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Intravenöse Injektion von Radium-223. Photo: Bayer Vital GmbHKnochengezielte Radionuklidtherapie mit Radium-223 beim mCRPC

 

Neue Studiendaten vom ASCO Krebskongress 2015: Wirksamkeit und Sicherheit von Radium-223 in der klinischen Praxis bestätigt

 

                                    • Radium-223 zeigt hohe therapeutische Wirksamkeit auch in klinischer Routine
                                    • Patienten profitieren von Therapiebeginn bei niedriger Metastasenlast
                                    • Hinweise auf verlängertes Überleben durch parallele Behandlung mit Radium-223 und  Abirateron
                                    • Urologen/Onkologen und Nuklearmediziner behandeln interdisziplinär – von Diagnose und Indikationsstellung bis zur Kontrolle des Therapieerfolgs

 

Frankfurt am Main (9. Juni 2015) – Die knochengezielte Radionuklidtherapie des metastasierten kastrationsresistenten Prostatakarzinoms (mCRPC) ist heute fest mit Radium-223-dichlorid (Xofigo®) assoziiert. Der Alpha-Strahler bewirkt als erstes und einziges Radionuklid bei Erwachsenen mit kastrationsresistentem Prostatakarzinom und symptomatischen Knochen­metastasen ohne bekannte viszerale Metastasen einen signifikanten Überlebensvorteil.1,2

Aktuelle Studienergebnisse aus dem internationalen ‚Early Access Programm‘ (EAP)3 bestätigen die Wirksamkeit und Sicherheit von Radium-223 im klinischen Alltag und unterstreichen das positive Nutzen-Risiko-Profil der Substanz, wie bereits in der Zulassungsstudie ALSYMPCA (Alpharadin in symptomatic prostate cancer patients) belegt.1

 

Professor Dr. med. Axel Heidenreich, Aachen, stellte die neuen, kürzlich auf dem ASCO[*] Krebs­kongress veröffentlichten Phase-III-Studien-Daten zu Radium-223 vor. In die multizentrische, offene und prospektive Phase-IIIb-Studie wurden 839 Patienten (Kanada, Europa, Israel) mit einem progredienten, ossären mCRPC vor oder nach systemischer Docetaxeltherapie ohne Nachweis viszeraler Metastasen eingeschlossen. Davon erhielten 696 Patienten mindestens eine intravenöse Gabe von Radium-223, 50 kBq/kg. Die mediane Anzahl der applizierten Radium-223-Injektionen lag im EAP beziehungsweise in ALSYMPCA bei 6. Mit Ausnahme von 21 Prozent der EAP-Patienten, die keine Schmerzsymptomatik aufwiesen, war die Patientenpopulation mit jener der ASLYMPCA-Studie vergleichbar. Als primäre Endpunkte wurden das Gesamtüberleben der Patienten sowie die Sicherheit der Therapie definiert. Die Studie analysierte, welchen Einfluss die Parameter parallele Medikation, Schmerz­empfinden, alkalische Phosphatase (ALP) und ECOG Performance Status (nach der Eastern Cooperative Oncology Group) auf das Gesamtüberleben haben. Bei den Patienten mit paralleler Medikation wurden 22 Prozent mit Abirateron und 20 Prozent mit Denosumab behandelt, 18 Prozent erhielten Bisphoshonate und 4 Prozent Enzalutamid.

 

 

Ergebnisse EAP bestätigen ALSYMPCA-Studie

Die Häufigkeit therapieassoziierter, schwerwiegender Ereignisse und der unerwünschten Ereignisse Grad 3 oder 4 war laut Heidenreich ähnlich günstig wie in der ALSYMPCA-Studie. Auch das mediane Gesamtüberleben war im EAP-Programm mit der ALSYMPCA-Studie vergleichbar (16 Monate bzw. 14,9 Monate). Gleiches trifft auf die mediane Zeit bis zum ersten symptomatischen skelettbezogenen Ereignis (SSE) zu (18 Monate bzw. 15,6 Monate). Von einem längeren Gesamtüberleben profitierten sowohl Patienten mit einer Serumkonzentration der alkalischen Phosphatase < 220 U/l, fehlender Schmerzsymptomatik sowie einem ECOG Performance Status 0-1. Bei den Patienten verbesserte sich das mediane Gesamtüberleben, wenn sie zu Radium-223 parallel Abirateron oder Denosumab erhielten, im Vergleich zu Patienten ohne begleitende Therapie. Dass die parallele Gabe einer antihormonellen Therapie mit Abirateron oder Enzalutamid das Überleben verlängern könnte, deutete sich bereits in einer explorativen Analyse einer geringen Patientenanzahl der amerikanischen EAP-Daten an.4

 

 

Verbesserte Überlebensraten sprechen für frühzeitigen Einsatz von Radium-223

„Aufgrund des günstigen Toxizitätsspektrums und des hohen therapeutischen Effekts kann die Gabe von Radium-223 auch im klinischen Alltag empfohlen werden, wenn die Indikationskriterien der Substanz berücksichtigt werden“, so Heidenreich. Weiterhin plädierte der Urologe für einen frühzeitigen Einsatz von Radium-223, nicht erst am Ende der Therapiekaskade des mCRPC, wie es bei den bisher etablierten Radionukliden der Fall ist. Die Ergebnisse lassen den Schluss zu, dass eine Behandlung mit Radium-223 bereits dann begonnen werden sollte, wenn die Metastasenlast noch gering ist. Patienten, bei denen die Krankheit unter Abirateron oder Enzalutamid fortschreitet, können parallel mit Radium-223 weiter therapiert werden. Die günstigen Überlebensdaten bei gleichzeitiger Anwendung von Abirateron oder Denosumab könnten laut Heidenreich für einen additiven oder synergistischen Effekt der unterschiedlichen Substanzen sprechen – ein Ansatz, der zurzeit in prospektiv randomisierten klinischen Studien evaluiert wird. Geichzeitig verdeutlichen die Ergebnisse, dass die parallele Medikation nicht zu einer erhöhten Nebenwirkungsrate oder einem geringeren therapeutischen Ansprechen führt.

