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Neurobiologie des Vertrauens
Forscher zeigen, dass psychische Störungen wie Autismus durch eine Kombination von Neurohormonen und Psychotherapie heilbar werden könnten
Freiburg i.B. (19. August 2011) – In den vergangenen Jahren hat in den Neurowissenschaften kaum ein Thema mehr Aufsehen erregt als die Forschung zum Neurohormon Oxytocin. Seit etwa 60 Jahren ist es für seine Bedeutung bei der Geburt und beim Stillen bekannt. In den beiden vergangenen Jahrzehnten haben Forscher in Tierstudien entdeckt, dass das Hormon auch eine zentrale Rolle für das soziale Bindungsverhalten sowie die Verringerung von Angst und Stress in sozialen Situationen spielt.
Prof. Dr. Markus Heinrichs, Professor für Biologische Psychologie an der Universität Freiburg, hat sich weltweit als Erster mit der Bedeutung von Oxytocin für Sozialverhalten, Angst und Stress beim Menschen beschäftigt. In einer Reihe von Arbeiten, unter anderem in dem Fachmagazin Nature, hat er gezeigt, dass Oxytocin als Nasenspray Vertrauen und Einfühlungsvermögen in andere Menschen erhöht, jedoch Angst und Stress reduziert. Eine wichtige Hoffnung bei der Erforschung dieses Hormonsystems liegt in der erwarteten klinischen Nutzung. Insbesondere psychische Störungen mit sozialen Defiziten sind bislang nur bedingt oder gar nicht therapierbar. Derzeit kann nur die Hälfte der Patienten mit sozialer Phobie erfolgreich behandelt werden, bei Autismus gibt es bislang sogar keine heilende Therapie.
In der aktuellen Ausgabe des Fachjournals Nature Reviews Neuroscience haben die Freiburger Neurowissenschaftler Markus Heinrichs und Dr. Gregor Domes gemeinsam mit den Forschern Prof. Dr. Andreas Meyer-Lindenberg und Prof. Dr. Peter Kirsch vom Heidelberger Zentralinstitut für Seelische Gesundheit, ein neues Modell zur Relevanz von Neurohormonen für das „soziale Gehirn“ vorgestellt. Durch eine Integration verhaltenswissenschaftlicher, hormoneller, genetischer und hirnwissenschaftlicher Verfahren ist es den Wissenschaftlern gelungen, neue klinische Perspektiven für die Behandlung psychischer Störungen mit sozialen Defiziten aufzuzeigen. „In der von uns beschriebenen ‚psychobiologischen Therapie’ geht es eben nicht um die Entwicklung eines neuen Medikaments, sondern um eine ‚propsychotherapeutische’ Stimulation eines Neurohormonsystems – also eine Kombination von Hormonverabreichung und interaktioneller Psychotherapie“, sagt Markus Heinrichs. Seit seinem Wechsel von der Universität Zürich an die Universität Freiburg Ende 2009 betreibt er die klinischen Studien in der lehrstuhleigenen Psychotherapeutischen Ambulanz für Stressbedingte Erkrankungen sowie in Kooperation mit der Freiburger Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie.
Originalveröffentlichung
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Meyer-Lindenberg, A., Domes, G., Kirsch., P. & Heinrichs, M. (2011). Oxytocin and vasopressin in the human brain: social neuropeptides for translational medicine. Nature Reviews Neuroscience, 12, 524-538.
http://www.psychologie.uni-freiburg.de/abteilungen/psychobio
Quelle: Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau, 19.08.2011 (tB).