MEDIZIN

DOC-CHECK LOGIN

OP-Barometer 2017

Kliniken mit großen OP-Bereichen haben mehr Schwierigkeiten

 

  • Befragung der Frankfurt UAS von O P- und Anästhesie-Pflegekräften
  • Mitarbeiterunzufriedenheit lässt Leistungsfähigkeit sinken

Frankfurt am Main (5. Februar 2018) – Personalknappheit, schlechte Organisationsstrukturen und Defizite in der Unternehmenskultur bewirken nach ersten Erkenntnissen des OP-Barometers 2017 ein Sinken der Leistungsfähigkeit in deutschen OP-Sälen. „Der OP-Saal ist der Motor eines Krankenhauses. Wenn dieser stottert, dann bedeutet es eine Gefährdung für die gesamte Einrichtung“, sagt Prof. Thomas Busse, Direktor des Zentrums für Gesundheitswirtschaft und -recht (ZGWR) der Frankfurt University of Applied Sciences (Frankfurt UAS), der die Studie zum sechsten Mal durchführt. Mehr als 1.950 Mitarbeitende aus den Bereichen OP-Pflege und Anästhesie-Pflege nahmen an der Befragung teil, eine Steigerung von fast 14 % im Verhältnis zur Befragung 2015. In diesem Jahr beteiligten sich u.a. Mitarbeitende von rund einem Viertel der deutschen Universitätsklinika, was laut Busse verstärkte Problemstellungen gerade in größeren Krankenhäusern signalisiere.

„Nach der Datenlage aus dem OP-Barometer 2017 scheint es große Unterschiede im Hinblick auf Personal, Organisation und Patientengefährdung in den unterschiedlichen Krankenhäusern zu geben. Manche Krankenhäuser haben in den letzten Jahren ihre Hausaufgaben gemacht, nämlich Organisationsabläufe optimiert oder beispielsweise Hygienemängel abgestellt, anderen ist dies wohl nicht gelungen. Es ist den Patientinnen und Patienten daher anzuraten, genau hinzuschauen, in welchem Krankenhaus sie sich operieren lassen“, resümiert Busse. „Gerade OP- und Anästhesie-Pflegekräfte aus großen Kliniken mit neun bis 12 oder über 12 Sälen schätzen die eigene Leistungsfähigkeit negativer ein als Mitarbeitende kleinerer OP-Bereiche mit bis zu acht Sälen. Gründe hierfür dürften in großen OP-Bereichen im Wesentlichen in strukturellen Defiziten im Hinblick auf die Personalführung und -ausstattung liegen.“

Einschätzung der Patientengefährdung bleibt konstant

Als wesentliche Essenz des OP-Barometers 2017 lässt sich feststellen, dass mehr als 47 % der Befragten angeben, dass aus ihrer Sicht die Gefährdung der Patientinnen und Patienten in den letzten zwei Jahren zugenommen hat. Von den befragten Mitarbeitenden aus großen OP-Bereichen traf über die Hälfte diese Aussage. Der prozentuale Anteil der Befragten, die diese Aussage getroffen haben, ist im Vergleich zu den früheren Befragungen in etwa konstant geblieben, eine Verbesserung seit dem Jahr 2015 ist somit kaum eingetreten. Im Jahr 2015 trafen beispielsweise noch 48 % der Befragten diese Aussage. Folgende Gründe werden im OP-Barometer 2017 genannt: Nur ca. 28 % der Befragten empfinden, dass sie genügend Pflegepersonal haben, um die wachsenden Anforderungen zu bewältigen. Dabei waren es bei großen OP-Bereichen mit über 12 Sälen sogar nur 21 %. Rund 65 % aller Befragten bemängeln eine sehr hohe Krankenquote und fast die Hälfte attestiert eine hohe Fluktuationsrate bei neuen Mitarbeitenden. Rund 38 % der Befragten sehen sich in ihrem OP-Bereich in der täglichen Arbeit sogar mit dem Thema Mobbing konfrontiert.

Mangelndes Vertrauen in den eigenen OP-Bereich

Das Vertrauen in die eigene Qualität scheint in einigen OP-Bereichen nicht besonders ausgeprägt zu sein. So würden sich nur etwa 62 % aus fachlicher Hinsicht in ihrem OP operieren lassen, am wenigsten würde dies das Pflegepersonal der großen Kliniken mit über 12 Sälen tun. Aus dem Blickwinkel der Organisation würde nur rund die Hälfte der Befragten ihr Krankenhaus für eine OP empfehlen. Dabei sind es vor allem die Mitarbeitenden der großen Kliniken, die den Organisationsgrad ihrer OP-Bereiche als eher nicht gut einschätzen, was sich insbesondere dort in höheren unproduktiven Wartezeiten oder einer schlechten OP-Plangestaltung ausdrückt“ erklärt Busse.

