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Votum für höhere Steuern und Warnhinweise auf Alkoholika

„GenoGyn-Prävention-aktiv“: Frauenärzte gegen Alkoholmissbrauch

 

Köln (8. Februar 2011) – Legal und oft verharmlost: Alkohol ist das am weitesten verbreitete Suchtmittel in Deutschland. Der Missbrauch verursacht millionenfaches Leid sowie jährlich volkswirtschaftliche Kosten von über 26 Milliarden Euro. Angesichts von 74.000 Alkoholtoten pro Jahr, einer dramatischen Zunahme des Komatrinkens und immer mehr alkoholabhängiger Frauen fordert die Ärztliche Genossenschaft GenoGyn im Rahmen ihrer Initiative „GenoGyn-Prävention-aktiv“ konkrete Maßnahmen zur Bekämpfung der Alkoholsucht. Allen voran eine drastische Erhöhung der Alkoholsteuern und, ähnlich wie bei Tabakwaren, Warnhinweise auf jedem Flaschenetikett.

 

„Der Ausbau der Präventionsmedizin ist unabdingbar, um die Finanzierbarkeit des deutschen Gesundheitssystems zu erhalten. Das impliziert auch den Kampf gegen den Alkoholismus“, begründet Dr. Jürgen Klinghammer aus dem Vorstand der GenoGyn deren Initiative. „Zum einen ist es unsere ärztliche Pflicht, dem Alkoholismus als vermeidbarer Erkrankung vorzubeugen, und dabei haben wir Gynäkologen, neben den Hausärzten, in der Tat eine Schlüsselrolle.“ Zum anderen müsse aber vor allem der Staat in die Verantwortung genommen werden, strukturelle Maßnahmen zur Eindämmung des Alkoholkonsums in Deutschland zu ergreifen. „Die derzeitige Situation erfordert entschlossenes Handeln“, so der Kölner Frauenarzt. Eine Kampagne gegen Alkohol forderte schon die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen (DHS), anlässlich der Veröffentlichung ihres „Jahrbuchs Sucht 2010“.

 

Danach trinken 9,5 Millionen Bundesbürger Alkohohl in gesundheitlich riskanter Weise, das entspricht bei Frauen mehr als 12 Gramm Reinalkohol (ein kleines Glas Wein) und bei Männern mehr als  24 Gramm Reinalkohol täglich. Etwa zwei Millionen davon konsumieren Alkohol missbräuchlich und etwa 1,3 Millionen Deutsche sind alkoholabhängig. Mit einem jährlichen Pro-Kopf-Verbrauch von knapp 10 Litern reinem Alkohol (25 Liter Whisky) gehört Deutschland im weltweiten Vergleich zu den Ländern mit dem höchsten Alkoholkonsum und rangiert europaweit auf Platz fünf.

 

Besonders alarmierend ist die Zunahme des Komatrinkens unter Jugendlichen, aber auch unter Senioren. So wurden laut Statistischem Bundesamt im Jahr 2009 bundesweit rund 26.400 Mädchen und Jungen zwischen zehn und 20 Jahren mit einer Alkoholvergiftung in Kliniken behandelt. Das ist ein neuer Höchststand und im Vergleich zum Jahr 2000 ein Anstieg um 178 Prozent. Erschreckend: Im Alter von 10 bis 14 Jahren sind inzwischen mehr Mädchen als Jungen betroffen. Als besonders gefährdet gelten Frauen zwischen 45 und 54 Jahren aus den oberen Bildungsschichten. Jede fünfte von ihnen konsumiert Alkohol in riskanter Weise. „Alkoholmissbrauch ist längst kein reines Männerproblem mehr“, betont GenoGyn-Vorstandsmitglied Dr. Klinghammer. Erschwerend komme hinzu, dass Frauen schneller abhängig werden und stärkere Gesundheitsschäden davontragen. 

Zu den häufigsten alkoholbedingten körperlichen Folgen gehören die Schädigung von Leber, Bauchspeicheldrüse, Herz und Kreislauf, von Gehirn, Nerven und Nieren sowie Krebserkrankungen. Vor allem Leber-, Mund- und Speiseröhrenkrebs. Zudem ist Alkohol als Risikofaktor für Brustkrebs bekannt, und noch immer erleiden in Deutschland jährlich mehrere Tausend Babys durch Alkoholkonsum in der Schwangerschaft zum Teil schwere körperliche und geistige Schäden. Die sozialen und psychischen Folgeschäden des Alkoholismus beeinträchtigen auch das Umfeld der Betroffenen.

 

„Die Sondersteuer auf sogenannte Alkopops hat deren Absatz in der Vergangenheit deutlich reduziert. Diesen Mechanismus gilt es nun, mithilfe einer drastischen Erhöhung der Alkoholsteuern umfassend zu nutzen“, so Dr. Klinghammer. Warnhinweise hätten sich bereits bei der Tabakprävention bewährt und sollten daher auch auf jedem Flaschenetikett auf die Gefahren des Alkohols aufmerksam machen. In der Einführung eines generellen Versicherungsrisikozuschlags für Alkoholiker in der gesetzlichen Krankenversicherung sieht die GenoGyn eine  weitere präventive Maßnahme, um den Suchtmittelmissbrauch einzuschränken und die Solidargemeinschaft aller Krankenversicherten zu schützen. 

Das Engagement der Frauenärzte gegen Alkoholsucht, Tabakkonsum und Übergewicht steht im Mittelpunkt ihrer jüngsten Initiative „GenoGyn-Prävention-aktiv“. Mit einer eigenen zertifizierten Fortbildung in Präventionsmedizin sorgt die GenoGyn seit 2008 für die entsprechende Qualifikation niedergelassener Gynäkologen.

  

Weitere Informationen: www.genogyn.de

 


Quelle: GenoGyn, 08.02.2011 (tB).

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