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Praktischer Stellenwert einzelner Krankheitsverläufe für eine individuelle Therapieentscheidung
Von Dr. med. David Heigener
Berlin (4. Dezember 2008) – Für etwa 65 Prozent der ca. 46.000 jedes Jahr in Deutschland neu an Lungenkrebs Erkrankten ist die First-Line-Therapie eine Behandlungsoption. Nach Versagen oder Unverträglichkeit der ersten Therapielinie können ca. 50 % der 30.000 in Frage kommenden Patienten mit einer Second-Line-Therapie behandelt werden. Für diese Therapielinie beim nicht-kleinzelligen Lungenkarzinom (Non Small Cell Lung Cancer, NSCLC) sind europaweit die beiden Chemotherapeutika Docetaxel und Pemetrexed sowie die zielgerichtete Monotherapie mit Erlotinib zugelassen. Der oral applizierbare EGFR (Epidermal Growth Factor Receptor)-Inhibitor, second-line oder als weitere Folgetherapie eingesetzt, verlängerte in der zulassungsrelevanten Phase-III-Studie BR.21 die Überlebenszeit im Gesamtkollektiv von 4,7 Monaten (Best Supportive Care) auf 6,7 Monate. Patienten mit nur einer Vorbehandlung und gutem Allgemeinzustand lebten in der BR.21-Studie im Mittel 9,4 Monate und damit ähnlich lang wie in einer anderen Phase-III-Studie bei Behandlung mit Docetaxel (medianes Gesamtüberleben: 9,1 Monate) oder Pemetrexed (medianes Gesamtüberleben: 9,4 Monate).
Frauen, Patienten mit Adenokarzinom und Nieraucher sprachen in der BR.21-Studie auf Erlotinib zwar signifikant häufiger mit einer Remission an als Männer, Patienten mit Plattenepithelkarzinom und Raucher/Exraucher. Hinsichtlich des Gesamtüberlebens profitierten aber alle Patienten, unabhängig von Geschlecht, Raucherstatus und Tumorhistologie, in ähnlichem Ausmaß von dem oralen EGFR-Inhibitor. Wie in der BR.21-Gesamtpopulation verlängerte Erlotinib auch in der prognostisch besonders ungünstigen Gruppe der männlichen Raucher mit Plattenepithelkarzinom das mediane Gesamtüberleben um ca. zwei Monate (5,5 vs. 3,4 Monate; p=0,016).
Einen besonders großen Nutzen von Erlotinib hatten in der BR.21-Studie die Patienten, die unter der Therapie die für EGFR-Inhibitoren typischen und im Allgemeinen gut therapierbaren Hautreaktionen entwickelten. Die signifikant längere mediane Überlebenszeit von fast 12 Monaten gegenüber 3,3 Monaten bei Patienten ohne Rash (Rash-Grad 0) prädestiniert diesen Parameter daher im klinischen Alltag als ein wichtiges Kriterium für eine individuelle Therapieentscheidung. Patienten, die Erlotinib erhalten, sollten deshalb motiviert werden, die Rash-Entwicklung als ein positives Zeichen wahrzunehmen.
Dass diese Ergebnisse auch im klinischen Alltag bei unselektionierten Patienten erzielt werden können, zeigen die Resultate der offenen Phase-IV-Studie TRUST. In einer Interimsanalyse dieser Studie von 6.807 Patienten wurde in der Erlotinib-Gruppe das progressionsfreie Überleben (PFS) auf 14,3 Wochen verlängert und war somit noch besser als in der zulassungsrelevanten Studie (9,7 Wochen). Bei 20 % der TRUST-Patienten stoppte der EGFR-Inhibitor die Progression sogar zwölf Monate und länger.
Jetzt zeigen die ersten Ergebnisse einer retrospektiven Analyse der Krankheitsverläufe von Patienten, die mindestens ein Jahr mit Erlotinib behandelt wurden, dass bei einer Therapie mit dem „Small Molecule“ viele Patienten im Versorgungsalltag nicht nur lange ohne Progress, sondern auch insgesamt sehr lange überleben können. In den ersten mehr als 300 systematisch dokumentierten Langzeitverläufen lebten über 50 % der Patienten länger als 18 Monate unter der Erlotinib-Therapie. Einzelne Patienten profitieren bereits mehr als 40 Monate von dem EGFR-Inhibitor.
Die Analyse potenzieller Prädiktoren für diese langfristigen Therapieerfolge zeigte, dass überzeugende Langzeitergebnisse nicht nur bei einer Tumorremission, sondern auch bei Krankheitsstabilisierung erwartet werden können. Darüber hinaus bestätigte die retrospektive Analyse, dass weder das Geschlecht noch der Raucherstatus oder die Tumorhistologie sich limitierend auf das Langzeitüberleben auswirken. Von den dokumentierten Langzeitverläufen bezogen sich 60 % auf Frauen und 40 % auf Männer, 45 % auf Nichtraucher und 46 % auf Raucher/Exraucher, wobei alle histologischen Subgruppen vertreten waren. In 80 % der Langzeitverläufe war ein Rash dokumentiert, der bei 50 % der Patienten als Grad 2 klassifiziert wurde. Die Verträglichkeit und die Lebensqualität wurden auch bei diesen langen Therapieverläufen in 75 % der Fälle als gut oder sehr gut beurteilt.
Insgesamt ist die zielgerichtete Therapie mit Erlotinib eine wichtige Therapieoption in der Second-Line-Behandlung beim NSCLC, die hoch wirksam und gut verträglich ist.
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Folien zum Vortrag praes_heigener.pdf (875.22 KB)
Quelle: Pressekonferenz der Firma Roche Pharma zum Thema “Lungenkrebs: Krankheitsstabilisierung von mehr als einem Jahr durch Second-Line-Therapie mit Tarceva®“ am 04.12.2008 in Berlin (medical relations).