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Kardioprotektion nach ONTARGET:
Im Praxisalltag früh auf die RAS-Bremse treten
Frankfurt am Main (6. Mai 2009) – Von Hochrisikopatienten sind Internisten und Allgemeinmediziner in ihrem Praxisalltag regelrecht umgeben. Um die Patienten vor kardialen Ereignissen zu schützen, ist es wichtig, frühzeitig auf die RAS-Bremse zu treten. Dies sollte bei hypertonen Risikopatienten evidenzbasiert geschehen, also entsprechend der Studienlage mit dem ACE-Hemmer Ramipril oder bei Patienten, die diesen nicht vertragen, mit dem AT1-Hemmer Telmisartan, hieß es bei einer gemeinsamen Pressekonferenz der Unternehmen Bayer Vital und Boehringer Ingelheim in Frankfurt.
Hypertonie, Dyslipidämie, Adipositas, Diabetes und pAVK – das sind die wichtigsten Risikofaktoren, die neben dem Alter, dem Geschlecht und der möglichen familiären Belastung die kardiovaskuläre Gefährdung eines Patienten bestimmen. Oft liegen mehrere Risikofaktoren nebeneinander vor und allzu oft sieht man dies dem Patienten nicht an. „Bei einem adipösen Patienten wird man gleich hellhörig werden, bei vielen anderen Patienten, die in die Praxis kommen, ist man sich des hohen kardiovaskulären Risikos auf den ersten Blick aber nicht bewusst“, mahnte Dr. Petra Sandow aus Berlin. Auch bei Patienten, die „nur“ wegen Schmerzen im Knie die Praxis aufsuchen oder die einfach nur ihren Impfstatus kontrollieren lassen wollen, muss man nach Sandow deshalb immer auch Herz und Gefäße im Hinterkopf behalten und bei Verdachtsmomenten eine entsprechende Diagnostik und gegebenenfalls auch eine entsprechende Therapie einleiten.
Risikopatienten müssen laut Sandow frühzeitig in der Praxis identifiziert werden, damit die Progression der Gefäßschädigungen aufgehalten und das drohende kardiovaskuläre Ereignis verhindert werden kann. „Viele Patienten wissen dabei gar nicht, wie stark sie gefährdet sind“, erläuterte die Medizinerin und verdeutlichte dies anhand von Fallbeispielen aus dem Praxisalltag.
Mit einem gezielten Screening Risikopatienten identifizieren
Für ein gezieltes Risikoscreening in der Praxis sprach sich in Frankfurt auch Dr. Gunther Claus aus Melsungen aus. Noch zu wenig werden aus seiner Sicht dabei Begleiterkrankungen wie ein Diabetes mellitus und insbesondere eine periphere arterielle Verschlusskrankheit berücksichtigt. „Beide Erkrankungen aber gehen mit einem deutlich erhöhten kardiovaskulären Risiko einher“, betonte der Mediziner.
Die INTERHEART-Studie konnte zeigen, dass kardiovaskuläre Risikofaktoren nicht additiv wirksam sind. Vielmehr nimmt das Herzinfarktrisiko mit der Zahl der Risikofaktoren exponentiell zu. Ist nur ein kardiovaskulärer Risikofaktor manifest, so ist von einer zweifach erhöhten Infarktgefährdung auszugehen. „Liegen aber zwei, drei oder mehr Risikofaktoren vor, so nimmt die Gefährdung weit überproportional zu“, so Dr. Claus. Er sprach sich vor diesem Hintergrund für eine umfassende Risikostratifizierung der Patienten aus, die auch mittels spezieller Risiko-Scores wie beispielsweise dem PROCAM-Score zu objektivieren ist.
Therapie soll sich an der Stellung im kardiovaskulären Kontinuum orientieren
Die Behandlung muss sich nach Professor Dr. Michael Böhm, Homburg/Saar, an der Gefährdung des Patienten orientieren und an dessen Stellung im kardiovaskulären Kontinuum. Es ist eine adäquate Therapie der einzelnen Risikofaktoren angezeigt, aber unbedingt auch eine Reduktion des Gesamtrisikos. „Die optimale Therapie besteht nicht in der Behandlung einzelner Risikofaktoren, sondern darin, die globale Gefährdung zu minimieren“, betonte der Kardiologe.
