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10. Deutscher Allergiekongress Köln 2015
App-basiertes Kommunikationssystem bringt Allergie unter Kontrolle
Köln (11. November 2015) – Ist eine Aktualisierung der Behandlungsstrategien für allergische Patienten notwendig? Dieser Frage widmeten sich die Allergie-Experten Prof. Dr. Jean Bousquet, Montpellier; Prof. Dr. Philippe Stock, Hamburg; Prof. Dr. Knut Brockow, München und Prof. Dr. Ludger Klimek, Wiesbaden anlässlich des MEDA-Satellitensymposiums beim Allergiekongress. Die Antwort der Referenten ist einstimmig: Es braucht dringend ein innovatives europäisches Krankheitsmanagement, um einer der häufigsten Erkrankungen Herr zu werden. Allein an allergischer Rhinitis (AR) leiden 25 Prozent der europäischen Bevölkerung (1), hinzukommen weitere allergische Erkrankungen.
Experten schätzen, dass nur etwa 10 Prozent der allergischen Patienten entsprechend den aktuellen Leitlinien behandelt werden (2). Die oftmals inadäquate Diagnostik und Therapie aufgrund fehlender Informationen und mangelhafter Kommunikation schränken die Patienten massiv in ihrer Lebensqualität und Leistungsfähigkeit ein. Dies führt nicht selten dazu, dass schwere Komorbiditäten wie Asthma entstehen oder Patienten an lebensbedrohlichen anaphylaktischen Reaktionen versterben. Schließlich weiß man heute, dass atopische Erkrankungen auch genetisch beeinflusst sind und sich daher im Laufe des Lebens an verschiedenen Organsystemen manifestieren und auch eskalieren können. Darüber hinaus stellen allergische Erkrankungen einen ernst-zunehmenden Kostenfaktor dar. Abhilfe könnte nun das von der MACVIA-ARIA* mit Unterstützung der EU entwickelte System MASK-rhinitis**(3) schaffen: Das App-basierte System umfasst Informations- und Kommunikationswerkzeuge sowie ein auf der ARIA-Leitlinie fußendes Supportsystem zur klinischen Entscheidungsfindung. Damit wird die Kommunikation zwischen allen Beteiligten – Ärzten, Patienten und Apothekern – vereinfacht und das Krankheitsmanagement verbessert.
Die Effektivität der Allergie-Therapie, so die einhellige Meinung der Experten, blieb in der Vergangenheit nicht selten hinter den Erwartungen zurück. Vor diesem Hintergrund haben die Mitglieder der ARIA-Leitlinien-gruppe essenzielle Anforderungen an ein optimales Allergiemanagement
formuliert: die Identifikation des Beginns der Pollenflugsaison, die Patientenstratifizierung, die optimale Kontrolle der AR und ihrer Komorbiditäten, ein multidisziplinäres Behandlerteam, und – allem voran – die verstärkte Einbindung des Patienten. Darüber hinaus wichtig sei auch eine optimierte Anpassung der Studiendesigns an den klinischen Alltag (3). Mit Hilfe des MASK-rhinitis-Kommunikationssystems können eine Reihe dieser Anforderungen erfüllt werden. In groben Zügen läuft das System folgendermaßen ab: Zwei Wochen vor dem erwarteten Beginn der Pollensaison werden von dem behandelnden Allergologen ausgewählte Patienten via SMS aufgefordert, mit dem täglichen Reporting zur Krankheitskontrolle mittels VAS (Visuelle Analogskala, s. Abb. 1) zu beginnen. Identifiziert der Allergologe einen Anstieg der VAS-Werte, ist das ein Zeichen dafür, dass die Pollensaison begonnen hat. Er kann nun zum einen die Medien darüber informieren und zum anderen alle seine Allergiepatienten via SMS benachrichtigen, dass der Pollenflug begonnen hat und sie zum täglichen Reporting der VAS-Werte auffordern (s. Abb. 2). Neben der sich daraus ergebenden umfangreichen Sammlung an klinischen Daten, die den wissenschaftlichen Erkenntnisgewinn fördert und vielfältig genutzt werden kann, hat der Arzt stets den aktuellen Status über die Kontrolle der Erkrankung verfügbar und kann gegebenenfalls eingreifen. Dieses therapeutische Reagieren ist für die Patienten essenziell, damit ernste Komplikationen wie z.B. Asthma nach Möglichkeit vermieden werden können.
Unheilige Allianz – Allergische Rhinitis und Asthma
Bereits seit längerem ist die enge Verknüpfung zwischen allergischer Rhinitis und Asthma nachgewiesen. Der nasobronchiale Luftweg ist als eine funktionelle Einheit zu betrachten. So ist es zu erklären, dass bei einer AR ausgeschüttete Entzündungsmediatoren aus der Nase systemische Reaktionen auslösen, die auch Bronchien und Lunge betreffen können (4). Mittels einer internationalen Studie konnten Laynaert et al. zeigen, dass die Prävalenz von Asthma bei Patienten mit AR sechs Mal höher ist als bei denjenigen ohne AR (5). Die AR ist als Prädiktor für Asthma zu bewerten und beeinflusst unbehandelt die Kontrolle eines bestehenden Asthmas ebenso negativ wie das Rauchen (6). Therapeutisch werden die AR und das allergische Asthma allerdings zumeist getrennt voneinander betrachtet und unterschiedlich behandelt. Doch wie sinnvoll ist das tat-sächlich? Die Behandlung der AR hat Einfluss auf die Asthmakontrolle:
Dabei sind orale Antihistaminika, wie sie häufig zur AR-Behandlung ein-gesetzt werden, deutlich weniger geeignet als intranasal angewandte Steroide (INS), um einen therapeutischen Effekt an den unteren Atemwegen zu erreichen (7). In weiteren Untersuchungen konnte dieser positive Effekt der INS auf ein gleichzeitig zu AR bestehendes Asthma bestätigt werden (8). Allerdings bringen – trotz dieses Vorteils hinsichtlich der Asthma-kontrolle – INS auch unter Hinzunahme von oralen Antihistaminika keine zufriedenstellende Verbesserung der nasalen und okularen Symptome, wie eine Studie unter mehr als 600 Allergie-Patienten ergab (9). Eine Alternative bietet das Nasenspray Dymista®, eine innovative Kombination aus dem Antihistaminikum Azelastinhydrochlorid und dem Kortikosteroid Fluticasonpropionat. Dymista ist nachgewiesenermaßen etwa doppelt so wirksam in der Linderung der nasalen und okularen Symptome wie die Einzelsubstanzen (9). Die höhere Effektivität des Nasensprays konnte auch unter „real life-Bedingungen“ bestätigt werden: In einer nicht interventionellen Studie (10) haben 95 Prozent der Patienten ihre Symptome bereits nach dreitägiger Behandlung mit dem Nasenspray als gut oder teilweise kontrolliert empfunden.
