MEDIZIN

DOC-CHECK LOGIN

DEGRO

Metastudie zeigt hohe Effektivität der Strahlenbehandlung bei Prostatakarzinom

 

Berlin (13. März 2012) – Die besten Behandlungsergebnisse beim lokalisierten, also auf die Prostata beschränkten, Prostatakarzinom werden mit einer Strahlentherapie erreicht. Entweder als Brachytherapie (einer Strahlentherapie „von innen“) oder als Kombination von Brachytherapie und externer Strahlentherapie. Darauf weist die Deutsche Gesellschaft für Radioonkologie (DEGRO) anlässlich einer kürzlich im British Journal of Urology International (BJUI) publizierten, systematischen Analyse von mehr als 52 000 Erkrankungsfällen hin.

 

Das Prostatakarzinom ist mit weit über 60.000 Neuerkrankungen jährlich der häufigste bösartige Tumor und die dritthäufigste krebsbedingte Todesursache beim Mann. Durch stetig verbesserte Diagnoseverfahren werden heutzutage mehr als 70 Prozent aller Prostatakarzinome recht früh entdeckt. Oft sind sie dann auf das Organ begrenzt, und damit bestehen gute Heilungschancen. Nicht jeder Patient benötigt eine Behandlung. Bei einigen ist eine regelmäßige sogenannte aktive Überwachung die beste Option. Wenn jedoch eine lokale Behandlung des Prostatatumors indiziert ist, kommen verschiedene Verfahren in Betracht: die Radikaloperation oder verschiedene Strahlentherapie-Verfahren, darunter auch die Brachytherapie (permanente Seed-Implantation oder HDR-Brachytherapie).


Professor Dr. med. Jürgen Dunst, Präsident der DEGRO und Direktor der Klinik für Strahlentherapie an der Universität zu Lübeck, betont: „Operation und Strahlentherapie gelten als gleichwertig. Bisher gibt es jedoch keine randomisierten Studien mit einem direkten Vergleich der Verfahren.“ Daher begrüßt der Strahlentherapeut aus Lübeck die jüngst veröffentlichten Ergebnisse einer internationalen Gruppe um den Prostataexperten Peter Grimm, Seattle. Alle in der Fachliteratur veröffentlichten Behandlungsergebnisse der letzten Jahre (2000 bis 2010) wurden in dieser „Metastudie“ systematisch analysiert. Untersucht wurden die Behandlungsergebnisse nach Radikaloperation (16 697 Patienten, davon 1381 mit robotergestützter OP), interstitieller Brachytherapie (insgesamt 22 479 Patienten, zum Teil mit zusätzlicher externer Bestrahlung und Antihormontherapie), alleiniger externer Bestrahlung (12 082 Patienten) oder anderen Verfahren (532 Patienten mit hochfokussiertem Ultraschall, 227 Patienten mit Kryotherapie). Professor Dr. med. Thomas Wiegel, Ärztlicher Direktor der Abteilung Strahlentherapie am Universitätsklinikum Ulm und Beauftragter der DEGRO für Prostata-Zentren, erläutert: „Als Maß für die Wirksamkeit der Behandlung wurde die biochemische Rezidivfreiheit analysiert, also der Anteil von Patienten, bei denen sich der Wert des prostataspezifischen Antigens (PSA-Wert) nach der Behandlung nicht verschlechterte“.


Alle Patienten seien auf der Basis der vor Therapiebeginn vorliegenden Befunde in drei Risikogruppen aufgeteilt worden, da diese Information bei allen Therapieverfahren in gleicher Weise vorliegt und Ärzten und Patienten als Grundlage für eine Behandlungsentscheidung dient. Professor Wiegel fasst die Ergebnisse zusammen: „Diese Studie liefert zwar keinen Beweis, dass eine bestimmte Therapie eindeutig besser ist als andere. Die biochemische Rezidivfreiheit war in dieser Analyse aber nach einer Brachytherapie oder nach einer Kombination aus Brachytherapie und/oder externer Bestrahlung und Hormontherapie am höchsten. Strahlentherapie-Verfahren sind in allen Krankheitsstadien eine hocheffektive Behandlung und im Vergleich zu einer Radikaloperation mindestens gleichwertig oder besser.“ Die DEGRO-Experten resümieren, dass diese Analyse eine wichtige Hilfe für die Entscheidungsfindung von Ärzten und Patienten darstellt.


