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Sparwut im Gesundheitswesen gefährdet rechtzeitige Behandlung von Allergikern
Mönchengladbach (29.August 2008) – In Deutschland leiden rund 29 Millionen Patienten unter Allergien – und seit Jahrzehnten werden es ständig mehr. Aktuelle Daten zeigen, dass von den 3- bis 17-jährigen in Deutschland sogar schon mehr als 40 Prozent betroffen sind. Dennoch soll durch eine erneute Reform im System der Gesetzlichen Krankenkassen nun ausgerechnet im Bereich der Diagnostik von Allergien massiv gespart werden, kritisiert der Deutsche Allergie- und Asthmabund (DAAB) in Mönchengladbach. Wie im Deutschen Ärzteblatt am 4. August 2008 mitgeteilt wurde, soll zukünftig nur noch die Bestimmung von vier Antikörpern auf Allergene (IgE) alle drei Monate erstattet werden.
Die Vertreter der Patienteninteressen sind entsetzt und Patienten-Organisationen schlagen Alarm. Andrea Wallrafen, Geschäftsführerin des DAAB sieht die Versorgung von Allergiekranken massiv gefährdet. "Die Umsetzung dieser Bestimmungen würde zwangsläufig eine eklatante Einschränkung der Untersuchungsmöglichkeiten für allergiekranke Patienten bedeuten", befürchtet Wallrafen. "Da die meisten Patienten heute auf eine Vielzahl von Allergenen reagieren, kann es mitunter viele Monate bis Jahre dauern, bis die verschiedenen Auslöser allergischer Beschwerden bei einem Patienten vollständig erkannt werden". Die größte deutsche Patientenvereinigung beobachtet seit Jahren zunehmende Restriktionen für Allergiker. "Es hat wohl System, dass an diesen weit verbreiteten Erkrankungen mit vielen Millionen Betroffenen besonders restriktiv eingespart werden soll", so Wallrafen.
Dabei weisen Allergie-Experten darauf hin, dass gerade bei Allergien eine rechtzeitige Erkennung und Behandlung entscheidend für das weitere Leben der Betroffenen ist. "Die frühzeitige Behandlung von Heuschnupfen kann die Ausweitung hin zum Asthma verhindern und die Zahl der allergischen Reaktionen einschränken", so Professor Ludger Klimek vom Allergiezentrum in Wiesbaden. Die erkrankten Patienten leiden unter Symptomen der Atemwege wie Luftnot, Husten, verstopfte Nase – sowie Beschwerden an der Haut wie quälender Juckreiz, wunde, nässende Hautstellen und unter vielen anderen stark beeinträchtigenden Beschwerden bis zum mitunter tödlichen allergischen Schock.
Der Fall der kleinen Elena (6 Jahre) demonstriert die Problematik der neuen Bestimmungen. Professor Klimek: "Wir fanden bei Elena relevante Reaktionen auf nicht weniger als 27 Allergene. Darunter sind möglicherweise tödlich verlaufende Allergien auf Erdnüsse und Wespengift. Wir konnten innerhalb von drei Tagen die Auslöser erkennen und mit der Behandlung beginnen. Nach den neuen Bestimmungen hätten sich die Untersuchungen über fast zwei Jahre hingezogen mit vielen unnötigen Blutentnahmen für Elena und einer enormen Gefahr, dass unerkannte Allergien das Leben des Mädchens in dieser Zeit gefährdet hätten."
Erschreckend ist, dass diese Regulierungswut noch nicht einmal Geld einspart. "Die Anzahl der notwendigen Tests ergibt sich einfach aus der Erkrankung des Patienten", erläutert Andrea Wallrafen. "Der Arzt muss die gleiche Zahl an Untersuchungen veranlassen – diese erstrecken sich einfach über einen längeren Zeitraum und verursachen im Gegenteil mehr Arztbesuche und letztlich höhere Kosten als bislang."
Experten aller allergologischen Fachgesellschaften haben inzwischen einen Brief an die zuständige kassenärztliche Bundesvereinigung geschrieben, in dem auf die möglichen Folgen der Beschlüsse für die Versorgung von allergiekranken Patienten in Deutschland hingewiesen wird.
Quelle: Presseinformation des Deutschen Allergie- und Asthmabunds e.V. (DAAB) vom 29.08.2008 (tB).