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Das Krankheitsbild hat sich verändert
Geheimnis Epilepsie
Hamburg (18. Oktober 2007) – Vorurteile zum Thema Epilepsie halten sich hartnäckig in der Bevölkerung. Viele glauben, Epilepsie sei eine Geisteskrankheit, sie werde auf die Kinder vererbt, weswegen Epilepsiepatienten keine Kinder bekommen sollten. Epileptische Anfälle machten dumm und aggressiv und zerstörten auf Dauer das Gehirn. Diese Vorurteile sind falsch, halten sich aber leider auch heute noch hartnäckig.
Vergessen wird dabei oft, dass die Medizin in diesem Bereich in den letzten Jahren enorme Fortschritte gemacht hat. Dank moderner Diagnose- und Therapieverfahren lässt sich eine Epilepsie heute viel besser behandeln als noch vor 20 Jahren, so dass für viele die Krankheit ihren Schrecken verloren hat. Über kaum eine andere Krankheit wissen Menschen allerdings so wenig wie über diese häufigste Erkrankung des zentralen Nervensystems – immerhin leidet rund 1 % der Bevölkerung an einer Epilepsie und jeder 10. erleidet mindestens einmal in seinem Leben einen epileptischen Anfall.
Umso verständlicher wird es, dass einige Epilepsiepatienten oder die Eltern von epilepsiekranken Kindern ein Geheimnis aus der Erkrankung machen. Dass der Aufklärungsbedarf groß ist und dass Epilepsiepatienten und ihre Angehörigen im Umgang mit der Krankheit in der Öffentlichkeit Unterstützung benötigen, belegen die Ergebnisse einer der größten internationalen Studien zum Thema Epilepsie bei Kindern – „Future in Mind“.1 Das Internationale Büro für Epilepsie (International Bureau for Epilepsy, IBE) stellte im Juli 2007 die Ergebnisse auf dem Internationalen Epilepsiekongress in Singapur vor. Das IBE hatte dafür über 1.000 Rückmeldungen aus 16 Ländern weltweit ausgewertet.
Teilnehmer der Umfrage waren Kinder und Jugendliche im Alter von 2 bis über 19 Jahren, ihre Eltern und Ärzte, die die jungen Epilepsiepatienten behandeln. Über ein Drittel (36 %) der Kinder und Jugendlichen, die gefragt wurden, ob sie aus ihrer Epilepsie schon einmal ein Geheimnis gemacht haben, antworteten mit ja. Die Begründungen waren unterschiedlich: Die meisten jungen Epilepsiepatienten mögen die Art und Weise nicht, wie die Menschen reagieren, wenn sie von der Epilepsie erfahren. Etliche befürchten, dass sie aufgrund der Krankheit anders behandelt werden und ein Teil glaubt, dass man sie deswegen nicht mehr leiden mag. Auch die Eltern der jungen Epilepsiepatienten plagen ähnliche Befürchtungen: Knapp ein Fünftel der Eltern (23 %) gab an, die Epilepsie ihres Kindes vor anderen verschwiegen zu haben. Die Erfahrung, dass sie wegen der Epilepsie anders behandelt werden, haben weltweit 60 % der Kinder und Jugendlichen schon einmal gemacht, von den jungen Epilepsiepatienten in Deutschland sogar über 80 %.
Selbst zwischen den Eltern und Kindern klaffen Unterschiede in der Wahrnehmung der Krankheit und ihrem Einfluss auf das tägliche Leben. Selbst befragt, lassen sich die Kinder und Jugendlichen kaum durch die Krankheit aufhalten. In Deutschland gaben 91 % der Kinder an, von der Epilepsie nie oder nur manchmal von neuen Aktivitäten, vom Sport oder von Hobbies abgehalten zu werden. Dagegen glaubten 59 % der Eltern, dass ihren epilepsiekranken Schützlingen bisweilen das Selbstvertrauen fehlt, sich auf sportliche Aktivitäten oder andere Hobbies einzulassen.
„Während andere Krankheiten im Laufe der Zeit ihr Stigma verloren haben, bleibt die Epilepsie ein Krankheitsbild, das von Mysterium, Ignoranz und Angst verschleiert wird“, sagt Eris Hargis, Generalsekretär des IBE. „Die Daten der internationalen Umfrage helfen uns, die Auswirkungen von Epilepsien auf die Lebensqualität, die Entwicklung und die Zukunftschancen von Kindern einzuschätzen. Es ist wichtig, das Verständnis und das Bewusstsein für die Krankheit zu verbessern. Es scheint noch einiges getan werden zu müssen, um ein neues, modernes Bild von Epilepsie zu vermitteln. Wir wollen die Patienten weltweit unterstützten und ihnen Mut machen, mit der Krankheit zu leben.“
Quelle
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Hargis E., Baker G., Arzimanoglou A., Glauser T., Pellock J., Hsih M.S., Mounfield H. and the International Bureau for Epilepsy. Understanding the real-life effects of epilepsy in children: ‘Future in Mind’ – an international survey of parents, healthcare professionals and children. Präsentiert auf dem 27. Internationalen Epilepsiekongress in Singapur, 8. – 12. Juli 2007