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Aktuelle Herausforderungen in der Hochdrucktherapie
Professor Dr. med. Peter Trenkwalder
Frankfurt am Main (9. September 2010) – Ziele einer modernen antihypertensiven Therapie sind in erster Linie die Blutdrucknormalisierung („Blutdruckkontrolle“) und die Verhütung von hypertoniebedingten Komplikationen bei unbeeinträchtigter Lebensqualität. Dabei muss die Therapie möglichst einfach sein und vom Patienten akzeptiert und eingesetzt werden.
Epidemiologische Untersuchungen zeigen jedoch, dass diese Ziele in Deutschland noch bei weitem nicht erreicht sind. Bei vielen Patienten ist der Bluthochdruck unerkannt, so bei 30 Prozent der Hypertonikerinnen und 45 Prozent der Hypertoniker. Eine Problemgruppe bilden vor allem Männer zwischen 25 und 60 Jahren, die tendenziell deutlich seltener einen Arzt aufsuchen als Frauen. Nur 30 Prozent aller Bluthochdruckpatienten gelten als kontrolliert [1]. Das heißt, der von den Fachgesellschaften empfohlene Zielblutdruck von <140/90 mmHg wird nicht erreicht. Dabei schneiden Männer bei der Blutdruckkontrolle schlechter ab als Frauen und die neuen Bundesländer etwas schlechter als die alten.
Bluthochdruck gilt als der bedeutendste kardiovaskuläre Risikofaktor. Jeder Blutdruckanstieg um 20 mmHg systolisch bzw. 10 mmHg diastolisch verdoppelt das kardiovaskuläre Mortalitätsrisiko [2]. Das heißt umgekehrt, dass sich eine Senkung des Blutdrucks um nur 2 mmHg systolisch über drei bis vier Jahre in einer Reduzierung koronarer Komplikationen (z.B. Herzinfarkt) um sieben Prozent und der Schlaganfallrate um zehn Prozent niederschlägt und zu einer geringeren Sterblichkeit führt. Auch Ko-Risikofaktoren sind wichtig; so steigt das Risiko, je nach Höhe des Blutdrucks, um den Faktor zwei bis drei, wenn ein Typ II-Diabetes zur Hypertonie hinzukommt [3].
Zu den größten Herausforderungen in der Hochdrucktherapie gehört es deshalb nach wie vor, die Zahl der unentdeckten und unbehandelten Hypertoniker zu senken. Genauso wichtig ist es, die Zahl der Patienten zu steigern, die mit einer antihypertensiven Therapie die geforderten Zielwerte erreichen. Die Guidelines der verschiedenen internationalen Fachgesellschaften sprechen hier eine klare Sprache: Die meisten Hypertonie-Patienten benötigen eine Kombinationstherapie, um die gewünschten Ziel-Blutdruckwerte zu erreichen [4-7].
Da sich selbst Hochrisiko-Patienten in aller Regel nicht ernsthaft krank fühlen, ist es oft schwierig, sie zu einer langfristigen Behandlung zu motivieren. Neben dem Auftreten von Nebenwirkungen können eine hohe Tablettenzahl, ein kompliziertes Therapieschema und eine lange Einstellungsdauer die Compliance negativ beeinflussen. Die Compliance sinkt mit der Anzahl der einzunehmenden Tabletten von 85 Prozent bei 1 x 1 Tablette auf 71 Prozent bei 1 x 2 Tabletten und 25 Prozent bei 4 x 1 Tablette [nach HOLZGREVE]. Die Zahlen sind umso bedeutender, als zahlreiche Patienten aufgrund von Begleiterkrankungen weitere Medikamente einnehmen müssen.
Für Fixkombinationen aus zwei antihypertensiven Wirkstoffen konnte gezeigt werden, dass signifikant (p < 0,0001) mehr Patienten „compliant“ waren (88 Prozent) als Patienten mit einer freien Kombinationstherapie (69 Prozent) [8]. Zudem senken Single-Pill-Fixkombinationen die Gesundheitskosten, wie eine Studiengruppe um Dickson zeigen konnte. Sowohl die Gesundheitskosten insgesamt als auch die Kosten für die ambulante Behandlung und für Medikamente lagen bei Patienten, die eine Single-Pill-Fixkombinationstherapie erhielten, niedriger als bei Patienten mit einer freien Kombination (p < 0,0001) [9].
Gute Wirksamkeit und Verträglichkeit sowie ein einfaches Therapieregime tragen neben der Patientenmotivation durch eine gute Arzt-Patienten-Beziehung zu einer hohen Compliance und damit letztlich auch zu einer verbesserten Blutdruckkontrolle bei.
Referenzen
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Martin Middeke: Epidemiologie und Behandlungsstatus der Hypertonie in Deutschland. In: Prävention und Versorgungsforschung Ausgewählte Beiträge des 2. Nationalen Präventionskongresses und 6. Deutschen Kongresses für Versorgungsforschung Dresden, 24. bis 27. Oktober 2007; 869-881
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Lewington S, et al. Age-specific relevance of usual blood pressure to vascular mortality: a meta-analysis of individual data for one million adults in 61 prospective studies. Lancet. 2002;360:1903–1913
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Stamler,J. et al. Diabetes, other risk factors, and 12-year cardiovascular mortality for men screened in the Multiple Risk Factor Intervention Trial. Diabetes Care, 1993, 1993;16:434-44.
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Chobanian AV, et al. Seventh report of the joint national committee on prevention, detection, evaluation, and treatment of high blood pressure. JAMA. 2003;289:2560–2572.
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Mancia G, et al. European Society of Hypertension – European Society of Cardiology. 2007 guidelines for the management of arterial hypertension (ESH/ESC Guidelines). Eur Heart J. 2007;28:1462–1536.
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National Collaborating Centre for Chronic Conditions. Hypertension: management of hypertension in adults in primary care: partial update. London: Royal College of Physicians, 2006. (http://www.nice.org.uk/download.aspx?o=CG034fullguideline accessed January 2010).
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Ogihara T, et al. The Japanese Society of Hypertension Guidelines for the Management of Hypertension (JSH 2009). Hypertens Res. 2009;32:3–107.
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Gerbino PP, Shoheiber O. Adherence patterns among patients treated with fixed-dose combination versus separate antihypertensive agents. Am J Health Syst Pharm. 2007;64:1279–1283.
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Dickson M, Plauschinat CA. Compliance with antihypertensive therapy in the elderly. Am J Cardiovasc Drugs. 2008;8:45–50.
Autor
Professor Dr. med. Peter Trenkwalder
Chefarzt der Medizinischen Klinik
am Klinikum Starnberg
Quelle: Pressegespräch der Firma Boehringer Ingelheim zum Thema „Neue Fixkombination Telmisartan + Amlodipin: Mehr als die Summe zweier Blutdrucksenker?“ am 09.09.2010 in Frankfurt am Main (3K-Agentur für Kommunikation) (tB).