Die Sterilgutversorgung wird seit 2011 eher positiv wahrgenommen: Während im Jahr 2011 noch rund 44 % die Sterilgutversorgung als problematisch einschätzten, taten dies 2017 nur noch rund 34 %. Immerhin 60 % aller Befragten sagten aus, dass die Hygienerichtlinien in ihrem OP-Saal streng eingehalten würden und 76 % gaben an, die Patientensicherheit sei in ihrem OP ein wichtiges Thema. Hier zeichneten vor allem die kleineren OP-Bereiche mit bis zu acht Sälen ein positives Bild. „Hygiene im Krankenhaus ist ein sensibles Thema, deshalb wird in den OP-Bereichen verstärkt viel Wert darauf gelegt“, so Busse. „Zufrieden kann man allerdings erst sein, wenn die Hygienerichtlinien zu 100 Prozent streng eingehalten werden, gleiches gilt für das Thema Patientensicherheit.“

Mit ihrem Arbeitsplatz zufrieden sind ca. 61 % der Befragten. Die Zufriedenheit hat seit 2011, als noch 71 % der Befragten dies angaben, allerdings kontinuierlich abgenommen. Rund die Hälfte der Teilnehmenden äußerte, dass ihre Arbeit von der Krankenhausleitung nicht anerkannt werde.

Das OP-Barometer ist eine alle zwei Jahre von der Frankfurt University of Applied Sciences durchgeführte Befragung zur Arbeitssituation von Pflegekräften im Operations(OP)- und Anästhesie-Bereich an deutschen Krankenhäusern.


Weitere Informationen


Quelle: Frankfurt University of Applied Sciences , 05.02.2018 (tB).

MEDICAL NEWS

IU School of Medicine researchers develop blood test for anxiety
COVID-19 pandemic increased rates and severity of depression, whether people…
COVID-19: Bacterial co-infection is a major risk factor for death,…
Regenstrief-led study shows enhanced spiritual care improves well-being of ICU…
Hidden bacteria presents a substantial risk of antimicrobial resistance in…

SCHMERZ PAINCARE

Hydromorphon Aristo® long ist das führende Präferenzpräparat bei Tumorschmerz
Sorgen und Versorgen – Schmerzmedizin konkret: „Sorge als identitätsstiftendes Element…
Problem Schmerzmittelkonsum
Post-Covid und Muskelschmerz
Kopfschmerz bei Übergebrauch von Schmerz- oder Migränemitteln

DIABETES

Wie das Dexom G7 abstrakte Zahlen mit Farben greifbar macht…
Diabetes mellitus: eine der großen Volkskrankheiten im Blickpunkt der Schmerzmedizin
Suliqua®: Einfacher hin zu einer guten glykämischen Kontrolle
Menschen mit Diabetes während der Corona-Pandemie unterversorgt? Studie zeigt auffällige…
Suliqua® zur Therapieoptimierung bei unzureichender BOT

ERNÄHRUNG

Positiver Effekt der grünen Mittelmeerdiät auf die Aorta
Natriumaufnahme und Herz-Kreislaufrisiko
Tierwohl-Fleisch aus Deutschland nur mäßig attraktiv in anderen Ländern
Diät: Gehirn verstärkt Signal an Hungersynapsen
Süßigkeiten verändern unser Gehirn

ONKOLOGIE

Strahlentherapie ist oft ebenso effizient wie die OP: Neues vom…
Zanubrutinib bei chronischer lymphatischer Leukämie: Zusatznutzen für bestimmte Betroffene
Eileiter-Entfernung als Vorbeugung gegen Eierstockkrebs akzeptiert
Antibiotika als Störfaktor bei CAR-T-Zell-Therapie
Bauchspeicheldrüsenkrebs: Spezielle Diät kann Erfolg der Chemotherapie beeinflussen

MULTIPLE SKLEROSE

Multiple Sklerose: Aktuelle Immunmodulatoren im Vergleich
Neuer Biomarker für Verlauf von Multipler Sklerose
Multiple Sklerose: Analysen aus Münster erhärten Verdacht gegen das Epstein-Barr-Virus
Aktuelle Daten zu Novartis Ofatumumab und Siponimod bestätigen Vorteil des…
Multiple Sklerose durch das Epstein-Barr-Virus – kommt die MS-Impfung?

PARKINSON

Meilenstein in der Parkinson-Forschung: Neuer Alpha-Synuclein-Test entdeckt die Nervenerkrankung vor…
Neue Erkenntnisse für die Parkinson-Therapie
Cochrane Review: Bewegung hilft, die Schwere von Bewegungssymptomen bei Parkinson…
Technische Innovationen für eine maßgeschneiderte Parkinson-Diagnostik und Therapie
Biomarker und Gene: neue Chancen und Herausforderungen für die Parkinson-Diagnose…