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Roche Pharma: Fortschritte in der Krebstherapie –
Highlights des ASCO-Meetings 2006
Köln (29. Juni 2006) – Nahezu 30.000 Onkologen diskutierten im Rahmen der 42. Jahrestagung der American Society of Clinical Oncology (ASCO) vom 2. bis 6. Juni 2006 in Atlanta/Georgia, USA, aktuelle Fortschritte in der Behandlung von Krebserkrankungen. Auch dieses Jahr trug das onkologische Produktportfolio der Roche Pharma AG zu den wichtigsten Neuerungen und innovativen Therapiekonzepten bei.
Neue Xeloda®-Kombination: signifikant längeres Überleben bei Magenkrebs
Magenkrebs ist das am vierthäufigsten diagnostizierte Karzinom und allein in Europa sterben jährlich beinahe 140.000 Menschen an dieser Tumorentität (1, 2). Dass das orale Fluoropyrimidin Xeloda mit dem Wirkstoff Capecitabin eine mindestens genauso wirksame und besser verträgliche Alternative bei Patienten mit Magenkrebs im Vergleich mit der bisherigen Standardtherapie 5-Fluorouracil (5-FU) als Dauerinfusion in Kombination mit Cisplatin ist, zeigen die Daten von zwei großen internationalen Phase III-Studien.
In der ersten Untersuchung erhielten 316 Patienten mit bisher unbehandeltem und fortgeschrittenem Magenkrebs nach Zufallskriterien entweder Xeloda (2 x täglich 1.000 mg/m2, Tag 1 bis 14) plus Cisplatin (80 mg/m2 i.v., Tag 1) dreiwöchentlich (XP-Arm; n = 160) oder die bisherige Standardtherapie 5-FU als Dauerinfusion (800 mg/m2/Tag, kontinuierliche Infusion, Tag 1-5) in Kombination mit Cisplatin (80 mg/m2 i.v., Tag 1) dreiwöchentlich (FP-Arm; n = 156) (3). Nach einem medianen Follow up von 22,1 Monaten erwies sich die Kombination Xeloda/Cisplatin als mindestens genauso wirksam wie die 5-FU-Dauerinfusion plus Cisplatin. Das mediane progressionsfreie Überleben (PFS) lag bei 5,6 Monaten versus 5,0 Monate. Mit einem signifikanten p-Wert von 0,0008 konnte damit die Nicht-Unterlegenheit des Xeloda-haltigen Schemas als primärer Studienendpunkt eindrucksvoll gezeigt werden. Auch hinsichtlich der Gesamtansprechrate (ORR) erwies sich Xeloda/Cisplatin als das signifikant überlegene Therapieregime (ORR 41 Prozent vs. 29 Prozent; p = 0,03). Das Gesamtüberleben (OS) war im XP-Arm tendenziell besser als unter 5-FU/Cisplatin mit einer medianen Überlebenszeit von 10,5 versus 9,3 Monaten (p = 0,27).
Nach dem Fazit von PD Dr. Peter Reichardt, Berlin, ist die Kombination Xeloda/Cisplatin mindestens genauso wirksam wie 5-FU/Cisplatin bei vergleichbarer Verträglichkeit. Entscheidende Vorteile von Xeloda: Durch die orale Einnahme entfällt das Legen eines Ports und das dauerhafte Tragen einer Pumpe mit allen daraus resultierenden potenziellen Komplikationen. Xeloda sollte daher zukünftig in der Behandlung des fortgeschrittenen Magenkarzinoms das Fluoropyrimidin der Wahl sein.
