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Diabetikerschulung auf Traditionssegler belegt zweiten Platz beim „Fine Star“

Halsen, kochen und Blutzucker messen auf der „Sigandor“

 

5.000 Euro für Altonaer Kinderkrankenhaus. Bayer-Preis fördert innovatives Schulungsmodell für jugendliche Diabetiker

 

Mit dem Traditionssegler Sigandor ging es für eineGruppe jugendlicher Diabetiker auf Diabetesschulungsfahrt von Eckernförde aus die deutsche Ostseeküste entlang. Wiesbaden (31. Oktober 2008) – Anker lichten, Leinen los, Segel setzen und auf geht‘s zu einem Segeltörn der besonderen Art von Eckernförde die deutsche Ostseeküste entlang. Niemand würde beim Anblick der Mannschaft auf dem Traditionssegler Sigandor vermuten, dass es sich nicht um professionelle Matrosen, sondern um jugendliche Typ-1 Diabetiker bei einer Schulung handelt. Seit fünf Jahren veranstaltet das Altonaer Kinderkrankenhaus mit einem Team aus Ärzten und Fachleuten einwöchige Diabetesschulungen auf dem 36 Meter langen, bald 100 Jahre alten Segelschiff.

 

Das Projekt unter der Federführung von Dr. Michael Bentfeld, Oberarzt der Abteilung für Pädiatrie, wurde nun mit dem 2. Platz des von Bayer Vital vergebenen „Fine Star“-Preises für kreative Kinderdiabetes-Projekte ausgezeichnet. Das Team um Michael Bentfeld, Ulrike Menzel, Rita Keller, Michaela Schlobohm und Birgit Schäfer kann sich über ein Preisgeld in Höhe von 5.000 Euro freuen, mit dem sie zukünftig ähnliche Projekte auch für jüngere Kinder etablieren wollen. „Der Segeltörn hat uns überzeugt, weil gerade die Vorbereitung Jugendlicher mit Diabetes auf ein unabhängiges und eigenverantwortliches Leben mit der Erkrankung so wichtig ist“,  begründet Prof. Thomas Danne, Chefarzt am Kinderkrankenhaus auf der Bult, Hannover, die Entscheidung der Jury.

 

Gemeinsames Essen unter Deck: Verbote sind passé. Auch Hotdogs stehen auf dem Speiseplan.

 

Abb.: Gemeinsames Essen unter Deck: Verbote sind passé. Auch Hotdogs stehen auf dem Speiseplan. 

 

 

Schwer zu erreichende Patientengruppe

Schon die Rekrutierung der Mannschaft war keine leichte Aufgabe für die Verantwortlichen. „Jugendliche sind am schwierigsten für Schulungen zu motivieren“, weiß Kinderärztin und Diabetologin Ulrike Menzel, die gemeinsam mit der Diabetesberaterin Rita Keller und der Ökotrophologin Birgit Schäfer den diesjährigen Törn organisiert und begleitet hat. „Die meisten finden sich zu alt für Gruppenschulungen in einer Kinderklinik, fühlen sich aber auch unter erwachsenen Diabetikern noch fehl am Platz. Manche nehmen deswegen bis zu einem Alter von Mitte 20 keine Versorgungsleistungen in Anspruch, was zu schwerwiegenden Komplikationen führen und das Risiko für Folgeerkrankungen erheblich steigern kann.“

 

Auch die 16-jährige Denise hatte anfangs „keinen richtigen Bock“ mitzusegeln. „Meine Eltern wollten unbedingt, dass ich hier mitmache – deswegen hatte ich erst gar keine Lust. Dann hat es aber echt Spaß gemacht.“ Auch andere Teilnehmer waren zu Beginn skeptisch. Doch als die Sigandor in Eckernförde ablegt, überwiegt bei der jungen Mannschaft die Neugier. Zunächst sitzen die 15- bis 18-jährigen Mädchen und Jungen in gemütlicher Runde dick eingepackt an Deck und frösteln leicht. Das Wasser rauscht am Kiel vorbei, das Schiff schaukelt sanft. Doch der Schein trügt. Denn die Jugendlichen faulenzen nicht, sondern sie lauschen den Ausführungen von Diabetesberaterin Rita Keller.

 

In Gruppenübungen, Diskussionen und Gesprächsrunden vertiefen sie während des einwöchigen Törns ihr Wissen über Ernährung und das tägliche Management ihres Typ-1 Diabetes. Viele Fragen werden erstmalig in diesem Alter relevant: Was muss ich über Diabetes im Zusammenspiel mit Alkohol oder Nikotin wissen? Auch die wichtigen Themen Führerschein und Verhütung kommen während der Schulung zur Sprache. Im weiteren Verlauf der Reise lernen die jungen Segler, mit dem Diabetes auch unter erhöhter körperlicher Belastung umzugehen. Denn sie alle sind an Bord der Sigandor nicht bloß Passagiere auf Kreuzfahrt, sondern vor allem aktive Crewmitglieder.

 

Jeder arbeitet unter fachmännischer Anleitung von Skipper Rieke Boomgarden mit: Das Schiff muss auf Kurs und in Fahrt bleiben, Segel müssen gehisst, nachts muss Ankerwache gehalten werden. „Nebenher“ halten die Crewmitglieder den Blutzucker unter Kontrolle und erleben dabei eine Überraschung: „Da sie alle viel aktiver sind als im Alltag, können die Insulingaben deutlich zurückgenommen werden und sie erreichen tolle Blutzuckerwerte“, erklärt Ulrike Menzel.

 

Segel hissen und das Ruder selbst in die Hand nehmen

Doch die Jugendlichen nehmen nicht nur neue Erkenntnisse und die Erinnerung an einen spannenden Segeltörn mit nach Hause. „Die Erfolgserlebnisse, die unsere Jungmatrosen sammeln, machen sie auch selbstbewusster im Umgang mit der Erkrankung“, erklärt Ulrike Menzel die Intention der Veranstalter. „Viele haben ihre körperlichen Möglichkeiten vorher unterschätzt. Die Erkenntnis, auch unter erhöhten Belastungen als Diabetiker zu ‚funktionieren‘ ist äußerst wertvoll in diesem Alter.“ Im rauhen Klima der Ostsee haben die Jugendlichen auf der Sigandor eines ganz sicher gelernt: Den Diabetes richtig einzustellen, heißt die Segel zu hissen. Wenn Sie nun das Ruder selbst in die Hand nehmen, können sie den Diabetes beherrschen.

 


Quelle: Kirchheim Forum Diabetes der Firma Bayer zum Thema "Diabetes bei Kindern – Die Krankheit beherrschen lernen. Neue Aspekte der Epidemiologie und Therapie. Preisverleihung ‚Fine Star’" am 31.10.2008 in Wiesbaden (Goerke PR).

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