MEDIZIN

DOC-CHECK LOGIN

Abb.: Schlaganfall-Einsatzmobil (STEMO) der Berliner Feuerwehr und des Centrums für Schlaganfallforschung Berlin. © Charité – Universitätsmedizin BerlinCharité-Wissenschaftler präsentieren neue STEMO-Studie

Weniger Spätfolgen bei mobiler Schlaganfalltherapie?

Berlin (15. August 2016) – Bei der Versorgung eines Schlaganfallpatienten zählt jede Minute. Im spezialisierten Schlaganfall-Einsatzmobil (STEMO) können notwendige Therapien, beispielsweise eine Thrombolysetherapie, bereits im Rettungswagen eingeleitet werden. Wissenschaftler der Charité – Universitätsmedizin Berlin haben jetzt untersucht, ob dieser Zeitgewinn zu einer verbesserten Prognose führt. Patienten, die schon auf dem Weg ins Krankenhaus die passende Therapie erhielten, litten drei Monate nach dem Schlaganfall tendenziell seltener unter einer Behinderung als solche, die regulär behandelt wurden. Die Ergebnisse der Studie sind in der Fachzeitschrift Lancet Neurology* veröffentlicht.

Rund 90 Prozent aller Schlaganfälle sind sogenannte ischämische Schlaganfälle, das heißt, sie gehen auf ein Gerinnsel in einer Hirnschlagader zurück. Blockaden dieser Art können durch eine Thrombolysetherapie aufgelöst und behandelt werden. Bei etwa zehn Prozent aller Schlaganfälle ist dagegen eine Gehirnblutung Ursache des Ereignisses. Vor der Anwendung einer Lysetherapie muss daher eine Blutung ausgeschlossen werden, dies geschieht durch ein Schnittbild des Kopfes, in der Regel durch eine Computertomografie. Eine Lysetherapie hemmt die Gerinnung maximal und eine Blutung im Gehirn würde nicht mehr zum Stillstand kommen.

Die Wissenschaftler um Prof. Dr. Heinrich Audebert, Ärztlicher Leiter der Klinik für Neurologie am Campus Benjamin Franklin, haben untersucht, inwiefern sich ein frühzeitiger Beginn der Thrombolysetherapie auf das spätere Ausmaß der Behinderungen auswirkt. Dazu haben sie die Behandlungsergebnisse von Patienten, die mit einem regulären Rettungsfahrzeug das Krankenhaus erreicht hatten und dort eine Lysetherapie erhielten, mit denen von Patienten verglichen, die diese Therapie bereits im Schlaganfall-Einsatzmobil (STEMO) erhalten hatten. Der Gesundheitszustand wurde für beide Gruppen jeweils drei Monate nach dem Auftreten des Schlaganfalls ausgewertet.

„Die Ergebnisse legen nahe, dass die Vorverlegung der Thrombolysetherapie in den Rettungsdienst zu einer geringeren Behinderung im Alltag und zu einer höheren Überlebensrate führt“, sagt Dr. Alexander Kunz, Erstautor der Studie. Er ergänzt: „Je früher die Akutbehandlung bei einem Schlaganfall einsetzt, umso besser ist das Behandlungsergebnis. Die Daten der aktuellen Studie legen erneut nahe, dass eine Therapie, wenn möglich, schon vor der Klinikankunft beginnen sollte.“ Ermöglicht wird eine solche frühzeitige Behandlung durch besonders ausgestattete Rettungswagen wie das Schlaganfall-Einsatzmobil (STEMO) der Berliner Feuerwehr und des Centrums für Schlaganfallforschung Berlin. Es ist mit einem mobilen Computertomografen sowie einem Minilabor ausgerüstet. Außerdem hat es einen Neurologen als Notarzt an Bord. Eine vorangegangene Studie der Charité-Wissenschaftler konnte zeigen, dass die im STEMO behandelten Patienten durchschnittlich 25 Minuten schneller die, unter Umständen rettende, Thrombolysetherapie erhalten als Patienten, die auf dem regulären Rettungsweg das Krankenhaus erreichen und erst dort behandelt werden.