Teufelskreis Allergische Rhinitis – Asthma – Anaphylaxie
Ist Asthma als Komorbidität der AR sowieso bereits mit erhöhter Morbidität verbunden, haben Asthma-Patienten zudem noch ein gesteigertes Risiko eine schwere, mitunter tödliche anaphylaktische Reaktion zu erleiden (11). Die Anaphylaxie als höchste Eskalationsstufe allergischer Erkrankungen vom Soforttyp ist definiert als schwere, akute, lebensbedrohliche, generalisierte oder systemische Überempfindlichkeitsreaktion (12). Dabei kann es neben Hautreaktionen u.a. sowohl zu kardiovaskulären als auch zu respiratorischen Reaktionen kommen. Es ist bemerkenswert, dass bei unterschiedlichen Auslösern der anaphylaktischen Reaktion verstärkt das eine oder das andere Organsystem reagiert (13). So reagieren die Patienten bei einer Anaphylaxie, die durch Nahrungsmittel ausgelöst wird, vorwiegend respiratorisch und ersticken im schlimmsten Fall, was möglicherweise durch den Risikofaktor Asthma begünstigt sein kann (13). Denn auch hier ist der Zusammenhang gegeben: Nahrungsmittelallergien im Kindesalter prädisponieren für späteres Asthma (14). Behandelt wird die Anaphylaxie neben allgemeinen Maßnahmen und Volumenersatz, mit Adrenalin, Antihistaminika und Glukokortikoiden. Die frühe Gabe von intramuskulärem Adrenalin steht hierbei an erster Stelle und stellt eine der
wesentlichen lebensrettenden Maßnahmen dar. Daher sollte Risikopatienten dringend ein Notfallset – bestehend aus einem Adrenalin-Autoinjektor, einem Antihistaminikum und einem Glukokortikoid – verordnet werden. Um sicher zu stellen, dass im Notfall der Patient oder Angehörige das Set und vor allem den Adrenalin-Autoinjektor korrekt anwendet, wer-den spezielle Anaphylaxie-Schulungen angeboten. Damit kann dem Patienten die notwendige Sicherheit und Handlungskompetenz gegeben werden, um in Krisensituationen adäquat reagieren zu können.
Allergische Erkrankungen – das ist wichtig:
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Atopische Erkrankungen sind oft auch genetisch beeinflusst und manifestieren sich an verschiedenen Organsystemen.
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Sie können gleichzeitig auftreten und sich gegenseitig beeinflussen.
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Der nasobronchiale Luftweg ist eine funktionelle Einheit – Asthma folgt AR und umgekehrt.
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Bei Atopikern besteht immer das Risiko der Anaphylaxie mit möglicherweise lebensbedrohlichen Folgen.
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Allergien sind gut behandelbar. Das Risiko von Folgeerkrankungen lässt sich durch eine adäquate Therapie reduzieren.
Allergische Erkrankungen wie die AR sind keine Bagatelle: Neben massiver Einschränkung der Lebensqualität können sie schwere Komorbiditäten und lebensbedrohliche Reaktionen zur Folge haben. Eine Verbesserung des aktuell unbefriedigenden Krankheitsmanagements ist daher dringend geboten. Mit der Implementierung des neuen MASK-rhinitissystem, das moderne Kommunikationstechnologie rund um den Patienten einsetzt, könnte ein entscheidender Fortschritt im Sinne der Patienten gelingen.
Abbildungen
Abb. 1
Abb. 2 (modifiziert nach 2)
Anmerkungen
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*Contre les MAladies Chroniques pour une VIeillisment Actif / Allergic Rhinitis and its Impact on Asthma
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** MACVIA-ARIA Sentinel NetworK for allergic rhinitis Presseinformation
Referenzen
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Bousquet J et al. Global Surveillance, prevention and control of Chronic Res-piratory Diseases. A comprehensive approach. Global Alliance against Chronic Respiratory Diseases. World Health Organization. ISBN 978 92 4 156346 8. 2007
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Biermann, J. et al. Allergo J 2013;22:366-73.
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Bousquet J et al. Allergy 2015;doi 10.1111/all.12686
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Jeffery PK et al. BMC Pulm Med 2006; 6(Suppl 1):5
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Nickel R. et al.J Allergy Clin Immunol. 1997;99(5):613-7.
Informationen über MEDA Pharma GmbH & Co. KG
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Quelle: Meda Pharma, 11.11.2015 (tB).