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10. PH-Patiententreffen mit Angehörigen – Verein „pulmonale hypertonie e.v.“
Gemeinsam gegen Lungenhochdruck
Frankfurt am Main (10. November 2007) – Auch in diesem Jahr hat der Selbsthilfeverein pulmonale hypertonie e.v. (ph e.v.) Patienten mit Lungenhochdruck und ihre Angehörigen zu einem dreitägigen Patiententreffen nach Frankfurt eingeladen – nun schon zum zehnten Mal. Experten informierten die Betroffenen und ihre Angehörigen über aktuelle Entwicklungen auf dem Gebiet der pulmonalen Hypertonie (PH). Auf einer Pressekonferenz wurden unter anderem das Engagement des ph e.v. und das Krankheitsbild Lungenhochdruck vorgestellt, ebenso wie erste Ergebnisse aus europaweiten multizentrischen Studien und moderne Therapieoptionen. Der ph e.v. blickt wieder auf ein erfolgreiches Jahr zurück, in dem er durch zahlreiche Veranstaltungen verstärkt auf das Thema Lungenhochdruck aufmerksam machen konnte. So verzeichnete der ph e.v. eine deutliche Zunahme von Anfragen aus der Bevölkerung. Vielen Menschen konnte der ph e.v. konkrete Hilfestellungen anbieten.
„Aufklärung in Sachen PH tut immer noch Not. Oft vergehen mehrere Jahre vom Auftreten der ersten Symptome bis zur Diagnose Lungenhochdruck. Das ist wertvolle Zeit, die für den Erhalt der Leistungsfähigkeit und der Lebensqualität durch eine gezielte Therapie den Patienten verloren geht“, mahnte Professor Dr. med. Horst Olschewski, Graz. Da der Aufklärungsbedarf in Sachen Lungenhochdruck sowohl bei vielen Ärzten als auch in der Öffentlichkeit sehr groß ist, organisiert der Selbsthilfeverein nicht nur regelmäßige Patiententreffen und Gesprächskreise sondern in Kooperation mit PH-Experten und den PH-Zentren auch Ärztefortbildungen: Das PH-Klinik-Forum „Lungenhochdruck bremst Leben“ konnte als CME-zertifizierte Fortbildungsveranstaltung für niedergelassene Ärzte, Klinikärzte und Therapeuten angeboten werden. Von den geplanten 18 bundesweiten Veranstaltungen, die über die aktuellen Entwicklungen in der Diagnostik und Therapie des Lungenhochdrucks informieren, wurden im Jahr 2007 bereits 15 PH-Klinik-Foren erfolgreich durchgeführt – die Serie wird im kommenden Jahr fortgesetzt.
Programm mit Perspektive
„Der ph e.v. informiert und unterstützt Patienten und deren Angehörige nach der Diagnose „Pulmonale Hypertonie“. Er trägt so mit dazu bei, dass diese eine bestmögliche medizinische und soziale Versorgung erhalten. Konkret bedeutet das z. B. Hilfe bei der Antragstellung in Behörden oder bei Krankenkassen. Der ph e.v. fungiert als Lotse, wenn Patienten ein auf PH spezialisiertes Klinikzentrum suchen, aber auch als Schnittstelle zwischen den wissenschaftlichen Zentren und den Patienten“, fasste Olschewski die Arbeit des ph e.v. zusammen. Der Verein verstehe sich auch als Interessenvertretung in der Gesundheitspolitik und fördert schließlich auch durch die René Baumgart-Stiftung die Forschung zum Thema Lungenhochdruck. Der Verein finanziert sich aus Beiträgen der Mitglieder und der Fördermitglieder, erschließt öffentliche Mittel und akquiriert Spenden.
Seitdem der ph e.v. vor zehn Jahren gegründet wurde, hat es wichtige diagnostische und therapeutische Fortschritte gegeben. Dazu haben Bruno Kopp, erster Vorsitzender und Gründungsmitglied des ph e.v., und der Verein wesentliche Beiträge geleistet. „Dank des Engagements des ph e.v. können wir den PH-Patienten im wahrsten Sinn des Wortes ein Programm mit Perspektive bieten“, resümierte Olschewski. Das langjährige ehrenamtliche Engagement von Kopp wurde vor wenigen Tagen besonders gewürdigt: Am 26. Oktober 2007 überreichte ihm die baden-württembergische Arbeits- und Sozialministerin Dr. Monika Stolz das Bundesverdienstkreuz am Bande.
