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Wieder mehr Luft zum Leben

IgE‑Reduktion sorgt für nachhaltige Besserung bei schwerem allergischen Asthma (SAA)

 

Neue Studie bestätigt die außergewöhnliche Wirksamkeit von Anti‑IgE‑Antikörpern in der adjuvanten Asthmatherapie

Der moderne Wirkstoff Omalizumab steigert bei Patienten mit schwerem allergischen Asthma die Lebensqualität erheblich

 

Nürnberg (20. März 2009) ‑ Für Patienten mit schwerem allergischen Asthma (SAA) wird das Leben häufig zur Qual: Trotz leitlinienkonformer Therapie kommt es immer wieder zu Exazerbationen, akuten Notfällen und Krankenhausaufenthalten. Die Lebensqualität ist im Alltag massiv eingeschränkt: Schon Treppensteigen führt zu Atemnot, selbst die leichtesten Freizeitaktivitäten fallen schwer. Stigmatisierung, psychosozialer Rückzug bis hin zu schweren Depressionen sind oft die Folge. Eine neue Studie belegt jetzt, dass die adjuvante Therapie mit dem Anti-IgE-Antikörper Omalizumab signifikant die Anzahl der symptomfreien und symptomkontrollierten Tage verbessert. Die Asthmaspritze verschafft Patienten also wieder mehr Luft und Lebensqualität ‑ und zwar nachhaltig.

 

„Bereits als Kind hatte ich wenige Freunde, weil ich immer schlapp machte", berichtet die 33jährige Betroffene Tanja I. „Ich war sofort aus der Puste, wurde immer wieder krank. Sogar ein Frühlingsspaziergang war unmöglich, weil ich durch die Pollenbelastung keine Luft mehr bekam. Irgendwann hatte ich dann keinen Spaß mehr an solchen Aktivitäten." Eine typische Leidensgeschichte für jemanden, der an schwergradigem, persistierendem Asthma der Kategorie 4 erkrankt ist. Eine aktuelle Studie gibt diesen Patienten neue Hoffnung: Unter der Begleittherapie mit Omalizumab verbesserte sich der Anteil der symptomfreien Tage und Nächte kontinuierlich bis auf das Doppelte (Responder: 45,8 %, Placebo 22,6 %) ‑ auch die Symptom‑kontrollierten Tage nahmen in gleichem Maße zu. Diese enorme Steigerung schlägt sich in der gesteigerten Lebensqualität der Patienten nieder: der Asthma Quality of Life Questionnaire (AQLQ korrelierte hoch signifikant mit dem Asthma Symptom Scores (ASS).

 

Mehr Lebensqualität durch die Omalizumab‑Therapie

Durch die Omalizumab‑Blockade kann IgE nicht mehr an den Mastzellen andocken. Die dadurch herunterregulierte allergische Reaktion reduziert sowohl Asthmasymptome als auch die Stärke und Anzahl von Asthmaexazerbationen. Stattdessen bilden Anti-IgE und das frei zirkulierende IgE einen Komplex, der vom Körper problemlos abgebaut bzw. ausgesschieden wird. „Ich kann endlich wieder durchatmen, mein Leben genießen. Schon nach einem halben Jahr spürte ich, dass die körperliche Belastbarkeit zunahm. Ich konnte wieder Treppen laufen, statt den Aufzug zu benutzen. Ein unbeschreibliches Gefühl.", bestätigt auch Tanja I. Sie kommt jetzt mit viel weniger Asthmamedikamenten aus, benötigt keine orale Kortisontherapie mehr. Und sie konnte sogar die Dosis der Inhalativa deutlich reduzieren. Tanja I. hat endlich wieder mehr Luft zum Leben.

 

Das stille Leiden im Verborgenen und neue Therapieansätze

Doch bis es zu einer Therapie kommt, haben die Patienten meist einen langen Leidensweg hinter sich: Denn beim SAA ist die Diagnose trotz der starken Symptome oft schwierig und stellt nicht selten selbst erfahrene Ärzte vor eine große Herausforderung. „Aufgrund des komplexen Krankheitsbildes werden manche Fälle relativ spät erkannt", erläutert Dr. Olaf Schmidt, Niedergelassener Arzt für Innere Medizin und Pneumologie in Koblenz. „Außerdem kommen Patienten häufig erst zu uns, wenn die Erkrankung schon sehr weit fortgeschritten ist." Dadurch verschlechtere sich natürlich die Prognose.