Publikation
 

  • * Kunz A, Ebinger M, Geisler F, Rozanski M, Waldschmidt C, Weber JE, Wendt M, Winter B, Zieschang K, Fiebach JB, Villringer K, Erdur H, Scheitz JF, Tütüncü S, Bollweg K, Grittner U, Kaczmarek S, Endres M, Nolte CH, Audebert HJ. Functional outcomes of pre-hospital thrombolysis in a mobile stroke treatment unit compared with conventional care: an observational registry study. Lancet Neurol 2016; 15: 1035–1043. doi: 10.1016/S1474-4422(16)30129-6.


Weitere Informationen

Abb.oben: Schlaganfall-Einsatzmobil (STEMO) der Berliner Feuerwehr und des Centrums für Schlaganfallforschung Berlin. © Charité – Universitätsmedizin Berlin


Quelle: Charité – Universitätsmedizin Berlin , 15.08.2016 (tB).

MEDICAL NEWS

IU School of Medicine researchers develop blood test for anxiety
COVID-19 pandemic increased rates and severity of depression, whether people…
COVID-19: Bacterial co-infection is a major risk factor for death,…
Regenstrief-led study shows enhanced spiritual care improves well-being of ICU…
Hidden bacteria presents a substantial risk of antimicrobial resistance in…

SCHMERZ PAINCARE

Hydromorphon Aristo® long ist das führende Präferenzpräparat bei Tumorschmerz
Sorgen und Versorgen – Schmerzmedizin konkret: „Sorge als identitätsstiftendes Element…
Problem Schmerzmittelkonsum
Post-Covid und Muskelschmerz
Kopfschmerz bei Übergebrauch von Schmerz- oder Migränemitteln

DIABETES

Wie das Dexom G7 abstrakte Zahlen mit Farben greifbar macht…
Diabetes mellitus: eine der großen Volkskrankheiten im Blickpunkt der Schmerzmedizin
Suliqua®: Einfacher hin zu einer guten glykämischen Kontrolle
Menschen mit Diabetes während der Corona-Pandemie unterversorgt? Studie zeigt auffällige…
Suliqua® zur Therapieoptimierung bei unzureichender BOT

ERNÄHRUNG

Positiver Effekt der grünen Mittelmeerdiät auf die Aorta
Natriumaufnahme und Herz-Kreislaufrisiko
Tierwohl-Fleisch aus Deutschland nur mäßig attraktiv in anderen Ländern
Diät: Gehirn verstärkt Signal an Hungersynapsen
Süßigkeiten verändern unser Gehirn

ONKOLOGIE

Strahlentherapie ist oft ebenso effizient wie die OP: Neues vom…
Zanubrutinib bei chronischer lymphatischer Leukämie: Zusatznutzen für bestimmte Betroffene
Eileiter-Entfernung als Vorbeugung gegen Eierstockkrebs akzeptiert
Antibiotika als Störfaktor bei CAR-T-Zell-Therapie
Bauchspeicheldrüsenkrebs: Spezielle Diät kann Erfolg der Chemotherapie beeinflussen

MULTIPLE SKLEROSE

Multiple Sklerose: Aktuelle Immunmodulatoren im Vergleich
Neuer Biomarker für Verlauf von Multipler Sklerose
Multiple Sklerose: Analysen aus Münster erhärten Verdacht gegen das Epstein-Barr-Virus
Aktuelle Daten zu Novartis Ofatumumab und Siponimod bestätigen Vorteil des…
Multiple Sklerose durch das Epstein-Barr-Virus – kommt die MS-Impfung?

PARKINSON

Meilenstein in der Parkinson-Forschung: Neuer Alpha-Synuclein-Test entdeckt die Nervenerkrankung vor…
Neue Erkenntnisse für die Parkinson-Therapie
Cochrane Review: Bewegung hilft, die Schwere von Bewegungssymptomen bei Parkinson…
Technische Innovationen für eine maßgeschneiderte Parkinson-Diagnostik und Therapie
Biomarker und Gene: neue Chancen und Herausforderungen für die Parkinson-Diagnose…