Diese Daten werden von den Ergebnissen der REAL-Studie, der weltweit größten Phase-III-Untersuchung bei fortgeschrittenem ösophago-gastrischem Karzinom, bestätigt (4). Die Therapie mit Xeloda in Kombination mit Epirubicin und Cisplatin (ECX) oder Oxaliplatin (EOX) zeigte bei 1.002 Patienten nach einem medianen Beobachtungszeitraum von 17,1 Monaten ein mit Epirubicin/Cisplatin/5-FU (ECF) und Epirubicin/Oxaliplatin/5-FU (EOF) vergleichbares Gesamtüberleben (OS, primärer Endpunkt; ECX: 9,9 Monate, EOX: 11,2 Monate, ECF: 9,9 Monate, EOF: 9,3 Monate; Intention to treat {ITT}-Population). Mit einem p-Wert von 0,02 konnte die Überlegenheit der EOX-Kombination gegenüber ECF statistisch signifikant belegt werden. Auf der Grundlage dieser Daten beantragte Roche weltweit die Zulassung für Xeloda in der Indikation Magenkrebs im fortgeschrittenen Stadium.
Überzeugende Therapiekonzepte in jedem Stadium des Mammakarzinoms mit Herceptin®, Bondronat® und Xeloda®
Herceptin: erstmals Bestätigung für Überlebensvorteil in der Adjuvanz
Bei rund 20 Prozent bis 25 Prozent der Mammakarzinome findet sich eine starke Überexpression des humanen Wachstumsfaktor-Rezeptors HER2/neu, die mit einem besonders aggressiven Verlauf der Erkrankung assoziiert ist. Die Immuntherapie mit dem humanisierten und gegen den HER2/neu-Rezeptor gerichteten monoklonalen Antikörper Trastuzumab (Herceptin) ist vor dem Hintergrund der Daten umfangreicher klinischer Studien mit mehr als 14.000 Patientinnen mit HER2-positivem Mammakarzinom seit Mai 2006 auch für die adjuvante Behandlung in Europa im Anschluss an eine Operation und eine Standard-Chemotherapie zugelassen. Gleichzeitig bestätigte das britische National Institute for Health and Clinical Excellence (NICE) die Kosteneffektivität von Herceptin bei HER2-positivem Brustkrebs im Frühstadium und empfahl die Verwendung des monoklonalen Antikörpers in dieser Indikation in England und Wales.
Die europäische Zulassung basierte vor allem auf den Daten der internationalen, randomisierten HERA (HERceptin Adjuvant)-Studie mit weltweit 5.090 Frauen in 478 Zentren aus 39 Ländern, die unter Therapie mit Herceptin im Anschluss an eine Standard-Chemotherapie eine signifikante Reduktion des Rückfallrisikos im Vergleich mit einer Chemotherapie allein um 46 Prozent zeigte (p < 0,0001) (5). Neue, während des ASCO 2006 präsentierte Daten des zweijährigen Follow up bestätigten, dass dieser Zugewinn an krankheitsfreier Überlebenszeit (DFS) auch nach zwei Jahren erhalten bleibt (3-Jahres-DFS: 80,6 Prozent vs. 74,3 Prozent; p < 0,0001; ITT-Population) (6). Zudem verbesserte die adjuvante Behandlung mit Herceptin signifikant das Gesamtüberleben der Patientinnen mit einer Reduktion des Sterberisikos um 34 Prozent (3-Jahres Gesamtüberleben: 92,4 Prozent vs. 89,7 Prozent; p = 0,0115). Das Risiko der Kardiotoxizität bleibt gering. „Damit haben wir erstmals die Bestätigung, dass auch die Überlebenschancen verbessert werden“, wie Dr. Sibylle Loibl die Ergebnisse des aktualisierten Follow up kommentierte.
Orales Bondronat®: wirksame, verträgliche und patientenfreundliche Therapie von Knochenmetastasen
Mit dem oralen Bisphosphonat Ibandronat (Bondronat) lassen sich Knochenmetastasen bei Patientinnen mit fortgeschrittenem Mammakarzinom genauso effektiv behandeln wie mit intravenös verabreichtem Zoledronat. Das zeigen die Daten einer Studie mit 254 Patientinnen, die 1 x täglich 50 mg Bondronat (I) als Tablette (n = 128) oder 4 mg Zoledronat (Z) (n = 126) als Infusion über 15 Minuten alle vier Wochen über einen Gesamtzeitraum von zwölf Wochen erhielten (7).