 

Patienten mit SAA sind mitunter sehr leidensfähig, weiß auch Dr. Josef Lecheler vom CJD Asthmazentrum Berchtesgaden. „Viele Patienten können nicht optimal behandelt werden, weil sie ihre Symptome und Beschwerden nicht richtig einordnen können oder verdrängen. Das erschwert oft die rechtzeitige Diagnostik und den frühzeitigen Therapiebeginn." Neben körperlichen seien daher auch psychische Probleme programmiert, die bei der Therapie unbedingt mitberücksichtigt werden müssten. Wünschenswert sei eine möglichst schnelle und individuelle Therapie durch spezialisierte Ärzte oder Zentren.

 

Verschiedene, in der Regel an Universitätskliniken angesiedelte, medizinische Zentren haben sich hierzulande inzwischen auf die Behandlung dieser schwer kranken Patienten spezialisiert und in dem sogenannten „Netzwerk SAA" zusammengeschlossen. Derzeit gibt es deutschlandweit 17 Zentren. „Die Idee, die hinter dem Netzwerk SAA steckt ist einfach ‑ und vielleicht gerade deshalb so effektiv für den Patienten", erklärt Dr. Hari Sven Krishnan, Leiter Marketing General Medicines, Novartis Pharma GmbH, Nürnberg. „Patienten, die unter schwerem allergischen Asthma leiden, brauchen schnell und unbürokratisch Hilfe, das ist durch diese Zusammenarbeit zwischen Facharzt und Klinik gegeben".

 

Doch die Realität ist meist anders: So besteht die Pharmakotherapie derzeit in der Regel aus einer Kombination von Beta‑Sympathomimetika, sowie entzündungshemmenden Substanzen wie Kortikosteroide (inhalativ und oral) oder Leukotrienrezeptorantagonisten und Theophyllin. Sie werden nach einem Stufenschema appliziert, wie es zum Beispiel die Global Initiative for Asthma (GINA) (1) publiziert. Trotzdem stößt diese Standardbehandlung beim SAA an ihre Grenzen. Diese Erfahrung macht auch Dr. Nicolaus Schwerk von der Medizinischen Hochschule Hannover. Viele Patienten haben weiter zum Teil dramatische Beschwerden. Zudem kann es durch die hohen Kortisondosen zu den bekannten Nebenwirkungen wie Wachstumsstörungen oder sogar Diabetes mellitus kommen.

 

Denn Asthma ist häufig mit einer allergisch bedingten IgE-vermittelten Reaktion verbunden. Neue Therapieansätze, wie zum Beispiel die Eliminierung von Anti-IgE, sind Schritte in die richtige Richtung. Hier verspricht Omalizumab eine deutliche Verbesserung des SAA. Die Substanz ist seit rund drei Jahren in Deutschland zugelassen und wirkt als Anti-IgE-Antikörper. Das IgE wird abgefangen und kann dadurch nicht mehr an die Mastzellen andocken, die Freisetzung von Histamin und anderen Entzündungsmediatoren wird verhindert. Allergische Folgereaktionen unterbleiben. Ein großer Schritt beim weltweiten Kampf gegen die Krankheit.

 

Schreckens-Szenario: Asthma auf dem globalen Vormarsch

Asthma gehört inzwischen zu den häufigsten chronischen Krankheiten. Weltweit sind rund 300 Millionen Menschen betroffen. Experten rechnen damit, dass sich diese Zahl bis zum Jahr 2025 um über 30 Prozent auf zirka 400 Millionen erhöht (2). Fachleute wie PD Dr. Randolf Brehler von der Universitätsklinik Münster schätzen, dass die Asthma-Prävalenz in Deutschland zwischen 3 bis 5 Prozent (Erwachsene) und zehn Prozent (Kinder) liegt. „Vor allem in den hochentwickelten, westlichen Industrieländern gehören Allergien zu den Hauptursachen für Asthmaerkrankungen", so Dr. Randolf Brehler. In den nächsten Jahren sei mit einer weiteren drastischen Zunahme der Krankheitsfälle zu rechnen, auf die das Gesundheitssystem reagieren müsse. Gerade für SAA gelte: Die korrekte Diagnose und optimale Therapie sind die Schlüssel, um Patienten schnellstmöglich zu helfen, dadurch Folgeerkrankungen zu vermeiden und sozioökonomische Belastungen zu reduzieren. Schon im Jahr 1999 beliefen sich die Gesamtkosten der Asthmaerkrankungen in Deutschland auf 2,74 Milliarden Euro (3).

