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Fachtagung der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN)

Psychisch Kranke brauchen Hilfestellung bei der Rückkehr ins Arbeitsleben

 

Berlin (17. Januar 2014) – Psychisch erkrankte Menschen werden mit der Frage, wie sie sich nach einer längeren Krankheitsphase wieder in den Arbeitsprozess eingliedern können, meist alleingelassen. Insbesondere für Betroffene von psychischen Erkrankungen mit schweren Verläufen ist es schwierig, einen Arbeitsplatz zu halten oder den Wiedereinstieg in das Erwerbsleben zu finden. Laut einer aktuellen Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland (DEGS1, Robert Koch Institut, und Zusatzmodul „Psychische Gesundheit“ DEGS1-MH, Technische Universität Dresden) sind psychisch erkrankte Personen deutlich häufiger arbeitslos und berentet − abhängig von Schweregrad, Altersgruppe und Geschlecht um den Faktor 2 bis 15.

 

Auch die Ergebnisse einer aktuellen Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) belegen einen Zusammenhang zwischen beeinträchtigter psychischer Gesundheit und Arbeitslosigkeit. Unter den Empfängern von Arbeitslosengeld II befinden sich demnach circa doppelt so häufig psychisch Kranke wie bei gleichaltrigen Erwerbstätigen. Das Aktionsbündnis Seelische Gesundheit möchte deshalb auf bestehende Hilfsangebote zur beruflichen Wiedereingliederung hinweisen und setzt sich gemeinsam mit seinen Bündnispartnern für die Entstigmatisierung psychisch Erkrankter am Arbeitsplatz und die Integration in den ersten Arbeitsmarkt ein.

 

Bei einer Fachtagung der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN) und Gesundheitsstadt Berlin e.V. wurde Anfang Januar in Berlin über die Defizite bei der Vermittlung von Arbeitnehmern mit psychischen Erkrankungen diskutiert. Die klassischen Anlaufstellen in den Arbeitsagenturen und Jobcentern sind für eine individuell angepasste Beratung fachlich nicht ausgerüstet und zeitlich überfordert. Bestehende Möglichkeiten zur Kooperation mit dem medizinischen und psychosozialen Hilfesystem bleiben häufig ungenutzt und rücken die berufliche Integration der Betroffenen in weite Ferne. Am Ende steht meist eine frühzeitige Berentung mit allen negativen Folgen für Erkrankte, das öffentliche Versorgungssystem und Arbeitgeber.

 

Menschen mit psychischen Erkrankungen gehören noch immer zu den am stärksten stigmatisierten Gruppen auf dem Arbeitsmarkt. Aus diesem Grund bilden zunehmend die Behindertenwerkstätten und andere geschützte Einrichtungen ein Auffangbecken für die Betroffenen. Von den deutschlandweit rund 60.000 Werkstätten-Beschäftigten hat mittlerweile jeder Fünfte eine psychiatrische Diagnose. Leider schaffen aber nur ein bis vier Prozent den Sprung zurück in den ersten Arbeitsmarkt. Das Ziel einer gesellschaftlichen Inklusion psychisch kranker Menschen, wie in der UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen (BRK) gefordert, ist damit in Deutschland derzeit nicht erreicht.

 

Die entscheidende Frage lautet daher, mit welchen Strategien Arbeitgeber psychisch erkrankte Mitarbeiter angemessen unterstützen können und durch ein wirkungsvolles betriebliches Gesundheitsmanagement Erkrankungen vorbeugen können. Gemeinsam mit dem LVR-Klinikverbund nahm das Aktionsbündnis Seelische Gesundheit dieses Thema für ein Symposium in Düsseldorf zum Anlass. Die Veranstaltung für Führungskräfte therapeutischer Dienste fand im Rahmen der Initiative „Psychische Gesundheit am Arbeitsplatz“ (psyGA) des Bundesverbandes der Krankenkassen (BKK) statt.

 

Fazit der Veranstaltung ist, dass ein gesundes Klima am Arbeitsplatz nur erreicht werden kann, wenn die Führungskräfte für das Thema sensibilisiert und stärker im Umgang mit depressiven oder suchtkranken Mitarbeitern geschult werden. Das Aktionsbündnis stellt als Kooperationspartner des BKK-Projekts psyGA-transfer den Leitfaden „Kein Stress mit dem Stress“ als praktische Handlungshilfe für Vorgesetzte auf seiner Webseite zur Verfügung (www.seelischegesundheit.net/themen/psychisch-gesund-am-arbeitsplatz/publikationen).

 

Dieser Ratgeber beschreibt, was Vorgesetzte praktisch tun können, um Umfang und Ursachen psychischer Belastungen zu identifizieren und abzubauen. Professor Dr. Wolfgang Gaebel, Vorsitzender des Aktionsbündnisses Seelische Gesundheit, erläutert dazu: „Psychische Belastungen und Ressourcen sind in hohem Maße abhängig von der Qualität des Führungsstils. Nicht zuletzt sind Führungskräfte selbst durch ihre Funktion besonders gefordert und oft auch besonders belastet. Daraus leitet sich ihre hohe Verantwortung sowohl für die Umsetzung der Präventionsmaßnahmen als auch bei der Wiedereingliederung psychisch erkrankter Mitarbeiter ab.“

 

 

Ansprechpartner im Aktionsbündnis Seelische Gesundheit zum Thema Reintegration

 

  • Angehörige psychisch Kranker, Landesverband Berlin – Informationsbroschüre zu Arbeit und Beschäftigung für seelisch beeinträchtigte Menschen unter www.apk-berlin.de  
  • Bundesarbeitsgemeinschaft Beruflicher Trainingszentren (BAG BTZ) – Integration in Arbeit durch berufliche Rehabilitation. Infos unter www.bag-btz.de  
  • Bundesarbeitsgemeinschaft Rehabilitation psychisch kranker Menschen (BAG RPK e.V.) – Infos unter www.bagrpk.de
  • Gesundheitsstadt Berlin e.V. – Beschäftigung und Qualifizierung psychisch und psychosozial beeinträchtigter sowie suchtkranker Menschen. Infos unter www.albatrosggmbh.de   

 

 

Aktionsbündnis Seelische Gesundheit

 

Das Aktionsbündnis Seelische Gesundheit ist eine Initiative zur Förderung der Seelischen Gesundheit. Über 70 Bündnispartner beteiligen sich an dem bundesweiten Netzwerk, darunter Experten der Psychiatrie und Gesundheitsförderung, Betroffene und ihre Angehörigen. Gemeinsam setzen sie sich für die Belange von Menschen mit psychischen Erkrankungen und ihrer Familien ein. Das Aktionsbündnis Seelische Gesundheit ist unabhängig. Initiiert wurde es von der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN) und dem Antistigma-Verein Open the doors. Es kooperiert mit dem Bundesministerium für Gesundheit und der Arbeitsgruppe Psychiatrie der Arbeitsgemeinschaft der Obersten Landesgesundheitsbehörden.

 


 

Quelle: Aktionsbündnis Seelische Gesundheit, 17.01.2014 (tB).

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