Beide Studienmedikationen führten zu einer vergleichbaren Senkung der initial hohen Konzentration des Knochenmarkers Cross-linked C-terminal-Telopeptid vom Typ I Kollagen im Serum (S-CTX) als primärer Endpunkt (mittlere prozentuale Veränderung vom Ausgangswert S-CTX I: – 76 Prozent, Z: –73 Prozent). Knochenmarker dienen als valide Messwerte für die klinische Wirksamkeit von Bisphosphonaten. Bondronat bietet jedoch den Vorteil der patientenfreundlichen Applikation als Tablette und ein besseres Verträglichkeitsprofil als intravenös verabreichtes Zoledronat, so die Ergebnisse der Sicherheitsanalyse der Vergleichsstudie (8). In der Zoledronat i.v.-Gruppe berichteten insgesamt mehr Patientinnen über Nebenwirkungen, als dies in der Bondronat-Gruppe der Fall war (76 Prozent vs. 65 Prozent). Insbesondere konnte in den ersten drei Tagen eine höhere Inzidenz unerwünschter Ereignisse im Zoledronat-Arm versus Bondronat beobachtet werden (47 Prozent vs. 8 Prozent), was vor allem auf das vermehrte Auftreten von akuten Infusionsreaktionen in Form von Fieber und Grippe-ähnlichen Symptomen nach Zoledronat-Infusion zurückzuführen war (27 Prozent vs. 1 Prozent). Auch klagten unter intravenöser Zoledronat-Gabe mehr Patientinnen während des gesamten Studienzeitraums über Knochenschmerzen (21 Prozent vs. 12 Prozent).
Bondronat: nierensicherstes intravenöses Bisphosphonat
Trotz vieler Gemeinsamkeiten weisen Bisphosphonate aufgrund ihrer molekularen Struktur in intravenöser Darreichung wesentliche Unterschiede hinsichtlich der Nierenverträglichkeit auf, die auf dem Eliminationsweg der Substanzen beruhen. Aufgrund seiner hohen Plasmaeiweißbindung von 85 Prozent und der kurzen renalen Halbwertszeit von 24 Tagen bietet intravenöses Bondronat ein günstiges renales Profil. Daher gilt es nach den bisher vorliegenden Daten als das nierensicherste intravenöse Bisphosphonat: Das Auftreten renaler Nebenwirkungen lag unter zweijähriger Anwendung von Bondronat i.v. auf Plazebo-Niveau (9).
Xeloda®/Paclitaxel genauso wirksam wie Anthrazyklinhaltige Kombination, aber weniger toxisch
Anthrazyklin-haltige Schemata gehören heute in der adjuvanten Therapie des frühen Mammakarzinoms zum Standard und sind auch in der metastasierten Situation hochwirksam. Aufgrund ihrer kumulativen und potenziell tödlichen Kardiotoxizität können diese Substanzen jedoch nicht unbegrenzt eingesetzt werden, was die Entwicklung neuer, ebenfalls hochwirksamer Kombinationsregime erforderte. Vor diesem Hintergrund wurde von der Arbeitsgemeinschaft Gynäkologische Onkologie (AGO) in Deutschland eine prospektive und multizentrische Phase-IIIStudie initiiert, in deren Rahmen 340 Patientinnen randomisiert maximal sechs Zyklen Xeloda (2 x täglich 1.000 mg/m2, Tag 1 bis 14) in Kombination mit Paclitaxel (175 mg/m2, Tag 1) (XP) alle drei Wochen oder Epirubicin (60 mg/m2) plus Paclitaxel (EP) als First-Line-Therapie erhielten (AGO Mamma III-Studie)
(10).