 

Über die Studie

Die vorliegende Arbeit (4) beleuchtet die INNOVATE‑Studie (5) mittels einer Post‑hoc‑Analyse noch einmal von einer ganz anderen Seite. Insgesamt wurden 409 Patienten erfasst, die an der randomisierten, doppelblinden Studie teilnahmen. Alle Patienten hatten täglich rezidivierende Asthmasymptome bei bekanntem SAA trotz einer Stufen‑Therapie, die sich an die GINA‑Vorgaben hielt. Die Teilnehmer wurden über 28 Wochen mit Omalizumab oder einem Placebo begleitend zu ihrer Asthmatherapie behandelt. Nach 16 Wochen wurde anhand des Global Evaluation of Treatment Effectiveness (GETE) ermittelt, welche Patienten auf die Omalizumab-Therapie ansprachen (Responder) und welche nicht (Non-Responder). Omalizumab wurde alle zwei oder vier Wochen subkutan appliziert, je nach Körpergewicht und IgE­Basiswert.

 

In den klinischen Studien zu Omalizumab ist die Reduktion der dramatischen Exazerbationen bei SAA hervorragend belegt (6). Hier wird nun veranschaulicht, wie Anti‑IgE den häuslichen Alltag der Patienten und ihre Lebensqualität verbessert. In zweiwöchigen Abständen wurden die alltäglichen Symptome, unter denen Patienten mit SAA zu leiden haben, anhand eines Asthma Symptom Scores (ASS) erfasst. Es wurde zwischen gänzlich symptomfreien und Symptom-kontrollierten Tagen (also weniger Symptome, aber nicht gänzlich frei) unterschieden. Zur Messung der Lebensqualität diente der Asthma Quality ofLife Questionnaire (AQLQ) (7).

 

 

Literatur / Referenzen

 

  1. Masoli M, Fabian D, HoltS, Beasley R. The global burden of asthma: executive summary of the GINA Dissemination Committee Report. Allergy 2004;59:469‑78
  2. Stock S, Redaelli M, Luengen M, Wendland G, Civello D, Lauterbach KW: Asthma ‑ prevalence and cost of illness. 2005;25:47‑53
  3. Humbert M, Berger W, Rapatz G et al. Add‑an omalizumab improves day‑to‑day symptoms in inadequately controlled severe persistent allergic asthma. Allergy 2008;63:592‑596.
  4. Humbert M, Beasley R, Ayres J, et al. Benefi ts of omalizumab as add‑an therapy in patients with severe persistent asthma who are inadequately controlled despite best available therapy (GINA 2002 step 4 treatment): INNOVATE. Allergy 2005;60(3):309‑16.
  5. Bousquet J, Cabrera P, Berkman N, et al. The effect of treatment with omalizumab, an anti‑IgE antibody, an asthma exacerbations and emergency medical visits in patients with severe persistent asthma. Allergy 2005;60(3):302‑8.
  6. Juniper EF, Guyatt GH, Epstein RS, Ferrie PJ, Jaeschke R, Hiller TK. Evaluation of impairment of health­related quality of life in asthma: development of a questionnaire for use in clinical trials. Thorax 1992; 47: 76±83.

 

Download

 

Omalizumab und der wissenschaftliche Hintergrund von Anti-IgE.pdf Omalizumab und der wissenschaftliche Hintergrund von Anti-IgE.pdf (888.51 KB)

 

 

 


 

Quelle: Pressemitteilung der Firma Novartis vom 20.03.2009 (Brand PR) (tB).

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