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ASCO 2009: Neue Entwicklungen beim Mammakarzinom
Von Prof. Dr. med. Nadia Harbeck
Köln (25. Juni 2009) – Der ASCO 2009 in Orlando, Florida, stand unter dem Motto „Personalizing Cancer Care“. Die Beiträge zum Mammakarzinom auf dem diesjährigen ASCO Meeting lassen sich in Beiträge zur frühen („loco-regional and adjuvant therapy“) und zur fortgeschrittenen Erkrankung („metastatic breast cancer“) unterteilen. Die Originalbeiträge können im Virtual Meeting ( www.asco.org ) eingesehen werden.
Die Vortragssitzung „loco-regional and adjuvant therapy“ zeigte in diesem Jahr keine einzige Phase-III-Therapiestudie, sondern überwiegend Beiträge zu prognostischen und prädiktiven Faktoren. Harbeck et al.(1) zeigten die 10-Jahres-Langzeit-Nachbeobachtungs-daten der prospektiven, multizentrischen Chemo-N0-Studie: Nodal-negative Patientinnen mit niedrigen uPA und PAI-1 Werten im Tumorgewebe haben nach 10-Jahren ein Gesamtüberleben von 89 % ohne jegliche adjuvante Systemtherapie. Mit der inzwischen üblichen endokrinen Therapie dürfte die Überlebenswahrscheinlichkeit heute deutlich über 90 % liegen. Eine adjuvante Chemotherapie scheint bei diesen Patientinnen nicht angebracht. In der uPA/PAI-1 Hochrisikogruppe verbessert eine adjuvante CMF-Chemotherapie signifikant das rezidivfreie Überleben (HR = 0.48; p = 0.019). Die optimale Chemotherapie für diese Hochrisikopatientinnen ist Gegenstand der gerade mit 4150 Patientinnen abgeschlossenen NNBC-3-Studie. Der uPA/PAI-1 wird von AGO und ASCO für die Therapieentscheidung beim nodal-negativen Mamma-karzinom empfohlen.
Bender et al.(2) zeigten eine retrospektive Pooled Analysis zur 70-Gen Signatur (n = 1637). Hierbei bestätigte sich die prognostische Bedeutung dieses Tests. Außerdem scheinen 70-Gen-Hochrisikopatientinnen im Gegensatz zu Niedrig-risikopatientinnen deutlicher von einer adjuvanten Chemotherapie zu profitieren – die Diskussion auf dem ASCO zu diesem Beitrag machte deutlich, dass hier dringend noch prospektive Daten (MINDACT-Studie) vor einer Überführung dieser Erkenntnisse in die klinischen Praxis benötigt werden. Zwei weitere Beiträge(3) beschäftigten sich mit der Frage, ob eine Ko-Medikation mit Antidepressiva die Wirksamkeit einer adjuvanten Tamoxifentherapie durch Inhibition von CYP 2D6 herabsetzt. Während es in der amerikanischen Studie einen klaren Zusammenhang zwischen starken CYP 2D6 Inhibitoren und dem Krankheitsverlauf unter Tamoxifentherapie gab, konnte die Korrelation zwischen Antidepressiva-Einnahme und erhöhter Rückfallrate in der niederländischen Studie nicht bestätigt werden.
In der Poster-Diskussion zum frühen Mammakarzinom konnten Gerber et al.(4) in der prospektiven, randomisierten ZORO-Studie zeigen, dass ein Ovarschutz mit GnRH-Analoga während einer adjuvanten Chemotherapie bei prämenopausalen Patientinnen mit hormonrezeptor-negativem Mammakarzinom nicht zu einer Erniedrigung der Amenorrhoerate nach Chemotherapie führt.
Die Vortragssitzung „metastatic breast cancer“ beschäftigte sich mit der Frage der optimalen Gabe einer palliativen Chemotherapie sowie der zielgerichteten Therapie. Seidman et al.(5) konnten zeigen, dass bei einem Cross-over auf die noch nicht gegebene Substanz in der zweiten Linie die Erstlinienkombinationen Gemcitabine plus Docetaxel (GD) und Capecitabine plus Docetaxel (CD) hinsichtlich des Überlebens gleichwertig sind.
Mayordomo et al.(6) konnten mit einer weekly Paclitaxel Erhaltungstherapie die Zeit bis zur Progression verbessern, nicht aber das Überleben.
Robert et al.(7) zeigten erstmals die Ergebnisse der placebokontrollierten RIBBON-1 Studie zu Bevacizumab in der Erstlinientherapie: sowohl die Kombination Bevacizumab mit Capecitabin (RR 0.69; p = 0.0002) als die Kombination mit Anthrazyklin/Taxan (RR 0.64; p < 0.0001) verbesserte signifikant das progressionsfreie Überleben. Das Sicherheitsprofil entsprach dem der vorangegangenen Phase-III-Studien, so dass die RIBBON-I Daten die therapeutischen Optionen zum Einsatz von Bevacizumab für den klinischen Alltag deutlich erweitern.
Der Antikörper T-DM1 besteht aus Trastuzumab, das mit einer Chemotherapie verbunden ist. Vogel et al.(8) konnten durch dieses first in class Therapeutikum bei schwer vorbehandelten Patientinnen nach Trastuzumab und Lapatinib-Vortherapie eine Ansprechrate von 38 % mit einer Clinical Benefit Rate von 45 % erzielen. Weitere Studien mit dieser Substanz werden in Kürze auch in Deutschland anlaufen.
Der Mammakarzinom-Beitrag in der Plenary Session kam von Joyce O’Shaugnessy et al.(9). Die Autoren konnten zeigen, dass die Kombination eines PARP Inhibitors (BSI-201) mit einer Chemotherapie (Gemcitabine/Carboplatin) beim metastasierten triple-negativen Mammakarzinom nicht nur PFS sondern auch OS signifikant verbessern kann.
Insgesamt zeigten die Beiträge zum metastasierten Mammakarzinom vielversprechende ziel-gerichtete Ansätze, prädiktive Marker fehlen hier leider noch.
Quellen
1 Harbeck N et al., ASCO 2009; Abstract 511
2 Bender RA et al., ASCO 2009; Abstract 511
3 CRA; 508 und 509
4 Gerber B et al., ASCO 2009; Abstract 526
5 Seidmann AD et al., ASCO 2009; Abstract 1000
6 Mayordomo JI et al., ASCO 2009; Abstract 1001
7 Robert MJ et al., ASCO 2009; Abstract 1005
8 Vogel CL et al., ASCO 2009; Abstract 1017
9 O. Shaugnessy J et al., ASCO 2009; Abstract 1005
Download
Folien Referat Prof. Dr. Nadia Harbeck zum Thema "ASCO 2009 – Aktuelle Entwicklungen beim Mammakarzinom":
praesentation_harbeck.pdf (6.37 MB)
Quelle: Pressekonferenz der Firma Roche Pharma zum Thema „Post-ASCO 2009 – Fortschritte in der Krebstherapie : Wo stehen wir ?“ am 25.06.2009 in Köln (medical relations).