Zu realisieren ist dieses Behandlungsziel laut Böhm durch den ACE-Hemmer Ramipril, wie die HOPE-Studie belegt hat, und ebenso effektiv durch den AT1-Hemmer Telmisartan, wie die ONTARGET-Studie, eine Endpunktstudie bei mehr als 25.000 Patienten dokumentiert. Telmisartan zeigte damit als einziger AT1-Hemmer in der größten Sartan-Endpunktstudie eine vergleichbare protektive Wirkung bei Patienten mit hohem kardiovaskulären Risiko (KHK, Schlaganfall, paVK und Diabetes mit Endorganschäden) wie Ramipril. Bei der Interpretation der ONTARGET-Daten ist nach Böhm allerdings auch zu berücksichtigen, dass die eingeschlossenen Studienteilnehmer gegenüber denjenigen in der HOPE-Studie bereits per se eine umfassendere Basismedikation und eine bessere globale Protektion erhielten. „Sie wurden häufiger mit einem Thrombozytenaggregationshemmer oder einem Statin behandelt und auch die Blutdruckwerte waren besser kontrolliert“, so Böhm.
Kardioprotektion – evidenzbasiert und gut verträglich
Trotz dieser etwas besseren Ausgangslage wurde in ONTARGET unter Telmisartan eine ebenso ausgeprägte Reduktion kardiovaskulärer Ereignisse erzielt wie unter Ramipril, allerdings bei deutlich besserer Verträglichkeit. Der Wirkstoff ist damit das einzige Sartan bisher, für das ein solcher Befund erhoben werden konnte.
Es handelt sich nach Dr. Sandow um einen durchaus praxisrelevanten Aspekt: Denn viele Hochrisikopatienten wissen nicht um ihre kardiovaskuläre Gefährdung. Sie vor diesem Hintergrund zu einer konsequenten Lebensstilumstellung zu motivieren und dazu, regelmäßig Medikamente einzunehmen, ist im Praxisalltag eine große Herausforderung. Es muss deshalb nicht nur eine Medikation gewählt werden, die tatsächlich evidenzbasiert eine Kardioprotektion vermittelt. Vielmehr kommt es auch darauf an, dem Patienten einen Wirkstoff zu verordnen, der zugleich gut verträglich ist, damit die Schutzwirkung nicht durch eine Beeinträchtigung der Compliance infolge von Nebenwirkungen der Medikation aufs Spiel gesetzt wird.
Telmisartan wird in Deutschland unter dem Handelsnamen Kinzalmono®/Kinzalkomb® (Bayer Vital) und Micardis®/MicardisPlus® (Boehringer Ingelheim) vertrieben und ist bislang zugelassen zur Behandlung der essentiellen Hypertonie.
Abb. 1: ONTARGET: Primärer Endpunkt. Telmisartan ist bei der Prävention kardiovaskulärer Ereignisse der ACE-Hemmer Ramipril ebenbürtig. Alle Graphiken: Bayer HealthCare und Boehringer Ingelheim Pharma.
Abb. 2: ONTARGET: Dauerhafter Abbruch der Studienmedikation. Die Rate an Studienabbrüchen sowie die Nebenwirkungsrate waren unter Telmisartan niedriger als unter Ramipril.
Abb. 3: Kardiovaskuläres Risikokontinuum: Das kardiovaskuläre Kontinuum beschreibt den Weg von den Risikofaktoren wie z.B. Hypertonie und Diabetes mellitus über die Entwicklung verschiedener kardiovaskulärer Erkrankungen bis hin zum kardiovaskulären Tod.
Download
Abstract 1.pdf (75.01 KB) – Prof. Dr. Michael Böhm zum Thema "Risikoprävention nach ONTARGET – Der kardiovaskuläre Risikopatient".
Abstract 2.pdf (81.10 KB) – Dr. Gunther Claus zum Thema "Kardiovaskuläres Risikomanagement: Den Bogen von der Theorie in die Praxis schlagen".
Abstract 3.pdf (82.35 KB) – Dr. Petra Sandow zum Thema "Der kardiovaskuläre Risikopatient – Herausforderungen im Praxisalltag".
Quelle: Gemeinsame Pressekonferenz der Firmen Bayer HealthCare und Böhringer Ingelheim zum Thema „Kardioprotektion nach ONTARGET – Aktuelle Studiendaten und ihre Bedeutung für die Praxis am 06.05.2009 in Frankfurt am Main (3K-Agentur für Kommunikation).