MEDIZIN

DOC-CHECK LOGIN

Schnellere Diagnose von Herzschwäche in der Schwangerschaft

 

Homburg/Saar (18. Oktober 2011) – Dr. Katrin Bachelier und Prof. Michael Böhm, Direktor der Klinik für Innere Medizin III – Kardiologie, Angiologie und internistische Intensivmedizin des Universitätsklinikums des Saarlandes (UKS), konnten erstmals einen neuen Biomarker der lebensbedrohlichen Herzschwäche in der Schwangerschaft identifizieren. Dieser ermöglicht eine rasche Diagnose. Die Zusammenarbeit zwischen der Klinik für Innere Medizin III des UKS und dem Hatter Institute in Kapstadt wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung unterstützt.

 

Der neue Biomarker soll rasch so weit entwickelt werden, dass erkrankte Mütter ohne Zeitverzögerung erkannt sowie behandelt werden und die neugeborenen Kinder in einer intakten Familie aufwachsen können.


Das Aufwachsen von Halbwaisen- und Waisenkindern ohne Mutter stellt überall auf der Welt, aber insbesondere in Südafrika, ein großes Problem dar. Eine der Hauptursachen für mütterliche Sterblichkeit in Südafrika und auch in Haiti ist die sogenannte peri- oder postpartale Kardiomyopathie (PPCM). In Europa und Deutschland tritt sie seltener auf, wird aber auch zunehmend diagnostiziert. Die PPCM ist eine seltene, lebensgefährliche Herzerkrankung mit plötzlich einsetzender Herzschwäche – meistens während der zweiten Schwangerschaft – die bei vorher gesunden Frauen rund um die Geburt meist völlig überraschend auftritt. Die Symptome sind vielfach nicht eindeutig, werden leicht und oft verkannt sowie üblichen Schwangerschaftsbeschwerden zugeordnet. Die PPCM unterscheidet sich von anderen Herzschwäche-Formen, indem sie sehr schnell voran schreitet, so dass sich bei einer gesunden jungen Frau binnen weniger Tage nach der Geburt eine schwere Herzschwäche entwickeln kann. Bei bis zu 25% der Patientinnen kommt es zum Pumpversagen des Herzens. Weitere Patientinnen leiden an den Folgen der Herzschwäche mit dauerhaften Einschränkungen, dies sind bis zu 40%. Nicht selten kann die Herzschwäche die Notwendigkeit einer Herztransplantation bedeuten.


Die Häufigkeit der PPCM wird in den USA und in Europa mit circa 1:4.000, in Südafrika mit 1:1.000, auf Haiti mit 1:300 Geburten angegeben. Dies bedeutet, dass jedes 1.000. Kind in Südafrika zumindest Halbwaise wird. Da die Krankheitsverläufe in allen Fällen sehr ähnlich sind, geht man davon aus, dass es sich tatsächlich überall um die gleiche Krankheit handelt. Es wird ein erhöhtes Risiko bei Schwarzafrikanerinnen beobachtet. Zusammen mit dem hohen Auftreten unter der schwarzen Bevölkerung Haitis und Afrikas vermutet man zumindest in diesen Regionen genetische Faktoren, die das Risiko für eine PPCM erhöhen. Die Prognose dieser jungen Frauen ist erschreckend schlecht. In Südafrika und in Haiti sterben 15% dieser jungen Mütter kurz nach der Geburt, bei nur 23 % der Patientinnen normalisiert sich die Pumpleistung des Herzens nach 6 Monaten. Bei 30 bis 40 % der Patientinnen ist trotz optimaler Herzinsuffizienztherapie keine klinische Verbesserung der Pumpfunktion im Verlauf zu beobachten und in 9 % bis 23 % tritt letztlich ein schweres Herzversagen mit Todesfolge auf.


Neue Ergebnisse zeigen: Nach der Geburt führt erhöhter oxidativer Stress zu einer Spaltung des Stillhormons Prolaktin, wodurch das Herz und Gefäße geschädigt werden. Diese Ergebnisse wurden bereits in international hochrangigen Wissenschaftszeitschriften publiziert. Eine kürzlich veröffentlichte Pilotstudie zeigte, dass eine Blockade des Stillhormons Prolaktin mit dem Abstillmedikament Bromocriptin den Heilungsprozess bei den jungen Müttern mit PPCM nahezu 100%-ig fördert. Eine rasche und möglichst genaue Diagnose ist von besonderer Bedeutung, da sich hieraus die erforderliche Therapie ableitet und damit das Überleben der jungen Mütter bestimmt wird. Eine spezielle Diagnostik gibt es bislang jedoch nicht.


