler Sklerose
Multiple Sklerose: Analysen aus Münster erhärten Verdacht gegen das Epstein-Barr-Virus
Aktuelle Daten zu Novartis Ofatumumab und Siponimod bestätigen Vorteil des…
Multiple Sklerose durch das Epstein-Barr-Virus – kommt die MS-Impfung?

PARKINSON

Meilenstein in der Parkinson-Forschung: Neuer Alpha-Synuclein-Test entdeckt die Nervenerkrankung vor…
Neue Erkenntnisse für die Parkinson-Therapie
Cochrane Review: Bewegung hilft, die Schwere von Bewegungssymptomen bei Parkinson…
Technische Innovationen für eine maßgeschneiderte Parkinson-Diagnostik und Therapie
Biomarker und Gene: neue Chancen und Herausforderungen für die Parkinson-Diagnose…