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Wenn aus der akuten Hepatitis eine chronische wird

 

Braunschweiger Helmholtz-Forscher zeigen, wie das Immunsystem bei einer Hepatitis B-Infektion reagiert

Braunschweig (16. Februar 2009) – Hepatitis B ist die weltweit am häufigsten vorkommende Infektionskrankheit. Die Folgen sind entweder eine akute oder in seltenen Fällen eine chronische Erkrankung. Forscher des Braunschweiger Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung (HZI) haben jetzt untersucht, wie sich die Immunantworten von chronischer und akuter Hepatitis B-Infektionen unterscheiden.

Dazu untersuchten Carlos A. Guzmán, Leiter der Arbeitsgruppe "Vakzinologie und Angewandte Mikrobiologie" und Robert Geffers, Leiter der Plattform "Genexpressionsanalyse", zusammen mit indischen Kollegen das Vorkommen und die Art spezieller Abwehrzellen, der T-Helferzellen und ihre Rolle beim Krankheitsverlauf. Mithilfe von Genanalysen zeigten sie, wie unterschiedlich die Gene in diesen Immunzellen abhängig zum Krankheitsverlauf reguliert werden.

 

Diese neuen Ergebnisse können Ärzten helfen herauszufinden, ob eine Infektion ausheilt oder sich chronisch in der Leber einnistet. Die Ergebnisse veröffentlichte jetzt das Wissenschaftsmagazin "Hepatology".

Etwas 300 bis 420 Millionen Menschen (5 bis 7% der Weltbevölkerung) sind chronisch mit dem Hepatitis B-Virus infiziert. Eines der Länder, in denen Hepatitis B häufig vorkommt, ist Indien. Beim Krankheitsverlauf unterscheidet man zwischen der akuten und der chronischen Hepatitis B. Die bekannteste Folge einer akuten Infektion ist die Gelbsucht. In fünf Prozent der Infektionen verläuft die Erkrankung chronisch, das heißt, die Viren bleiben in der Leber. Eine chronische Hepatitis B führt unbehandelt zu Bewusstseinsveränderung, Leberzirrhose und Leberkrebs. Welche Rolle das Immunsystem bei der Ausprägung einer akuten oder chronischen Hepatitis B spielt, hat man bis heute nicht vollständig verstanden.

Entscheidend für eine angemessene Immunantwort ist die schnelle Aktivierung von Immunzellen, die gezielt infizierte Leberzellen attackieren, ohne dabei unnötig viel Lebergewebe zu zerstören. Eine entscheidende Rolle beim Einstellen dieser notwendigen Balance zwischen Immunabwehr und Toleranz spielen Unterarten der T-Helferzellen: T-Effektorzellen und regulatorische T-Zellen (Treg).

Während die T-Effektorzellen eine Virusinfektion bekämpfen und infizierte Körperzellen abtöten, fahren die Treg-Zellen eine Immunantwort herunter und schalten T-Effektorzellen ab. Sie wirken dadurch einer Zerstörung des Gewebes entgegen.

Die Wissenschaftler des internationalen Forscherteams untersuchten, wie diese T-Helferzellen den Krankheitsverlauf von Hepatitis B beeinflussen. Dazu verglichen sie in Blutproben indischer Hepatitis B-Patienten, inwieweit das veränderte Vorkommen der T-Zelluntergruppen im Blut den Krankheitsverlauf beeinflusst und welche Gene dafür verantwortlich sind.

Die Teams von Guzman und Geffers konnten zeigen, dass bei einer akuten Hepatitis B die T-Effektorzellen sehr aktiv sind und infizierte Körperzellen zerstören. Die Treg-Zellen verhindern in dieser Phase der Infektion, dass T-Effektorzellen gesundes Lebergewebe schädigen. Bei einer chronischen Hepatitis B Infektion werden die T-Effektorzellen hingegen weitgehend lahm gelegt: Die Treg-Zellen unterdrücken eine Immunantwort und erleichtern damit den Hepatitis B-Viren, sich in das Organ einzunisten. Der dauerhafte Kampf des Immunsystems gegen das Virus führt so zu einer langsamen Zerstörung des Lebergewebes. Ihre Beobachtungen verglichen die Forscher mit der Genaktivität: Sie zeigten, dass sich mehr als hundert Gene in T-Effektorzellen bei der Immunantwort einer akuten und chronischen Hepatitis B unterscheiden.

"Die molekularen Mechanismen und die spezifischen Genaktivitäten einer Hepatitis B-Infektion waren bisher unbekannt. Wir haben nun ein viel besseres Verständnis, wie eine akute und eine chronische Hepatitis B-Infektion abläuft und welche Prozesse dahinter stecken", sagt Carlos A. Guzmán. "Mit der Genanalyse erweitern wir den Blick auf die molekularen Zusammenhänge, die vielfach ein Grund für die klinischen Beobachtungen sind. Dem Arzt bieten sich dadurch Möglichkeiten, durch sogenannte "Markergene" seine Diagnose zu verbessern und zusätzlich durch gezielte, auch immuntherapeutische Maßnahmen, die Behandlung der Patienten zu verbessern", sagt Robert Geffers, der die Genanalysen der Blutproben durchführte.

Originalartikel: Nirupma TrehanPati, Robert Geffers, Sukriti, Syed Hissar, Peggy Riese, Tanja Toepfer, Jan Buer, Manoj Kumar, Carlos A. Guzman, Shiv Kumar Sarin. Gene expression signatures of peripheral CD4+ T cells clearly discriminate between patients with acute and chronic hepatitis B infection. Hepatology 2009. DOI 10.1002/hep.22696


 

Quelle: Pressemitteilung des Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung vom 16.02.2009.

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