Vielfältiges Krankheitsbild
Die pulmonale Hypertonie ist ein komplexes Krankheitsbild, das auf unterschiedlichsten Ursachen beruhen kann. „Eine idiopatische pulmonale Hypertonie (iPAH) tritt ohne bekannte Ursache auf. Eine PH kann sich aber auch im Rahmen einer anderen Erkrankung wie z.B. einer Leberzirrhose, einer Bindegewebserkrankung, einer Herzerkrankung oder einer Lungenerkrankung manifestieren“, erläuterte Privatdozentin Dr. med. Heinrike Wilkens, Homburg/Saar, das Krankheitsbild. Die Klassifikation der PH basiert laut der Konferenz der Weltgesundheitsorganisation (WHO) im Jahr 2003 in Venedig auf einer Einteilung in fünf klinische Kategorien (Venedig-Klassifikation):
-
Pulmonalarterielle Hypertonie (PAH)
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Pulmonalvenöse Hypertonie bei Erkrankungen des linken Herzens
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Pulmonale Hypertonie assoziiert mit respiratorischen Lungenerkrankungen oder Hypoxie
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Pulmonale Hypertonie bei chronischen thrombembolischen Erkrankungen
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Pulmonale Hypertonie bei anderweitig nicht klassifizierten Erkrankungen
„Eine genaue diagnostische Klassifikation ist unbedingt notwendig, da sich aus den derzeit zur Verfügung stehenden Therapiemöglichkeiten differenzierte Behandlungsansätze für die unterschiedlichen Formen der pulmonalen Hypertonie ergeben“, erklärte Wilkens. „Die pulmonale Hypertonie ist durch eine anhaltende Erhöhung des pulmonal-arteriellen Drucks charakterisiert. Diagnosekriterien sind ein mittlerer pulmonal-arterieller Druck über 25 mmHg in Ruhe oder über 30 mmHg unter Belastung“. Wenn der Umbau der Lungengefäße weiter fortschreitet und der pulmonal-arterielle Druck sowie der pulmonal-vaskuläre Widerstand weiter ansteigt, entsteht eine zunehmende Belastung des rechten Herzens. Schließlich droht ein terminales Rechtsherzversagen.
Wilkens erklärte weshalb es schwierig ist, epidemiologische Daten zur pulmonalen Hypertonie zu erfassen: „Die ersten Anzeichen wie Leistungsintoleranz, Luftnot bei Belastung und chronische Müdigkeit sind sehr unspezifisch, ebenso andere Erstmanifestationen wie Synkopen unter körperlicher Belastung oder Schmerzen im Brustkorb. Diese Beschwerden können jedoch auch bei ganz anderen Erkrankungen auftreten und machen die Frühdiagnose sehr schwierig. Bis zur Diagnosestellung vergehen daher oft mehrere Monate bis Jahre, so dass es schwierig ist, die echte Prävalenz der PH festzustellen.“ Ein weiterer Grund sei die Vielzahl der sehr verschiedenen Krankheiten, bei denen auch ein Lungenhochdruck resultieren kann, z. B. bei Volkskrankheiten wie der chronisch obstruktiven Lungenerkrankung, dem Schlaf-Apnoe-Syndrom oder der Linksherzinsuffizienz.
Ergebnisse der Forschung in ganz Europa
„Während noch vor ca. 15 Jahren keine effektive medikamentöse Therapie zur Behandlung der PH verfügbar war, wurden in den letzten Jahren eine Reihe effektiver Medikamente für unterschiedliche Formen der pulmonalen Hypertonie in Deutschland zugelassen. In kaum einem Gebiet der Inneren Medizin sind in so kurzer Zeit so viele neue diagnostische und therapeutische Fortschritte erzielt worden“, erinnerte Professor Dr. med. Ardeschir Ghofrani, Gießen. Heute ist die Lebenserwartung der PH-Patienten deutlich gestiegen. Die in den letzten Jahren neu entwickelten Wirkstoffe, wie z.B. Iloprost, Bosentan und Sildenafil, können das Herz gezielt entlasten. Diese Medikamente gehören verschiedenen Wirkstoffklassen an, die über ganz unterschiedliche Mechanismen und Signalwege u.a. eine Erweiterung der Lungengefäße bewirken.