Zur Strahlentherapie

Die Strahlentherapie ist eine lokale, nicht-invasive, hochpräzise Behandlungsmethode mit hohen Sicherheitsstandards und regelmäßigen Qualitätskontrollen. Bildgebende Verfahren wie die Computer- oder Magnetresonanztomografie ermöglichen eine exakte Ortung des Krankheitsherdes, sodass die Radioonkologen die Strahlen dann zielgenau auf das zu bestrahlende Gewebe lenken können. Umliegendes Gewebe bleibt weitestgehend verschont.


Literatur

 

  • Grimm P, Ignace Billiet I, Bostwick D et al. Comparative analysis of prostate-specific antigen free survival outcomes for patients with low, intermediate and high risk prostate cancer treatment by radical therapy. Results from the Prostate Cancer Results Study Group. BJUI 109, Suppl. 1, 22–29, 2012

 


 

Quelle: Deutsche Gesellschaft für Radioonkologie e.V., 13.03.2012 (tB).

MEDICAL NEWS

IU School of Medicine researchers develop blood test for anxiety
COVID-19 pandemic increased rates and severity of depression, whether people…
COVID-19: Bacterial co-infection is a major risk factor for death,…
Regenstrief-led study shows enhanced spiritual care improves well-being of ICU…
Hidden bacteria presents a substantial risk of antimicrobial resistance in…

SCHMERZ PAINCARE

Hydromorphon Aristo® long ist das führende Präferenzpräparat bei Tumorschmerz
Sorgen und Versorgen – Schmerzmedizin konkret: „Sorge als identitätsstiftendes Element…
Problem Schmerzmittelkonsum
Post-Covid und Muskelschmerz
Kopfschmerz bei Übergebrauch von Schmerz- oder Migränemitteln

DIABETES

Wie das Dexom G7 abstrakte Zahlen mit Farben greifbar macht…
Diabetes mellitus: eine der großen Volkskrankheiten im Blickpunkt der Schmerzmedizin
Suliqua®: Einfacher hin zu einer guten glykämischen Kontrolle
Menschen mit Diabetes während der Corona-Pandemie unterversorgt? Studie zeigt auffällige…
Suliqua® zur Therapieoptimierung bei unzureichender BOT

ERNÄHRUNG

Positiver Effekt der grünen Mittelmeerdiät auf die Aorta
Natriumaufnahme und Herz-Kreislaufrisiko
Tierwohl-Fleisch aus Deutschland nur mäßig attraktiv in anderen Ländern
Diät: Gehirn verstärkt Signal an Hungersynapsen
Süßigkeiten verändern unser Gehirn

ONKOLOGIE

Strahlentherapie ist oft ebenso effizient wie die OP: Neues vom…
Zanubrutinib bei chronischer lymphatischer Leukämie: Zusatznutzen für bestimmte Betroffene
Eileiter-Entfernung als Vorbeugung gegen Eierstockkrebs akzeptiert
Antibiotika als Störfaktor bei CAR-T-Zell-Therapie
Bauchspeicheldrüsenkrebs: Spezielle Diät kann Erfolg der Chemotherapie beeinflussen

MULTIPLE SKLEROSE

Multiple Sklerose: Aktuelle Immunmodulatoren im Vergleich
Neuer Biomarker für Verlauf von Multipler Sklerose
Multiple Sklerose: Analysen aus Münster erhärten Verdacht gegen das Epstein-Barr-Virus
Aktuelle Daten zu Novartis Ofatumumab und Siponimod bestätigen Vorteil des…
Multiple Sklerose durch das Epstein-Barr-Virus – kommt die MS-Impfung?

PARKINSON

Meilenstein in der Parkinson-Forschung: Neuer Alpha-Synuclein-Test entdeckt die Nervenerkrankung vor…
Neue Erkenntnisse für die Parkinson-Therapie
Cochrane Review: Bewegung hilft, die Schwere von Bewegungssymptomen bei Parkinson…
Technische Innovationen für eine maßgeschneiderte Parkinson-Diagnostik und Therapie
Biomarker und Gene: neue Chancen und Herausforderungen für die Parkinson-Diagnose…