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Merz Pharmaceuticals_Logo25. Fortbildungswoche für praktische Dermatologie und Venerologie in München 2016

Die Haarsprechstunde als sinnvolle Ergänzung für jede dermatologische Praxis

München (27. Juli 2016) – Die evidenzbasierte Medizin – gepaart mit umfassenden klinischen Erfahrungen des behandelnden Arztes – bildet die Grundlage für eine erfolgreiche Behandlung des Haarausfalls. Die Compliance des Patienten ist eine wichtige Voraussetzung für den Therapieerfolg. Im Rahmen der 25. Fortbildungswoche für praktische Dermatologie und Venerologie in München* sprachen Experten über ihre Erfahrungen mit der Einrichtung einer Haarsprechstunde für Patienten, den Therapiemöglichkeiten bei androgenetischem und diffusem Haarausfall und der Förderung der Patientencompliance.

Von Haarausfall Betroffene haben häufig einen hohen Leidensdruck und bedürfen neben einer effektiven Therapie auch einer einfühlsamen Patientenführung. Dies kann eine dermatologische Praxis mit entsprechender Fachkompetenz mittels einer Haarsprechstunde für Patienten mit Haarausfall leisten. Bereits vor dem Gespräch mit dem Arzt könnten zahlreiche Daten und Fakten mit einem speziellen Fragebogen erfasst werden, sagte Dr. Uwe Schwichtenberg, Praxis für Dermatologie, Allergologie und Phlebologie, Bremen. „In unserer Praxis setzen wir außerdem einen separaten Haarausfallflyer ein, der die häufigsten Formen des Haarausfalls und deren Therapie erläutert.“


Aufmerksamkeit für die Haarsprechstunde schaffen

Während des Gesprächs in der Haarsprechstunde stehen die Diagnosestellung, die Erörterung eines Therapieplans sowie die Erfassung des Haarstatus im Vordergrund. Dazu werden Übersichtsfotos und eine computergestützte Analyse verwendet, die die Grundlage für die inhaltlich und zeitlich genau zu definierenden Verlaufskontrollen darstellen. Zudem wird dem Patienten ein Haarausfall-Nachsorgebogen mitgegeben. „Mittlerweile bietet sich sogar eine Online-Videosprechstunde an, da die Haarsprechstunde oft überregional genutzt wird“, sagte Schwichtenberg. Informationen zum Angebot der Haarsprechstunde finden sich in allen Bereichen der Außenwerbung der Praxis. An Bedeutung gewonnen hätten natürlich auch die digitalen Medien und das Internet.

Das Vertrauensverhältnis zwischen Arzt und Patient, das während der Haarsprechstunde gefördert werden kann, die Gewissheit, kompetent beraten zu werden und ein positiver Ausblick auf den zu erwartenden Behandlungserfolg steigern die Motivation des Patienten, Behandlungen über einen längeren Zeitraum durchzuhalten.

Der Diagnosestellung sollte eine individualisierte, Pathogenese-orientierte Therapie folgen und ein individuelles Therapieziel mit dem Patienten besprochen werden.


Kombinierte Therapie mit frühem Beginn erhöht Erfolgsaussichten

Die Klientel der Haarsprechstunde bestehe überwiegend aus Patientinnen, die einen verstärkten Haarausfall, ein reduziertes Haarvolumen oder verkürzte Haarlängen aufweisen. Meist liege bei diesen Frauen noch keine Scheitelverbreiterung oder sichtbare Kopfhaut vor, erklärte Dr. Andreas M. Finner, Trichomed® Praxis für Haarmedizin und Haartransplantation, Berlin. In der Trichoskopie werde trotz nur leichter Dichteminderung eine auffällige Miniaturisierung einiger Haare erkennbar. Der Zupftest am Oberkopf sei häufig leicht positiv und es werde eine erhöhte Telogenrate im Trichogramm beobachtet. Die Kombination dieser Befunde weise auf eine aktive androgenetische Alopezie mit verkürzten Haarzyklen hin. Das Effluvium sei nicht gleichmäßig diffus, sondern betreffe eher den Oberkopf, erläuterte Finner.