„Ein Erfolgsrezept dieser rasanten Entwicklung ist die Netzwerkbildung von grundlagenwissenschaftlichen und klinischen Arbeitsgruppen auf nationaler wie auch internationaler Ebene. Multinationale klinische Studien unter vornehmlicher Beteiligung europäischer Spezialisten haben bereits in der Vergangenheit zur Zulassung der derzeit verfügbaren Medikamente beigetragen“, resümierte Ghofrani. Er sieht die gemeinsame Anstrengung von Wissenschaftlern, Klinikern, Pharmafirmen und auch der Patientenselbsthilfeorganisation als Grund für die Entwicklung des Lungenhochdrucks von einer vormals fatalen Erkrankung zu einer in den meisten Fällen langfristig medikamentös kontrollierbaren Erkrankung.
Vorwärts kommen mit Atemübungen und Bewegungstherapie
Oft führen PH-Patienten die Atemnot bei kleinsten Anstrengungen auf mangelnde Kondition zurück. Doch herkömmliches physisches Training kann bei Lungenhochdruck die Beschwerden verstärken und sogar zu einem akuten Rechtsherzversagen führen. Dass ein moderates körperliches Training mit Atemtherapie für Patienten mit fortgeschrittenem Lungenhochdruck hilfreich und sicher sein kann, hat eine prospektive, kontrollierte und randomisierte Studie gezeigt, die in Heidelberg unter Leitung von Privatdozent Dr. med. Ekkehard Grünig durchgeführt wurde. Für die Studie hatten PH-Patienten, die alle an schwerer pulmonaler Hypertonie (Schweregrad II – III) litten, an einem speziellen Trainingsprogramm teilgenommen – mit gutem Erfolg wie die Ergebnisse zeigten.
Voraussetzung für das Training war ein mit Medikamenten gut kontrollierter Lungenhochdruck. Die ersten drei Trainingswochen verbrachte die eine Hälfte der Patienten in der Rehabilitationsklinik Heidelberg-Königstuhl, um unter engmaschiger Überwachung durch Therapeuten und Ärzte das Übungsprogramm drei Wochen lang zu erlernen. Für das Training zuhause erhielten die Patienten anschließend einen individuellen Trainingsplan für weitere zwölf Wochen. Die andere Kontrollgruppe erhielt eine konventionelle Rehabilitation ohne tägliches Trainingsprogramm. Das Ergebnis: Nach 15 Wochen hatten sich die trainierten Patienten im 6-Minuten-Gehtest, dem anerkannten Indikator für die körperliche Leistungsfähigkeit, im Vergleich zur Kontrollgruppe um 111 Meter verbessert. Auch die Lebensqualität, die Sauerstoffaufnahme und der Schweregrad der Erkrankung waren in der Trainingsgruppe signifikant besser als in der Kontrollgruppe. „Körperliches Training kann bei Lungenhochdruck eine sichere und hoch effiziente Therapiemethode darstellen, die die positiven Effekte der medikamentösen Therapie ergänzt“, ist das Fazit von Studienleiter Grünig.
So hat die Studie zwar gezeigt, dass Patienten trotz Lungenhochdruck wieder aktiv werden können, aber Alltag und Aktivitäten unbedingt auf die persönlichen Grenzen abgestimmt werden müssen. PH-Patienten müssen ihr Leben von Grund auf neu organisieren: Häufig zerbrechen soziale Beziehungen, der Wunschberuf ist nicht erlernbar, alltägliche Dinge wie Einkaufstüten tragen oder Staub saugen können zu unlösbaren Aufgaben werden. Wichtige Tipps für den Umgang mit der Krankheit im Alltag bietet der Patientenratgeber „Leben mit Lungenhochdruck“ des Selbsthilfevereins ph e.v. Über einen reichen Erfahrungsschatz verfügen auch die Mitarbeiter und Mitglieder von Selbsthilfegruppen wie dem ph e.v. Sie vermitteln in Gesprächskreisen und Patiententreffen ihr Wissen über das Leben mit Lungenhochdruck.