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Hintergrundinformation
Influenza – eine oft unterschätzte Infektion der Atemwege
Influenza
Die Influenza (Grippe) ist eine virale Infektion der Atemwege, die eine weltweite Verbreitung findet. Die Auswirkungen der Grippe werden jedoch allzu häufig unterschätzt. Obwohl die Infektion bei einigen Menschen einen harmlosen Verlauf nehmen kann, kann sie bei den so genannten Risikogruppen (z. B. ältere Menschen oder Patienten mit chronischen Erkrankungen wie Ateminsuffizienz, Herzinsuffizienz, Niereninsuffizienz) zu ernsten und sogar lebensgefährlichen Komplikationen führen.
Die Influenzaviren gehören zur Familie der Orthomyxoviridae. Man unterscheidet zwischen drei verschiedenen Viren-Typen:
Typ-A:
-
am weitesten verbreitet
-
leichter bis schwerer Krankheitsverlauf
-
bei Mensch und Tier nachgewiesen
Typ-B:
-
leichter bis mittelschwerer Krankheitsverlauf
-
bisher nur beim Menschen nachgewiesen
Typ-C:
-
sporadisches Auftreten
-
schwächerer Krankheitsverlauf als bei A und B
-
beim Menschen nachgewiesen
Infektionszyklus
Die Übertragung der Influenza erfolgt über Tröpfcheninfektion (Husten, Niesen, Sprechen) von Mensch zu Mensch. Die Viren binden sich an Zellen des Atemwegtraktes (Schleimhautzellen), dringen in diese ein, und die virale RNS übernimmt die Steuerung der Stoffwechselprozesse in der Zelle. Es kommt zu einer Massenproduktion von Influenza-Viren innerhalb der Zelle. Dies führt nach etwa acht Stunden zum Platzen der Schleimhautzellen. Dadurch werden Viren freigesetzt, die weitere Zellen befallen können. Innerhalb weniger Stunden sterben sehr viele Zellen im Atemwegtrakt und setzen Viren frei, was zu einem Ausbruch der Influenza führt. Eine besondere Gefährdung besteht bei großen Menschenansammlungen wie in Schule, Arbeitsplatz, Bus oder Bahn.
Symptome
Zu den typischen Symptomen der Influenza zählen Husten, Fieber, Hals- und Kopfschmerzen, Gelenk- und Gliederschmerzen, Frösteln und Schweiß-ausbrüche sowie Magen- und Darmbeschwerden. Die Inkubationszeit beträgt ein bis drei Tage.
Komplikationen
Die Influenzaviren unterdrücken die Immunreaktion. Viele Erkrankte entwickeln daher Komplikationen oder eine bakterielle Sekundärinfektion, die sehr schwer oder sogar tödlich verlaufen können. Falls die oberen Atemwege sehr stark befallen sind, kann sich die Infektion auch auf die unteren Atemwege ausdehnen und dort eine virale Pneumonie mit kapillarer Thrombose, Exsudation und Blutungen in den Alveolen hervorrufen. Ältere Menschen, chronisch Kranke sowie Kleinkinder sind besonders gefährdet.
Diagnose
Für einen Nachweis von Influenzaviren durch Laboratoriumsdiagnostik stehen verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung. Ein Nasen- oder Rachenabstrich dient als Ausgangsmaterial für die Anzüchtung des Virus in Zellkultur oder einer PCR (Polymerase-Kettenreaktion), mit der die Erbsubstanz des Virus nachgewiesen wird. Spezifische Antikörper können ca. 7 Tage nach dem Erstkontakt einer Person mit dem Virus im Serum nachgewiesen werden. Seit Herbst 2000 stehen Schnelltests zur Verfügung, die über einen Antigennachweis Infektionen mit Influenza Typ-A und Typ-B innerhalb von 10 Minuten diagnosti-zieren können.
Morbidität und Mortalität
Während eines typischen Influenza-Ausbruchs erkranken 5-15 Prozent der Gesamtbevölkerung, wobei 40-50 Prozent bestimmter Gruppen betroffen sein können. Personen mit dem höchsten Risiko für Komplikationen sind Personen mit einer chronischen Lungenerkrankung, Herzstörungen oder Diabetes sowie Personen über 60 Jahre.
Etwa die Hälfte aller influenzabedingten Todesfälle tritt bei Patienten mit Herzproblemen auf; etwa ein Viertel bei Patienten mit einer Lungenerkrankung.
