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Praxistest bei Epilepsie
Lacosamid spielt seine Trümpfe aus
München (26. Januar 2013) – Über die Hälfte der Epilepsie-Patienten erhält im Erkrankungsverlauf eine Kombinationstherapie. Idealerweise von Anfang an gut kombinierbare Substanzen mit geringem Interaktionspotential, die die Risikoprofile der Patienten berücksichtigen. Initial günstig sind inerte Antiepileptika. Seit der deutschlandweiten Markteinführung des interaktionsarmen Antiepileptikums Lacosamid (Vimpat®) zur Zusatzbehandlung fokaler Anfälle mit und ohne Generalisierung sind nun rund vier Jahre vergangen. Dies ermöglicht den Experten den Vergleich der klinischen Studiendaten mit fundierten mehrjährigen Praxiserfahrungen sowie ein Urteil über die Praxisrelevanz von Lacosamid.*
Moderne Antiepileptika wie Lacosamid besitzen günstige pharmakokinetische Eigenschaften und vermeiden somit frühere Probleme einer Wirkabschwächung. Den Vorteil von Lacosamid sieht Prof. Andreas Schulze-Bonhage, Neurozentrum des Universitätsklinikums Freiburg, in dem geringen Interaktionspotential der Substanz: „Bei Einnahme oraler Antikontrazeptiva beispielsweise bleibt die Wirksamkeit erhalten, bei Kombination mit Valproat entstehen keine toxischen Metaboliten und auch der Vitamin-D-Stoffwechsel im höheren Alter bleibt unbeeinflusst.“ Selbst wenn im Alltag klinische Situationen die Einnahme von Antikoagulantien oder Diuretika erfordern, stelle dies bei Lacosamidgabe kein Problem dar, da es weder die Gerinnung beeinflusse, noch das Hyponatriämierisiko erhöhe. Die Behandlungseffektivität zeige sich im stabilen Langzeittherapieverlauf (1) und die kognitive Verträglichkeit der innovativen Substanz wurde jüngst durch aktuelle Daten bestätigt (2). Unter add-on-Langzeittherapie zeige sich außerdem eine Verbesserung der Lebensqualität (3).
Epilepsiebehandlung – wohin geht die Reise?
Zwar existieren nicht-medikamentöse Behandlungsansätze, darunter die Temporallappen-Resektion, die Neurostimulation, die Immunmodulation bei Autoimmungeschehen oder die Chirurgie. Diese sind jedoch nur für einen geringen Teil der Patienten geeignet, erklärte Prof. Martin Holtkamp, Evangelisches Krankenhaus Königin Elisabeth Herzberge, Berlin. Die Mehrzahl der Epilepsie-Patienten wird weiterhin medikamentös therapiert, wobei die Kombinationstherapie zunehmend in den Fokus des Interesses gerückt ist. Denn trotz einer Vielzahl neuer Antiepileptika gibt es keinen Durchbruch im Hinblick auf die Effektivität, jedoch einen eindeutigen Fortschritt: „Gleiche Wirksamkeit bei besserer Verträglichkeit und damit bessere Kombinierbarkeit“, sagte Holtkamp.
Die Kombinationsmöglichkeiten sind vielfältig. Doch von den über 100 Optionen, werden nur rund 32 häufig eingesetzt. Holtkamp sprach in diesem Zusammenhang von „rationalen Kombinationen". Im klinischen Alltag vermieden wird die Kombination strukturverwandter Medikamente. In der Praxis bevorzugt wird z.B. die von Lacosamid und Levetiracetam. Einer letztjährigen Erhebung zufolge wurden mit dieser Kombination 22,8% von insgesamt 7.836 Lacosamid-Patienten behandelt (4). Vorteilhaft scheinen nach Ansicht des Referenten die unterschiedlichen Wirkansätze der Kombinationspartner, die gute Verträglichkeit und die einfache Anwendbarkeit zu sein.
Praxistest bestanden
Zulassungsstudien belegen formal die Wirksamkeit von Arzneimitteln in einem selektionierten Patientenkollektiv. Sie erlauben jedoch keine Aussage über den Stellenwert eines neuen Antiepileptikums in der Praxis. Dieser deutet sich laut Dr. Stefan Stodieck, Epilepsiezentrum des Evangelischen Krankenhauses Alsterdorf, Hamburg, erst etwa vier Jahre nach der Zulassung an. Klinisch bedeutsame Interaktionen beispielsweise werden bei bestimmten Subgruppen oft erst im Praxisalltag entdeckt. Dies gilt auch für Lacosamid, das über einen neuartigen Wirkmechanismus verfügt und seit nunmehr vier Jahren auf dem Markt ist.
