MEDIZIN
AWARDS
Forschergeist gefragt: 14. Novartis Oppenheim-Förderpreis für MS-Forschung ausgelobt
FernstudiumCheck Award: Deutschlands beliebteste Fernhochschule bleibt die SRH Fernhochschule
Vergabe der Wissenschaftspreise der Deutschen Hochdruckliga und der Deutschen Hypertoniestiftung
Den Patientenwillen auf der Intensivstation im Blick: Dr. Anna-Henrikje Seidlein…
Wissenschaft mit Auszeichnung: Herausragende Nachwuchsforscher auf der Jahrestagung der Deutschen…
VERANSTALTUNGEN
Wichtigster Kongress für Lungen- und Beatmungsmedizin ist erfolgreich gestartet
Virtuelle DGHO-Frühjahrstagungsreihe am 22.03. / 29.03. / 26.04.2023: Herausforderungen in…
Pneumologie-Kongress vom 29. März bis 1. April im Congress Center…
Die Hot Topics der Hirnforschung auf dem DGKN-Kongress für Klinische…
Deutscher Schmerz- und Palliativtag 2023 startet am 14.3.
DOC-CHECK LOGIN
Die Entwicklung von Tocilizumab
Medizinischer Fortschritt auf Basis einer erfolgreichen Kooperation von Chugai und Roche
Von Dr. med. Markus Harwart
Köln (1. Juli 2008) – Neben der Onkologie und nephrologischen Erkrankungen stellen Erkrankungen der Gelenke und des Skelett-systems einen zentralen Forschungs- und Entwicklungsschwerpunkt von Chugai Pharma dar. Das 1925 in Tokio gegründete Unternehmen nutzt für seine Entwicklungsaktivitäten nicht nur die Expertise seiner fast 900 in diesem Bereich an drei japanischen Standorten (Fuji-Gotemba, Ukima und Kamakura) tätigen Forscher, sondern auch die enge Kooperation mit universitären Einrichtungen und den intensiven wissenschaftlichen Austausch in Japan.
So geht auch die Identifikation, strukturelle Darstellung und Klonierung des Interleukin-6 (IL-6) im Jahre 1986 auf Forschungsarbeiten der Universität Osaka unter Leitung der Gruppe um Prof. Kishimoto zurück. Mit der Beschreibung und Klonierung des Interleukin-Rezeptors im Jahre 1988 und der Identifikation der für die Signal-Transduktion maßgeblichen gp130 Struktur im Jahre 1990 wurden in Kooperation zwischen Chugai und der Universität Osaka die entscheidenden Grundlagen geschaffen, um dieses theoretische Wirkprinzip einer praktischen therapeutischen Anwendung zuzuführen.
Interleukin-6 spielt eine zentrale Rolle im Zytokin-Netzwerk der körpereigenen Entzündungsreaktion. Eine effektive Blockade der membranständigen und löslichen IL-6 Rezeptoren sollte somit in der Lage sein, entzündliche Erkrankungen akut und im Hinblick auf ihre Langzeitfolgen wirksam zu bekämpfen.
Auf Basis dieser theoretischen Überlegungen wurde 1997 mit der klinische Entwicklung des IL-6-Rezeptor-Antikörpers Tocilizumab zur Therapie der Rheumatoiden Arthritis, des M. Castleman (2001), der systemischen, juvenilen idiopathischen Arthritis (2002) und anderer chronisch entzündlichen Erkrankungen begonnen.
Entscheidend für die schnelle und erfolgreiche Etablierung des umfangreichen klinischen Entwicklungsprogramms war für Chugai auch die Ende 2002 mit dem Schweizer Pharma-Konzern Hoffmann-La-Roche geschlossene strategische Allianz, die unter anderen zum Abschluss des Lizenzabkommens für Tozilizumab im Jahre 2003 führte.
Chugai wurde dadurch nicht nur Teil des globalen Forschungsnetzwerks von Roche, sondern erhielt auch Zugang zum Weltmarkt. Roche seinerseits konnte durch die Einlizensierung von Tocilizumab die Entwicklung des strategischen Geschäftsfeldes „Rheuma“ entscheidend voran bringen.
Während in Japan und einigen asiatischen Ländern der Vertrieb von Tocilizumab nach Erhalt der entsprechenden nationalen Zulassungen unter dem Markennamen Actemra alleine durch Chugai erfolgt, werden die drei größten Europäischen Märkte (Deutschland, Frankreich und Großbritannien) in einer Co-Promotion zwischen den dort schon seit Jahren in der Onkologie erfolgreich agierenden Chugai-Niederlassungen und den korrespondierenden Ländervertretungen der Roche Pharma AG bedient.
Auf diese Weise soll sichergestellt werden, dass dieses völlig neuartige Wirkprinzip zum Nutzen der betroffenen Patienten schnell seinen angemessenen Platz im Therapiespektrum der behandelnden Ärzte findet.
Angesichts einer Prävalenz von fast 800.000 Rheuma-Patienten in Deutschland und einer jährlich hinzukommenden Zahl von etwa 32.000 Neuerkrankungen an Rheumatoider Arthritis mit ihren sowohl für die Betroffenen selbst, aber auch für die Gesellschaft schwerwiegenden Folgen im Hinblick auf Einschränkungen/Verlust der Erwerbsfähigkeit, Einschränkungen der Lebensqualität und reduzierte Lebenserwartung, besteht ein großer Bedarf an neuartigen Therapieoptionen. Dies auch, weil die heute schon verfügbaren Biologica aus der Gruppe der TNF-Alpha-Inhibitoren bei mehr als der Hälfte der so behandelten Patienten nur Verbesserungen um weniger als 50 % erreichen.
Tocilizumab stellt somit auf Basis seiner im weltweit größten klinischen Entwicklungsprogramm für ein Therapeutikum zur Behandlung der Rheumatoiden Arthritis erarbeiteten und publizierten Daten eine viel versprechende neue Behandlungsoption dar, die in Deutschland voraussichtlich im 1. Quartal 2009 zur breiten Anwendung verfügbar sein wird.