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NOGGO – Neues vom amerikanischen Krebskongress (ASCO)
Brustkrebs
Berlin (12. Juni 2013) – Pro Jahr erkranken derzeit über 74.000 Frauen in Deutschland an Brustkrebs [1]. Zwar ist die Inzidenz in den letzten Jahren aufgrund verbesserter Präventionsmaßnahmen gestiegen, mit ihr aber auch die Überlebenschance der Betroffenen. Brustkrebspatientinnen haben heute eine deutlich verbesserte Prognose als noch vor 10 oder 15 Jahren. Grund dafür ist die kontinuierliche Forschung und die damit einher gehende Verbesserung von Prävention, Diagnostik und Therapie. Auch der diesjährige ASCO gab wichtige Impulse.
Prävention durch Gentests
Die Bestimmung des genetischen Brustkrebsrisikos ist zuletzt durch die vorsorgliche Brustamputation von Angelina Jolie in die Schlagzeilen geraten. Bei Frauen mit defekten BRCA1- oder BRCA2-Genen ist das Krebsrisiko massiv erhöht – und der Krebs tritt oft schon in jüngerem Alter auf. Mittlerweile sind eine Reihe weiterer Genexpressionsprofile identifiziert worden. Sie zielen darauf ab, prognostische Information über die herkömmliche klinisch-pathologische Risikostratifizierung hinaus zu liefern.
Afroamerikanische Frauen sind beispielsweise überproportional häufig im frühen Lebensalter vom sogenannten „triple negativen Brustkrebs“ betroffen. Der liegt vor, wenn keine Östrogen- und keine Progesteronrezeptoren exprimiert werden und keine HER2-Überexpression nachweisbar ist (dreifach negativ: ER-, PR-, HER2-). Eine auf dem ASCO präsentierte Studie [2] screente die DNA von 249 betroffenen Frauen im Hinblick auf Mutationen in allen 18 bekannten Brustkrebsgenen. Über 25% der Erkrankten waren Mutationsträgerinnen. Das zeigt, wie wichtig es ist, nach allen bekannten Brustkrebsgenen zu screenen, um ein Familienrisiko identifizieren und ggf. Verwandte der Betroffenen vorsorglich lebensrettenden Interventionen zuführen zu können.
Im Fokus der jüngsten Forschung steht die Frage, inwieweit auch die genomische Signatur von sogenannten epigenetischen Regulatorgenen (epigenetic regulatory genes/ERGs) das Brustkrebsrisiko vorhersagen kann. In einer auf dem ASCO vorgestellten Studie [3] wurden 20 solcher Signaturen, also Abweichungen in der DNA-Sequenz, sogenannte Single Nucleotide Polymorphisms (SNP), von 13 Regulatorgenen (ERG) identifiziert, die mit einem erhöhten Brustkrebsrisiko in Zusammenhang stehen. Bei allen 20 SNP-ERG gab es eine signifikante Assoziation mit einem erhöhten Brustkrebsrisiko. Die deutlichste Assoziation trat bei RUNX1 (p=0,006) und PRDM16 (p=0,007) auf. Die Autoren schlussfolgern, dass diese risikoassoziierten Signaturen in bestehende Risikovorhersagemodelle implementiert werden sollten, denn die 20 neuen „Marker“ haben ein vielversprechendes Potenzial, Hochrisikopatientinnen zu stratifizieren.
Vorgehen nach Wächterlymphknotenbiopsie
Die Entfernung des Wächter- oder Sentinel-Lymphknotens hat seit längerer Zeit Einzug in die operative Therapie des Mammakarzinoms erhalten. Das Prinzip basiert darauf, dass ein negativer Sentinel eine negative Axilla (Achselhöhle) repräsentiert. Daher wird die Entfernung aller axillären Lymphknoten nicht mehr als notwendig erachtet, wenn der Sentinel frei von Tumorzellen ist, bislang wohl aber, wenn Tumorzellen im Sentinel gefunden werden.