Mit einem medianen progressionsfreien Überleben (PFS) von 12,0 Monaten versus 11,1 Monaten erwies sich die Xelodahaltige Kombination als mindestens genauso wirksam wie das EP-Regime (Intention to treat {ITT}-Analyse; medianes Follow-up 9,9 Monate). Auch die Remissionsrate war mit einem Gesamtansprechen (ORR) von 52 Prozent unter Xeloda/Paclitaxel nahezu identisch mit Epirubicin/Paclitaxel (50 Prozent; ITT). Das gilt auch für das Gesamtüberleben (OS) (XP: 25,6 Monate, EP: 24,0 Monate; ITT). Die Verträglichkeit der beiden Therapieregime war jedoch mit 41 Prozent Leukopenien des Schweregrades 3/4 unter dem Anthrazyklinhaltigen Regime versus 12 Prozent in der XP-Gruppe sehr unterschiedlich. Auch schwere Neutropenien traten unter Epirubicin/Paclitaxel deutlich häufiger auf als unter Xeloda/Paclitaxel (52 Prozent vs. 38 Prozent). Patientinnen im XP-Arm berichteten erwartungsgemäß über mehr Diarrhöen und Hand-Fuß-Syndrom, beide Nebenwirkungen waren jedoch insgesamt selten und gut beherrschbar (Diarrhöen: 5 Prozent, Hand-Fuß-Syndrom: 12 Prozent).
Die Nicht-Unterlegenheit der Kombination XP konnte eindeutig gezeigt werden. Da aber erst ein Drittel der Patientinnen progredient sind, ist das Ergebnis noch als vorläufig anzusehen. Aufgrund der Kurvenverläufe beim PFS und OS ist jedoch auch im weiteren Verlauf eine Veränderung der Daten zu Ungunsten des XP-Arms eher unwahrscheinlich. Dr. Sibylle Loibl, Frankfurt, fasste die Ergebnisse wie folgt zusammen: „Es konnte gezeigt werden, dass eine Xeloda-basierte Kombinationstherapie den Patientinnen alle Vorteile der Anthrazyklinhaltigen Therapie bietet, aber ohne die Nachteile der Anthrazykline.“
Tarceva®: Remission und Symptomverbesserung bei NSCLC
Bei Patienten mit nicht-kleinzelligem Lungenkarzinom (NSCLC = Non-small cell lung cancer) als häufigste Form bösartiger Lungentumoren, findet sich in den meisten Fällen eine Überexpression und/oder Fehlregulierung der Signalweiterleitung durch den epidermalen Wachstumsfaktorrezeptor EGFR (Epidermal growth factor receptor). Vor diesem Hintergrund wurde die oral verfügbare Substanz Tarceva mit dem Wirkstoff Erlotinib entwickelt, die als so genanntes kleines Molekül („Small molecule“) gezielt die Tyrosinkinase-Aktivierung des EGF-Rezeptors blockiert und damit effektiv das Tumorwachstum hemmt.
Die Zulassung im Jahr 2005 basierte auf den Ergebnissen einer internationalen prospektiven, randomisierten und plazebokontrollierten Phase III-Studie bei 731 Patienten mit therapierefraktärem NSCLC im Stadium IIIB oder IV, bei denen die Second- bzw. Third-Line-Therapie mit Tarceva im Vergleich zu Plazebo die Überlebenszeit signifikant verlängerte (6,7 Monate vs. 4,7 Monate unter Plazebo; p = 0,001; Verbesserung von 42,5 Prozent) (BR. 21-Studie) (11). Zudem konnten auch die klinischen Symptome Husten, Dyspnoe und Schmerz häufiger und über einen längeren Zeitraum in der Tarceva-Gruppe als unter Plazebo gelindert werden, was die Lebensqualität der Patienten signifikant verbesserte. Die Effektivität von Tarceva ist dabei der einer Chemotherapie vergleichbar, jedoch ist die Substanz deutlich verträglicher und erfordert – da als Tablette verfügbar und ohne Prämedikation verabreichbar– keinen stationären Aufenthalt.