„Die Therapie kann stufenweise und kombiniert erfolgen“, so Finner, „um sowohl die Telogenrate zu senken als auch das Nachwachsen anzuregen bzw. eine langfristige Stabilisierung zu erreichen.“ Initial eigne sich eine orale Kombination von B-Vitaminen, Cystin und Medizinalhefe (Pantovigar®). Gleichzeitig könne langfristig eine 0,025%ige Alfatradiol-haltige Lösung (Pantostin®) auf der Kopfhaut angewendet werden. Präparate mit Minoxidil sollten eher später, nach einer Stabilisierung der Ausfallaktivität, eingesetzt werden, erklärte Finner.

In der Therapie des aktiven Effluviums bringt das Kombinationspräparat aus B-Vitaminen, Cystin und Medizinalhefe eine schnellere Verbesserung der Anagenrate und Kräftigung der Haarstruktur.(1) Die frühzeitige und langfristige Therapie der androgenetischen Haarwachstumsschwäche mit Alfatradiol hilft der Haarerhaltung und wirkt kausal gegen die AndrogenWirkung am Haarfollikel.(2) Nach verbesserter Telogenrate wird Minoxidil als Lösung oder Schaum aufgetragen. Je nach Befund können ergänzend Kortikosteroide, Antischuppenshampoos und eventuell eine Low-Level-Lasertherapie eingesetzt werden. Die Erfolgskontrolle sollte im Verlauf digital durchgeführt werden.


Patientenkommunikation ist der Schlüssel für gute Compliance

„Die klinische Erfahrung lehrt uns, dass die evidenzbasierte Monotherapie von Haarausfall nur begrenzt wirksam ist“, betonte Prof. Dr. Ralph M. Trüeb, Dermatologische Praxis und Haarcenter Professor Trüeb, Wallisellen-Zürich, Schweiz. Man müsse offen bleiben für die Möglichkeit mehrerer gleichzeitig bestehender Haarausfallursachen. Gute medizinische Praxis heiße letztendlich, die beste externe Evidenz aus der evidenzbasierten Medizin in die individuelle klinische Erfahrung und Expertise zu integrieren. Es gehe dann nicht mehr darum, dass eine gewisse Prozentzahl von Patienten möglicherweise von einer Medikation profitiert, sondern wie es zu bewerkstelligen sei, dass sie für alle Patienten von Nutzen ist.

Eine wichtige Voraussetzung für die Zufriedenheit und den Behandlungserfolg sei die gelungene Kommunikation zwischen Arzt und Patient. Zur kommunikativen Kompetenz gehörten die Anerkennung des Behandlungswunsches sowie das Erkennen vorhandener Ängste, depressiver Verstimmungen und sozialer Verhaltensbeeinträchtigungen. Es müsse die Erwartungshaltung an die Behandlung geklärt werden und eine effektive patientenbezogene Beratung stattfinden, um die Patientencompliance einschätzen und möglicherweise Maßnahmen zu ihrer Förderung ergreifen zu können. „Der Erfolg hängt maßgeblich von Ihrer Tätigkeit auf der kommunikativen Ebene ab“, sagte Trüeb. Das Gespräch sei die häufigste pflegerische Handlung. „Hören und verstehen Sie Ihre Patienten und klären Sie sie über alle Schritte auf. Überzeugen Sie Ihre Patienten, gemeinsam den erforderlichen Weg zu gehen, aber erläutern Sie auch deren Anteil an Eigenverantwortung und freuen Sie sich gemeinsam bei jeder Kontrolle über den schrittweisen Erfolg.“


Anmerkung

  • *Mittagsseminar: „Haarsprechstunde: Erfahrungen aus der Praxis“, im Rahmen der 25. Fortbildungswoche für praktische Dermatologie und Venerologie, 27. Juli 2016, München


Literaturverweise

  1. Finner A, Int J Trichology, 2011, 3:S35-50.
  2. Schaart, FM, Haut, 2000, 11(4):137ff.


Quelle: Mittagsseminar: „Haarsprechstunde: Erfahrungen aus der Praxis“, im Rahmen der 25. Fortbildungswoche für praktische Dermatologie und Venerologie, 27. Juli 2016, München (tB).

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