Prophylaxe
Die Influenzaschutzimpfung ist die beste und kosteneffektivste Art der Prävention. Grippeimpfstoffe sind seit den 40er Jahren des letzten Jahrhunderts verfügbar. Falls es dennoch zu einer Erkrankung kommt, werden Schweregrad und Dauer der Erkrankung beträchtlich vermindert. Trotz der potenziellen Schwere der Erkrankung und der nachgewiesenen Sicherheit und Wirksamkeit der verfügbaren Grippeimpfstoffe ist der Großteil der Bevölkerung nicht geimpft. Um dem individuellen Ausbruch der Erkrankung zu begegnen, kann der antivirale Wirkstoff Oseltamivir eingesetzt werden. Seit Dezember 2006 ist zudem der Neuraminidase-Hemmer Zanamivir zur Prophylaxe bei Erwachsenen und Kindern ab fünf Jahren zugelassen.
Therapie
Neben der Verwendung von antiviralen Medikamenten (sog. Neuraminidase-Hemmer) beschränkt sich die Therapie in den meisten Fällen auf eine Behandlung der Symptome. Die Einnahme von Neuraminidase-Hemmern (wie RelenzaTM) innerhalb von 48 Stunden nach Ausbruch der Erkrankung hemmt die Ausbreitung der Viren in den Atemwegen. Dies verkürzt die Erkrankungsdauer im Durchschnitt um zwei Tage, vermindert den Schweregrad der Erkrankung und verhindert Komplikationen.
Impfung
Die Influenzaschutzimpfung ist die beste und kosteneffektivste Art der Prävention. Bei den Impfstoffen handelt es sich um vorwiegend inaktivierte Impfstoffe, die nach drei Arten unterschieden werden.
-
Inaktivierte Ganzkeimvakzine
beinhalten inaktivierte Viruspartikel (alle Virusproteine, Lipide, Oberflächen-moleküle und Nukleinsäuren) -
werden in befruchteten Hühnereiern angezüchtet, nach einer Inkubations-dauer von 2-3 Tagen werden die Viruspartikel extrahiert, gereinigt und inaktiviert
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zeigen bei der Anwendung bei Erwachsenen eine gute Immunogenität sowie eine akzeptable Reaktogenität
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sind aufgrund ihrer hohen Zahl an Nebenwirkungen nicht für die Verwen-dung bei Kindern geeignet
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sind in Deutschland nicht auf dem Markt.
Split- oder Spaltvakzine
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entstehen durch Aufspaltung und Inaktivierung des in bebrüteten Hühner-eiern angezüchteten Vollvirus
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bestehen aus einer Mischung viraler Proteine mit hoher Immunogenität
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Virale Lipide werden durch entsprechende Verfahren eliminiert.
Epidemie
Epidemien treten jährlich auf und sind lokal begrenzt. Sie folgen für gewöhnlich einem charakteristischen Muster:
-
zuerst erkranken besonders viele Kinder
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im Verlauf der nächsten zwei Wochen erreichen die Fallzahlen ihren Höhepunkt
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eine zunehmende Zahl an Erwachsenen erkrankt an akuten respiratorischen Erkrankungen (ARE)
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die Abwesenheit von Schule und Arbeitsstelle erreicht während dieser Periode ihren Höhepunkt
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Krankenhauseinweisungen von Patienten mit Pneumonie, Exazerbation einer chronischen Lungenerkrankung und Herzproblemen nehmen zu
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im Anschluss daran zeigt sich ein entsprechender Anstieg an dadurch verursachten Todesfällen.
Pandemie
Pandemien treten in nicht vorhersehbaren Intervallen in allen Teilen der Welt auf, d. h. sie sind nicht lokal begrenzt. Sie entstehen dann, wenn ein neues Influenza- A-Virus entstanden ist, gegen das die Weltbevölkerung als Ganzes betrachtet nur geringe oder keine Immunität besitzt. Die individuelle Erkrankung während einer Pandemie unterscheidet sich nicht von der zu einem anderen Zeitpunkt auftretenden Erkrankung. Es sind jedoch so viele Personen mit Influenza infiziert, dass es Millionen Erkrankte, auch mit schweren oder tödlichen Krankheits-verläufen, gibt.
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1918/19: Spanische Grippe A (H1N1) > 21 Mio. Tote weltweit
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1957/58: Asiatische Grippe A (H2N2) ca. 1 Mio. Tote weltweit
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1968-70: Hongkong Grippe A (H3N3) ca. 1 Mio. Tote weltweit