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Crossover-Vergleich von Sildenafil und Tadalafil
71 Prozent der Patienten präferieren nach Studienende Tadalafil
Studiendesign wird Anforderungen an eine Vergleichsstudie gerecht
Hamburg (22. September 2006) – Der PDE 5-Hemmer Tadalafil (Cialis®) wird von Patienten mit einer Erektilen Dysfunktion (ED) in einem Cross-Over Vergleich gegenüber Sildenafil bevorzugt. Zu diesem Ergebnis kommt eine offene, multizentrische, randomisierte Crossover-Studie[i]. Das Studiendesign erfüllt fast alle Anforderungen an eine Vergleichsstudie nach Mulhall[ii] und unterscheidet sich damit von vielen anderen Präferenzstudien. 376 Männer mit ED, die zuvor noch nicht mit einem PDE 5-Hemmer behandelt wurden, erhielten zunächst für einen Zeitraum von 12 Wochen randomisiert Tadalafil oder Sildenafil und danach für den gleichen Zeitraum die jeweils andere Medikation. 291 Patienten durchliefen beide Therapiephasen und wurden am Studienende gefragt, welches der beiden Präparate sie für die nächsten 8 Wochen einnehmen wollten: 71 Prozent entschieden sich für Tadalafil, 29 Prozent für Sildenafil (1). Als Hauptgrund für die Präferenz gaben die Patienten, die Tadalafil bevorzugten, die Möglichkeit an, auch lange Zeit nach der Einnahme noch eine Erektion erreichen zu können[iii].
Im Gegensatz zu vielen anderen Vergleichsstudien erfüllt diese Präferenzstudie von Eardley et al. fast alle Anforderungen an eine Vergleichstudie nach Mulhall (2). Es wurde ein adäquates Crossover durchgeführt, äquivalente Dosen verglichen, die Präferenz standardisiert erfasst, die demografischen Daten klar dargestellt und mit einer robusten Statistik ausgewertet. Lediglich auf die doppelte Verblindung musste verzichtet werden, da die Einnahmehinweise aufgrund der unterschiedlichen pharmakologischen Eigenschaften (u.a. Halbwertzeit: Sildenafil 4h, Tadalafil 17,5h) nicht identisch sind, ein optimaler Effekt aber nur bei Befolgung dieser Hinweise erzielt werden kann.
Untersuchungszeitraum und Aufbau der Studie
Die Studienteilnehmer waren zu Beginn der Studie naiv gegenüber PDE 5-Hemmern und wurden nach einer vierwöchigen Eingangsphase und Randomisation in den ersten 8 Wochen zur Ermittlung der individuell optimalen Dosen auf Sildenafil (20, 50 oder 100mg) beziehungsweise Tadalafil
(10 oder 20mg) eingestellt. In der folgenden 4-wöchigen Beurteilungsphase wurde diese optimale Dosis beibehalten. Die Probanden waren aufgefordert, mindestens vier Versuche zu unternehmen, Geschlechtsverkehr auszuüben und über diese das „Sexual Encounter Profile“ (SEP)-Tagebuch zu führen. Am Ende der 4 Wochen beurteilten die Teilnehmer ihre Versuche zudem nach dem „International Index of Erectile Function“ (IIEF). Einer 7-10 Tage dauernden Auswasch-Phase folgte der Crossover zum jeweils anderen Wirkstoff über ebenfalls 12 Wochen. Nachdem sie beide Zwölfwochenperioden abgeschlossen hatten, wurden die 291 verbliebenen Teilnehmer befragt, mit welchem der beiden PDE 5-Hemmer sie weiterbehandelt werden wollen.
Tadalafil signifikant bevorzugt – längere Wirkdauer entscheidendes Kriterium für die Präferenz
Am Studienende entschieden sich 71 Prozent (n=206) für eine Weiterbehandlung mit Tadalafil und 29 Prozent (n=85) für Sildenafil. Die Behandlungspräferenz war nicht beeinflusst von der Behandlungssequenz, dem ED-Schweregrad, Ätiologie, Alter oder Dosis. Den Hauptgrund für die deutliche Präferenz für Tadalafil liefert die Auswertung von Dean et al.2: 67 Prozent (n=138) der Probanden, die Tadalafil bevorzugten, gaben als Hauptgrund die Möglichkeit an, lange nach der Einnahme eine Erektion zu erreichen. Dies stellten 7 Prozent (n=6) der Patienten, die Sildenafil den Vorzug gaben, in den Vordergrund. Die Härte der Erektion wurde bei dieser Anwendergruppe von 60 Prozent (n=51) als Grund für die Bevorzugung von Sildenafil genannt. Von den Patienten, die Tadalafil bevorzugten, gaben 35 Prozent (n=73) die Härte der Erektion als Grund für die Präferenz an.
Wirksamkeit und Verträglichkeit von Tadalafil und Sildenafil vergleichbar
Neben dem primären Endpunkt der Studie, der Frage nach der Präferenz, wurden die beiden PDE 5-Hemmer auch auf ihre Wirksamkeit und Verträglichkeit hin verglichen. Eine erfolgreiche Penetration erreichten unter Tadalafil 84,6 Prozent, unter Sildenafil 82,5 Prozent (Baseline: Tadalafil 45,8 %, Sildenafil 46,4 %, SEP-Frage 2). Einen erfolgreichen Geschlechtsverkehr durchzuführen gelang 76,9 Prozent der Teilnehmer unter Tadalafil versus 72,2 Prozent unter Sildenafil (Baseline 19,4 %, SEP-Frage 3). Mit der Härte der Erektion waren 66,3 Prozent unter Tadalafil und 62,9 Prozent unter Sildenafil (Baseline: Tadalafil 7 %, Sildenafil 5,4 %, SEP-Frage 4) zufrieden. Die Gesamtzufriedenheit betrug bei Tadalafil 64,6 Prozent gegenüber 60 Prozent bei Sildenafil (Baseline: Tadalafil 5,7 %, Sildenafil 5,4 %, SEP-Frage 5).
Die Erektionsfunktionsdomäne (IIEF-Wert) verbesserte sich unter Tadalafil auf 24,3 und bei Sildenafil auf 23,9 (Baseline: 14,2).
Beide PDE 5-Hemmer zeigten sich in der Studie zudem als vergleichbar gut verträglich. Bis auf Kopfschmerzen und Flushing wurden unerwünschte Wirkungen bei unter 5 % der Probanden beobachtet. Von den Männern, die die Studie nicht beendeten, brachen lediglich 12 (3,3 %) diese aufgrund von Nebenwirkungen ab.
Bei Männern, die noch nie einen PDE 5-Hemmer eingenommen haben, bieten Tadalafil und Sildenafil den Ergebnissen des Cross-over Vergleichs zufolge eine effektive Therapieoption mit vergleichbar guter Wirksamkeit. Festzustellen ist jedoch, dass nach Studienende 71 Prozent der Probanden Tadalafil vor Sildenafil den Vorzug gaben. Der Grund für diese Präferenz scheint gemäß Dean et al. vor allem im breiten Wirkzeitfenster von Tadalafil zu suchen zu sein.
[i] Eardley, Ian et al. British Journal of Urology International 2005; 96:1323-1332.
[ii] Mulhall, JP. Understanding erectile dysfunction medication preference studies. Curr Opin Urol 2004; 14:367-73.
[iii] Dean, John et al. Drug attributes influencing the choices of sildenafil citrate and tadalafil for the treatment of erectile dysfunction in an open label, cross over study, World Congress of Sexology (WCS), Montreal, July 10.-15. 2005, Abstract 3144.