Auf dem diesjährigen ASCO-Treffen wurden die Daten von insgesamt 3.188 Patienten in drei weiteren großen Untersuchungen vorgestellt, die die guten Ergebnisse der BR. 21-Studie in punkto Wirksamkeit und Sicherheit bestätigten (12, 13, 14). Der klinische Nutzen äußerte sich, neben dem signifikanten Überlebensvorteil, in einer Remission bzw. Krankheitsstabilisierung bei gleichzeitiger Symptomverbesserung. Eine weitere Analyse zu männlichen Rauchern mit Plattenepithelkarzinom konnte auch für diese Subgruppe mit per se schlechter Prognose eine signifikante Verlängerung der Überlebenszeit zeigen (HR = 0,66; p = 0,016) mit einem medianen Überleben von 5,5 Monaten unter Tarceva versus 3,4 Monate unter Plazebo (15). Der Tyrosinkinasehemmer entfaltete als Monotherapie zudem bei älteren (≥ 70 Jahre), nicht vorbehandelten Patienten mit fortgeschrittenem NSCLC eine viel versprechende klinische Wirksamkeit mit einer ermutigenden Überlebenszeit von 10,9 Monaten und signifikanten Verbesserungen der charakteristischen NSCLC- Symptome wie Dyspnoe (p < 0,001), Husten (p < 0,001), Fatigue (p = 0,039) und Schmerzen (p = 0,44) bei Patienten mit Tumorstabilisierung oder -remission (16). Fortschritte gab es auch bei der Identifizierung von prädiktiven Markern für eine Therapie mit Tarceva, allerdings ist die Datenlage so vielfältig, dass für den klinischen Alltag nach wie vor noch kein Testverfahren für eine Selektion von Patienten empfohlen werden kann
(16, 17).
Angiogenese-Hemmung mit Avastin®: wirksam bei vielen Tumorentitäten
Wirksamkeit und Verträglichkeit bei metastasiertem Kolonkarzinom auch unter Alltagsbedingungen bestätigt
Nach langen Jahren der Chemotherapie-Dominanz scheint mit der Entwicklung hoch innovativer Wirkstoffe wie dem Angiogenese-Hemmer Avastin (Bevacizumab) der dringend benötigte Durchbruch in der Therapie des metastasierten Kolonkarzinoms gelungen zu sein. In Kombination mit einem etablierten Chemotherapieregime verlängerte Avastin als erster Angiogenese-Hemmer das Überleben signifikant um fünf Monate (18). Avastin ist in Europa für die First-Line-Therapie des metastasierten Kolonkarzinoms in Kombination mit intravenös verabreichtem 5-Fluorouracil/Folinsäure (5-FU/FS) oder mit 5-FU/FS plus Irinotecan zugelassen.
Die Daten der Zulassungsstudie konnten von den aktuell vorgestellten Ergebnissen der TREE-Studie bestätigt werden, in deren Rahmen die Wirksamkeit und Sicherheit von drei verschiedenen Oxaliplatin-haltigen 5-FU-Schemata ohne und mit Zugabe von Avastin (TREE 1; n = 147 bzw. TREE 2; n = 213) verglichen wurden (FOLFOX {5-FU, Folinsäure, Oxaliplatin}, bFOL {Oxaliplatin, Folinsäure, Bolus 5-FU), XELOX {Xeloda, Oxaliplatin}) (19). Die Chemotherapie in Kombination mit dem Angiogenese-Hemmer induzierte eine verbesserte antitumorale Wirksamkeit. Durch die Zugabe von Avastin konnte das Gesamtüberleben von 18 auf 24 Monate verlängert werden. Die Zeit bis zur Tumorprogression betrug durch die zusätzliche Gabe von Avastin zu Oxaliplatin und Xeloda 10,3 Monate. Die Kombinationsschemata mit Avastin wurden allgemein gut vertragen, es traten keine unerwarteten Nebenwirkungen auf.