 

Interdisziplinäre Zusammenarbeit findet den richtigen Moment für Radium-223

Die interdisziplinäre Zusammenarbeit sei in der modernen Uro-Onkologie nicht mehr wegzu­denken, berichtete Sebastian Mehl, Berlin. „Mit der Radium-223-Therapie ändert sich die Rolle der Nuklearmedizin in der Behandlung des mCRPC erheblich. Die Nuklearmedizin sollte im Falle der Kastrationsresistenz und ossärer Metastasen frühzeitig in die Behandlung der Patienten einbezogen werden“, fordert Mehl. Erfahrungen mit der Wirkungsweise und der Anwendung des Präparates seien besonders wichtig, um in enger Zusammenarbeit mit den urologischen/onkologischen Behandlern den richtigen Moment für eine Radium-223-Therapie zu finden – eine Zusammenarbeit, die sich sowohl im klinischen als auch im niedergelassenen Bereich etabliert hat. Mehl bestätigt auch aus nuklearmedizinischer Sicht den Eindruck, dass eine eher frühe Aufnahme von Radium-223 in die Therapie des mCRPC mit oder ohne gleichzeitiger Gabe anderer Krebsmedikamente die Anwendung und Sicherheit weiter verbessert und sich zukünftig wahrscheinlich noch bessere Ergebnisse erzielen lassen als gemäß der Zulassungsstudie ALSYMPCA erhoben. Größere multizentrische Studien hierzu, beispielsweise zur gleichzeitigen Gabe von Radium-223-dichlorid und Abirateron, laufen bereits.5

 

 

Anmerkung

 

  • * 51st Annual Meeting of the American Society of Clinical Oncology (ASCO) in Chicago, Illinois (USA)

 

 

Quellen 

  1. Parker C et al. N Engl J Med. 2013; 369: 213-223.
  2. Xofigo® (Radium-223-dichlorid) 1000kBq/ml Injektionslösung, Fachinformation (Stand Januar 2015), Bayer Pharma AG.
  3. Saad F et al. 51st Annual Meeting of the American Society of Clinical Oncology in Chicago (ASCO), Illinois (USA); Abstract No 5034; Poster Board # 26.
  4. Vogelzang NJ et al. ASCO GU 2015; Abstract No 1247; Board Poster #C16.
  5. Smith MR et al. J Clin Oncol 33, 2015 (suppl; abstr TPS5082).

  

Über Radium-223-dichlorid (Xofigo®)

Radium-223-dichlorid (Radium-223) ist ein Alpha-Strahlung freisetzendes Radiopharmazeutikum. Radium-223 wird ähnlich wie Calcium selektiv im Knochen eingebaut und hier insbesondere in Bereichen von Knochenmetastasen eingelagert, indem es Komplexe mit dem Knochenmineral Hydroxylapatit bildet. Der hohe lineare Energietransfer von Alphastrahlern führt in den angrenzenden Tumorzellen zu einer hohen Häufigkeit von Doppelstrangbrüchen der DNA, wodurch eine starke zytotoxische Wirkung erzielt wird. Zusätzliche Effekte auf die Mikroumgebung des Tumors, einschließlich der Osteoblasten und Osteoklasten, tragen ebenfalls zur in vivo Wirksamkeit bei. Die Reichweite der Alphateilchen von Radium-223 beträgt weniger als 100 Mikrometer, weshalb die Schädigung des umgebenden normalen Gewebes minimiert wird.

 

Radium-223-dichlorid ist unter dem Markennamen Xofigo® in mehr als 40 Ländern weltweit zugelassen, darunter die USA und Europa. In Europa erfolgte die Marktzulassung zur Behandlung von Erwachsenen mit kastrationsresistentem Prostatakarzinom, symptomatischen Knochenmetastasen ohne bekannte viszerale Metastasen.

 

 

Über Bayer HealthCare Deutschland

 

Bayer HealthCare Deutschland vertreibt die Produkte der in der Bayer HealthCare AG zusammengeführten Divisionen Animal Health, Consumer Care, Medical Care (Diabetes Care und Radiology) und Pharmaceuticals. Das Unternehmen konzentriert sich auf das Ziel, in Deutschland innovative Produkte in Zusammenarbeit mit den Partnern im Gesundheitswesen zu erforschen und Ärzten, Apothekern und Patienten anzubieten. Die Produkte dienen der Diagnose, der Vorsorge und der Behandlung akuter und chronischer Erkrankungen sowohl in der Human- als auch in der Tiermedizin. Damit will Bayer HealthCare Deutschland einen nachhaltigen Beitrag leisten, die Gesundheit von Mensch und Tier zu verbessern.

 

 

 

 


Quelle: Bayer HealthCare, 09.06.2015 (tB).

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