Lacosamid wirkt gut und schnell, wie die gepoolten Daten aus drei Zulassungsstudien belegen: Die Responderrate – mindestens 50%ige Anfallsreduktion – lagen bei 45% und Lacosamid (100 mg/Tag) war bereits in der ersten Woche Placebo signifikant überlegen (5). Dies deckt sich mit eigenen Beobachtungen von Stodieck, die zeigten, dass bei Lacosamid-Respondern die Wirkung schon nach wenigen Tagen erkennbar war. Höhere Ansprechraten finden sich im Praxisalltag wieder. Die Interims-Ergebnisse der VITOBA-Studie (VImpat® added To One Baseline Antiepileptic drug, n=99) dokumentieren Responderraten von 77,8% unter einer mittleren Tagesdosis von 250 mg Lacosamid (6). Laut Stodieck ist dies auf die geringere Anzahl therapierefraktärer Patienten zurückzuführen, wie sie in klinischen Studien zu finden ist. Es kristallisierte sich zudem heraus, dass tendenziell das Ansprechen auf Lacosamid in der Kombination mit Nicht-Natrium-Kanal-Blockern besser war als mit Natrium-Kanal-Blockern (82,9% Responder im Vergleich zu 73,8%) (6).
Auch in der multizentrischen, spanischen Beobachtungsstudie RELACOVA (REcords from patients on Lacosamide in the COmmunity of VAlencia) bei 158 Epilepsie-Patienten mit meist langjährigen, therapierefraktären fokalen Anfällen und höherer Anfallsfrequenz (mittlere Frequenz über 28 Tage: 19 ± 58) finden sich ähnliche Ergebnisse (7). So reduzierte sich bei 46,8% der Patienten die Anfallsfrequenz um mindestens die Hälfte nach 12-monatiger Beobachtung. Und auch die Rate der anfallsfreien Patienten von 24,1% nach einjähriger Behandlungsdauer wies auf eine langanhaltende Wirksamkeit von Lacosamid hin. Diese wurde insbesondere in der Kombination mit Nicht-Natrium-Kanal-Blockern beobachtet. Die Verträglichkeit war unabhängig vom Kombinationspartner gut: Schwindel, Übelkeit und Diplopie zählten zu den häufigsten Nebenwirkungen (7).
Lacosamid – ein Gewinn für die Praxis
Stodieck bezeichnete „Lacosamid als eindeutigen Gewinn für die Praxis". Er schätzte die gute Wirksamkeit, den raschen Wirkungseintritt, die Möglichkeit der unkomplizierten und einfachen Anwendbarkeit in den verschiedenen Applikationsformen (Tablette, Sirup und Infusionslösung). Die günstige Pharmakokinetik und das geringe Interaktionsrisiko machen Lacosamid besonders praxistauglich. Kein Wunder, dass Lacosamid zunehmend als frühes add-on-Antiepileptikum Verwendung findet (8).
Anmerkung
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* Quelle: Presse-Round-Table im Rahmen der ZNS-Dialoge. Zukunft der Epilepsietherapie: Welchen Beitrag leistet Lacosamid zum Fortschritt? 26. Januar 2013, München.
Literatur
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Husain et al. Epilepsia, 53(3):521–528, 2012
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Helmstaedter Ch et al. Epilepsy & Behaviour 2013; 26: 182-187
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Borghs et al. Poster AAN 2011
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IMS Health 2012.
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McShea C et al. Poster AAN 2013
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Noack-Rink M et al.: Poster UCB Scientific Exhibit, 65th Annual Meeting of the American Epilepsy Society, Baltimore, U.S.A 2011.
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Villanueva V et al., Epilepsy Behav 23 (3) (2012):298-304.
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Fachinformation Vimpat®, Stand Juli 2012
Über Vimpat®
In der Europäischen Union ist Vimpat® (Filmtablette, Sirup und Infusionslösung) für die Zusatzbehandlung fokaler Anfälle mit oder ohne sekundäre Generalisierung bei Epilepsiepatienten ab 16 Jahren zugelassen. Die maximale empfohlene Tagesdosis liegt für Vimpat® in der Europäischen Union bei 400 mg/Tag. Vimpat® Infusionslösung kann eingesetzt werden, wenn eine orale Anwendung vorübergehend nicht möglich ist. Vimpat® hat einen neuen Wirkmechanismus, der sich von den bisher zur Verfügung stehenden Antiepileptika unterscheidet. Der genaue Wirkmechanismus, über den Vimpat® seine antiepileptische Wirkung beim Menschen ausübt, muss noch vollständig aufgeklärt werden.
Über UCB
UCB, Brüssel, Belgien (www.ucb.com) ist ein weltweit tätiges biopharmazeutisches Unternehmen, das sich der Erforschung und Entwicklung von innovativer Medizin und Behandlungsmöglichkeiten in den Bereichen Zentrales Nervensystem, Immun- und Entzündungserkrankungen widmet, um Menschen mit schweren Krankheiten eine bessere Lebensqualität zu ermöglichen. UCB erreichte 2011 ein Umsatzvolumen von 3,2 Mrd. € und beschäftigt mehr als 8.000 Mitarbeiter in über 40 Ländern. UCB wird an der Euronext Börse in Brüssel gehandelt.
Quelle: UCB, 13.02.2013 (tB).