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Stressbedingte funktionelle Herzerkrankungen

Aus dem Rhythmus wieder in den Rhythmus

 

Schwäbisch Gmünd (3. August 2012) – Stress hat eine steile „Karriere“ gemacht und ist weiter auf dem Weg nach oben. Noch vor 80 Jahren war das Wort „Stress“ unbekannt, erst Mitte der 1930er Jahre hat der österreichisch-kanadische Endokrinologe Hans Selye diesen Ausdruck geprägt. Heute zieht sich Stress weltweit durch alle Alters- und Berufsschichten: vom Schüler über die erziehende Mutter, den Büroangestellten, die Führungskraft im Unternehmen bis hin zum Freizeitstress wegen eines Staus bei der Fahrt in den Urlaub. Zweifelsohne ist nicht jeder Stress negativ oder gefährlich und gewiss reagiert auch nicht jeder Mensch gleich, aber – wie so oft – kommt es auch beim Stress auf die Dosis an.

 

Dass chronischer Stress krank macht, ist unübersehbar und unbestritten. Erschwerend kommt hinzu, dass sich gestresst fühlende Menschen oft gesundheitsschädlich verhalten, indem sie mehr rauchen, sich falsch ernähren oder zu viel Alkohol trinken. Fakt ist, dass die Weltgesundheitsorganisation WHO Stress nun zu den größten Gesundheitsgefahren des 21. Jahrhunderts erklärt hat und schätzt, dass mehr als die Hälfte aller psychischen Störungen, die zu Arbeitsunfähigkeit führen, stressbedingt sind. Im Jahre 2009 hat eine Untersuchung der Techniker Krankenkasse TKK gezeigt, dass 80 % der Deutschen ihr Leben als stressig empfinden und ein Drittel dauerhaften Stress hat.

 

 

Psyche und Herz sind untrennbar verbunden

 

Da die Stressreaktion im Körper über das vegetative Nervensystem und hormonelle Schaltkreise vermittelt wird, die in verschiedensten Zellen und Organen wirksam werden, können auch die hervorgerufenen Symptome sehr vielgestaltig sein. Häufig kommt es zu nervösen Magen-Darm-Problemen, zu Kopfschmerzen, zu einer Schwächung des Immunsystems und einer dadurch erhöhten Infektanfälligkeit, zu Schlafstörungen oder zu psychischen Erscheinungen wie etwa Panikattacken.

 

Eine besonders große Rolle in der ärztlichen Praxis spielen jedoch die von den Betroffenen als sehr bedrohlich empfundenen Störungen im Herz-Kreislauf-System. „Das Zusammenspiel von seelischen Belastungen und Herzerkrankungen rückt immer mehr in den Fokus wissenschaftlichen und klinischen Interesses, wie das junge Fach der Psychokardiologie belegt“, so Dr. Tobias Sprenger, Facharzt für Allgemeinmedizin mit Schwerpunkt Anthroposophische Medizin aus Köln.

 

Stress gilt heute als wesentlicher Risikofaktor nicht nur für funktionelle Störungen, sondern auch für manifeste Organerkrankungen wie Herzinfarkte. Für letztere gibt es viele Leitlinien, Medikamente und kardiologische Interventionstechniken. Für die Behandlung funktioneller Herzstörungen hingegen fehlen befriedigende konventionelle Methoden und Medikamente. Entweder sind sie nebenwirkungsreich – wie etwa Betablocker – oder haben Suchtpotenzial, wie dies bei den meisten Anxiolytika und Sedativa der Fall ist. Dazu kommt, dass nicht wenige Patienten diese Gruppen von Medikamenten ablehnen, ganz besonders eine Einnahme auf Dauer.

 

 

Das Herz ist viel mehr als eine Pumpe

 

In der anthroposophischen Medizin wird großer Wert darauf gelegt, dass das Herz nicht nur als Pumpe angesehen wird. Es ist die treibende Kraft, das pulsierende Zentralorgan des Kreislaufs, das sich in seiner Aktivität von Schlag zu Schlag an den Bedarf des Organismus anpasst. Es steht nie still und darf doch nie rein mechanisch funktionieren. Kein Herzschlag ist genau gleich wie der andere. „Diese Variabilität ist eine ganz wichtige Voraussetzung für alle körperlich oder seelisch erforderlichen Anpassungen“, betont Dr. Sprenger.

 

Das Herz ist damit also auch ein Wahrnehmungsorgan, das die Befindlichkeit und den Zustand des Körpers fein wahrnimmt und reflektiert. Aus der momentanen leiblich-seelischen Wahrnehmung reagiert das Herz, indem es in Bruchteilen von Sekunden Kontraktionskraft, Frequenz und Herzminutenvolumen reguliert und den aktuellen Bedürfnissen anpasst. Wie sensibel das Herz zum Beispiel auf Emotionen reagiert, spüren wir am beschleunigten Herzschlag bei Aufregung. All diese Fähigkeiten werden über das autonome Nervensystem vermittelt, so wie auch die Stressreaktion. Daher ist leicht nachvollziehbar, dass Stress die Herzfunktion unmittelbar zu beeinflussen vermag.