Nun wurden die Ergebnisse der bisher größten, prospektiven, randomisierten Phase III-Studie (NSABP B-32) präsentiert [4]. Sie verglich das Gesamtüberleben, die erkrankungsfreie Zeit und die Morbidität bei Patientinnen mit negativem Sentinel-Lymphknoten, die entweder nur einer Sentinel-Lymphknoten-Entfernung oder aber einer konventionellen Entfernung aller axillären Lymphknoten unterzogen worden waren. Nach zehn Jahren zeigte sich im Hinblick auf Gesamtüberleben und erkrankungsfreie Zeit kein signifikanter Unterschied zwischen den Gruppen.
Eine weitere Studie [5] verglich das chirurgische vs. radiotherapeutische Vorgehen bei Patientinnen mit positivem Sentinel-Lymphknoten. Entfernung der axillären Lymphknoten stellt derzeit die Standardtherapie dar. Hinsichtlich der regionalen Kontrolle erwies sich die axilliäre Bestrahlung in dieser Studie aber als ebenso wirksam – und zwar bei weniger unerwünschten Therapiefolgen: Das Lymphödem-Risiko war geringer.
Optimierung der zielgerichteten Therapie bei HER-2-neu positiven Mammakarzinomen
Sowohl im Bereich der adjuvanten, als auch in der neoadjuvanten Therapie, aber auch in der palliativen Situation wird an der Optimierung der zielgerichteten Therapie gearbeitet.
Verschiedene Studien aus dem Vorjahr zeigten sowohl eine Verlängerung des progressionsfreien Überlebens als auch des Gesamtüberlebens durch die Kombination der zielgerichteten Therapie mit Chemotherapie sowie ebenfalls durch eine Kombination der unterschiedlichen zielgerichteten Therapien miteinander [6, 7, 8].
Große Hoffnung ruht in diesen Fällen auf der Immunsignatur, so kann beispielsweise durch den Nachweis des p95HER2 die HER-2 Blockade optimiert werden [9].
Literatur
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Churpek JE et al. Inherited mutations in breast cancer genes in African American breast cancer patients revealed by targeted genomic capture and next generation sequencing. J Clin Oncol 31, 2013 (suppl; abstr 1501)
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Adaniel C et al. Breast cancer risk prediction using the novel germ-line signatures in epigenome regulatory pathways. J Clin Oncol 31, 2013 (suppl; abstr 1500)
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Julian TB et al. 10-yr follow-up results of NSABP B-32, a randomized phase III clinical trial to compare sentinel node resection (SNR) to conventional axillary dissection (AD) in clinically node-negative breast cancer patients. J Clin Oncol 31, 2013 (suppl; abstr 1000)
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Rutgers EJ et al. Radiotherapy or surgery of the axilla after a positive sentinel node in breast cancer patients: Final analysis of the EORTC AMAROS trial (10981/22023). J Clin Oncol 31, 2013 (suppl; abstr LBA1001)
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Baselga J et al. Pertuzumab plus trastuzumab plus docetaxel for metastatic breast cancer. N Engl J Med 2012; 366(2): 109-19
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Baselga J et al. Lapatinib with trastuzumab for HER2-positive early breast cancer (NeoALTTO): a randomised, open-label, multicentre, phase 3 trial. Lancet 2012; 379(9816): 633-40
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Gianni L et al. Efficacy and safety of neoadjuvant pertuzumab and trastuzumab in women with locally advanced, inflammatory, or early HER2-positive breast cancer (NeoSphere): a randomised multicentre, open-label, phase 2 trial. Lancet Oncol 2012;13(1):25-32
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Duchnowska R et al. Quantitative measurements of p95HER2 (p95) protein expression in tumors from patients with metastatic breast cancer (MBC) treated with trastuzumab: Independent confirmation of the p95 clinical cutoff. J Clin Oncol 31, 2013 (suppl; abstr 604)
Autor
Dr. med. Fakher Ismaeel,
ltd. Oberarzt
Charité Universitätsmedizin Berlin, CVK, Klinik für Gynäkologie
Quelle: NOGGO – Nord-Ostdeutsche Gesellschaft für Gynäkologische Onkologie e.V., 12.06.2013 (hB).