Inwieweit sich die Daten aus klinischen Studien auch auf die klinische Alltagssituation übertragen lassen, war Fragestellung der BRITE-Studie. Diese große Beobachtungsuntersuchung umfasste nicht selektionierte Patienten mit metastasiertem kolorektalen Karzinom aus 248 US-amerikanischen Zentren, die Avastin plus Chemotherapie in der First-Line-Therapie erhielten (FOLFOX: 56 Prozent; FOLFIRI {5-FU/Folinsäure/Irinotecan}: 14 Prozent; IFL {Irinotecan, 5-FU, Folinsäure}: 10 Prozent) (20). Der Beobachtungszeitraum betrug drei Jahre. Nach den Daten der aktualisierten Auswertung von 1.960 Patienten bei einem medianen Follow up von 13 Monaten (Stand März 2006) war das mediane progressionsfreie Überleben mit 10,2 Monaten und die gute Verträglichkeit auch unter Alltagsbedingungen vergleichbar mit den Daten der Zulassungsstudie von Hurwitz (18).
Verbesserte Ansprechrate und progressionsfreies Überleben bei metastasiertem Mammakarzinom
Dass Avastin auch bei Patientinnen mit metastasiertem Mammakarzinom den Therapieerfolg wesentlich zu verbessernvermag, zeigten die Ergebnisse einer Phase III-Studie (21). Insgesamt erhielten 722 Patientinnen randomisiert eine First-Line-Standardchemotherapie mit Paclitaxel (90 mg/m2 Tag 1, 8, 15 alle 28 Tage) entweder mit oder ohne Avastin (10 mg/kg Körpergewicht Tag 1 und 15 alle 28 Tage). Durch die zusätzliche Gabe des Angiogenese-Hemmers konnte die progressionsfreie Zeit von 6 Monate unter alleiniger Chemotherapie mit Paclitaxel auf 11 Monate signifikant verlängert werden (p < 0,001). Außerdem verdoppelte sich unter der Kombinationstherapie die Ansprechrate von 14 auf 28 Prozent (p < 0,0001). Avastin ist damit der erste und einzige Angiogenese-Hemmer, der bei der Behandlung von Brustkrebs einen klinischen Nutzen zeigen
konnte.
Signifikante Verlängerung des Gesamtüberlebens mit Dreierkombination in der First-Line-Therapie des NSCLC
Ein Durchbruch mit der Zugabe von Avastin scheint sich auch in der bisher schwierigen Therapie des NSCLC abzuzeichnen, so die Daten einer randomisierten Phase III-Studie bei 878 Patienten mit therapienaivem, lokal fortgeschrittenem, metastasiertem oder wiederholt auftretendem NSCLC im Stadium IIIb/IV, das histologisch nicht als Plattenepithelkarzinom eingestuft wurde (Eastern Cooperative Oncology Group {ECOG} E4599-Studie) (22). Zum ersten Mal konnte in der First-Line-Therapie des NSCLC mit einer Dreierkombination (Avastin plus Paclitaxel und Carboplatin) das Gesamtüberleben signifikant von 10,2 auf 12,5 Monate verlängert werden (p = 0,0075).
Ein ähnliches Bild bot sich beim medianen progressionsfreien Überleben, das unter der zielgerichteten Therapie mit Avastin von 4,5 auf 6,4 Monate verbessert werden konnte (p < 0,0001). Diese Ergebnisse wurden von einem ebenfalls signifikanten Anstieg des Tumoransprechens begleitet (27 Prozent vs. 10 Prozent; p < 0,0001). Die Kombinationstherapie mit Avastin wurde gut vertragen.
Die ECOG E4599-Studie ist damit die erste randomisierte Untersuchung der letzten zehn Jahre, in der ein Überlebensvorteil für therapienaive Patienten mit fortgeschrittenem NSCLC gezeigt werden konnte. Vor dem Hintergrund dieser Daten ist die Kombination von Avastin, Paclitaxel und Carboplatin nach dem Resümee der Autoren der neue ECOGBehandlungsstandard in dieser Indikation.
Quellen
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