 

Eine grundlegende Begrifflichkeit in der von Rudolf Steiner (1861-1925) begründeten Anthroposophischen Medizin ist die „Funktionelle Dreigliederung“ des Menschen, die sich sowohl auf leiblich-physiologische als auch auf seelisch-geistige Vorgänge im Organismus bezieht. In dieser Betrachtung gibt es zwei Funktionsarten, die einander polar gegenüberstehen und eine dritte, die zwischen den beiden aktiv ausgleicht und vermittelt. Das „Nerven-Sinnes-System“ wirkt in Abbauprozessen, die Form und Struktur geben, Wahrnehmung und Bewusstsein erzeugen. Diese Vorgänge verlaufen im Kühlen und führen zur Ruhe. Leiblich sind sie vor allem im Kopfbereich wirksam, in dem wesentliche Sinnesorgane und das ZNS liegen. Polar dazu wirkt das „Stoffwechsel-Gliedmaßen-System“, das substanzielle Auf- und Umbauvorgänge bedingt. Sie laufen bewusstseinsfern ab, erzeugen Wärme und ermöglichen Bewegung und dominieren vor allem im Bauchraum und den Extremitäten. Das dritte System, das „Rhythmische System“, wirkt vom Brustkorb aus in den rhythmischen Tätigkeiten von Herz und Lunge. Es hat die Aufgabe, aktiv zwischen den beiden Polen zu vermitteln, das Ineinandergreifen ihrer Wirksamkeit zu harmonisieren.

 

Mit dieser erweiterten Perspektive erschließt diese Dreigliederung einen ganz neuen Blick auf die Ursache funktioneller Beschwerden: Das Wechselspiel zwischen Bewusstsein und Sinneswahrnehmung einerseits sowie Substanz und „bewusstseinsfreiem“ Stoffwechsel andererseits ist gestört. Das Herz, das zum Rhythmischen System gehört und den Dialog zwischen den beiden Polen moderieren soll, ist „überfordert“: das Bewusstsein, das eigentlich im Nerven-Sinnes-System wirken soll, dringt zu tief in das Rhythmische System ein. Dadurch kommt es zu Regulationsstörungen und oft zu einer übermäßigen Wahrnehmung von Vorgängen, die eigentlich autonom ablaufen sollen, d.h. ohne unsere bewusste Aufmerksamkeit. Diese zeigen sich in Symptomen wie Palpitationen (mit und ohne Herzangst), aber auch als Unregelmäßigkeiten von Blutdruck und Herzrhythmus.

 

 

Stress abbauen heißt den Rhythmus stärken

 

Aus diesen Einsichten lässt sich schlussfolgern, dass es für Patienten mit stressassoziierten Symptomen besonders bedeutsam ist, den gesunden, natürlichen Rhythmus wiederherzustellen.

 

Das Arzneimittel Cardiodoron®, eine Komposition aus Schlüsselblume, Bilsenkraut und Eselsdistel, vermag die Regulationskräfte des Herzens zu stärken und damit Unregelmäßigkeiten von Blutdruck und Herzrhythmus oder Störungen des Tag-Nacht-Rhythmus auszugleichen. Diese Effekte führen zu einer messbaren und in Studien nachgewiesenen Verbesserung der Herzfrequenzvariabilität.

 

Auch in Zeiten besonders hoher Anforderungen kann das Medikament helfen, die Regulationskräfte des Herzens stabil zu halten. Cardiodoron® kann bei funktionellen Störungen als alleinige Therapie eingesetzt werden, ist aber auch sehr gut mit schulmedizinischen Präparaten kombinierbar, da keine Wechselwirkungen zu erwarten sind. Auch zur (ergänzenden) Behandlung manifester kardialer Erkrankungen hat es sich bewährt. Cardiodoron ® ist verschreibungspflichtig und GKVerstattungsfähig bei allen Herz-Kreislauf-Erkrankungen mit Ausnahme der Hypotonie. Es steht als Dilution (1-3mal täglich 15-20 Tropfen), in Form von Tabletten (1-3mal täglich 1-2 Tabl.) oder als Lösung zur subkutanen Injektion (2mal wöchentlich 1ml) zur Verfügung.

 

Auch weitere nichtmedikamentöse anthroposophische Therapieformen wie Entspannungstraining, Heileurythmie, Achtsamkeitsübungen oder rhythmische Massagen sind darauf ausgerichtet, dass der Patient wieder in das Gleichgewicht zwischen Anspannung und Entspannung zurückfindet. All diese Behandlungsoptionen können sowohl vorbeugend als auch zur langfristigen Stressbewältigung mit einer arzneilichen oder psychotherapeutischen Therapie kombiniert werden.

 


 

Quelle: Weleda AG, 03.08.2012 (hB).

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