Prof. Karen Sliwa vom Hatter Institute in Kapstadt verfügt in Südafrika über die größte Bio-Datenbank von jungen Frauen mit PPCM. In Kooperation mit Prof. Sliwa konnte die Kardiologische Forschungsabteilung der Klinik für Innere Medizin III des UKS ein spezifisches Mikropartikel-Profil im Blut nachweisen. Bei den jungen Frauen mit PPCM konnten u.a. 25-fach erhöhte Mikropartikel als Zeichen und Marker für die Gefäßschädigung gemessen werden. Dieses Mikropartikel-Profil könnte langfristig die rasche Diagnosestellung der lebensbedrohlichen Herzinsuffizienz bei jungen Frauen überhaupt ermöglichen und insbesondere eine frühe Therapieeinleitung gewährleisten.


 

Quelle: Universitätsklinikum des Saarlandes, 18.10.2011 (tB).

MEDICAL NEWS

IU School of Medicine researchers develop blood test for anxiety
COVID-19 pandemic increased rates and severity of depression, whether people…
COVID-19: Bacterial co-infection is a major risk factor for death,…
Regenstrief-led study shows enhanced spiritual care improves well-being of ICU…
Hidden bacteria presents a substantial risk of antimicrobial resistance in…

SCHMERZ PAINCARE

Hydromorphon Aristo® long ist das führende Präferenzpräparat bei Tumorschmerz
Sorgen und Versorgen – Schmerzmedizin konkret: „Sorge als identitätsstiftendes Element…
Problem Schmerzmittelkonsum
Post-Covid und Muskelschmerz
Kopfschmerz bei Übergebrauch von Schmerz- oder Migränemitteln

DIABETES

Wie das Dexom G7 abstrakte Zahlen mit Farben greifbar macht…
Diabetes mellitus: eine der großen Volkskrankheiten im Blickpunkt der Schmerzmedizin
Suliqua®: Einfacher hin zu einer guten glykämischen Kontrolle
Menschen mit Diabetes während der Corona-Pandemie unterversorgt? Studie zeigt auffällige…
Suliqua® zur Therapieoptimierung bei unzureichender BOT

ERNÄHRUNG

Positiver Effekt der grünen Mittelmeerdiät auf die Aorta
Natriumaufnahme und Herz-Kreislaufrisiko
Tierwohl-Fleisch aus Deutschland nur mäßig attraktiv in anderen Ländern
Diät: Gehirn verstärkt Signal an Hungersynapsen
Süßigkeiten verändern unser Gehirn

ONKOLOGIE

Strahlentherapie ist oft ebenso effizient wie die OP: Neues vom…
Zanubrutinib bei chronischer lymphatischer Leukämie: Zusatznutzen für bestimmte Betroffene
Eileiter-Entfernung als Vorbeugung gegen Eierstockkrebs akzeptiert
Antibiotika als Störfaktor bei CAR-T-Zell-Therapie
Bauchspeicheldrüsenkrebs: Spezielle Diät kann Erfolg der Chemotherapie beeinflussen

MULTIPLE SKLEROSE

Multiple Sklerose: Aktuelle Immunmodulatoren im Vergleich
Neuer Biomarker für Verlauf von Multipler Sklerose
Multiple Sklerose: Analysen aus Münster erhärten Verdacht gegen das Epstein-Barr-Virus
Aktuelle Daten zu Novartis Ofatumumab und Siponimod bestätigen Vorteil des…
Multiple Sklerose durch das Epstein-Barr-Virus – kommt die MS-Impfung?

PARKINSON

Meilenstein in der Parkinson-Forschung: Neuer Alpha-Synuclein-Test entdeckt die Nervenerkrankung vor…
Neue Erkenntnisse für die Parkinson-Therapie
Cochrane Review: Bewegung hilft, die Schwere von Bewegungssymptomen bei Parkinson…
Technische Innovationen für eine maßgeschneiderte Parkinson-Diagnostik und Therapie
Biomarker und Gene: neue Chancen und Herausforderungen für die Parkinson-Diagnose…