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Minimal-invasives Verfahren setzt schlaffes Lungengewebe unter Spannung
Coils – gute Option für medikamentös austherapierte Emphysem-Patienten
Berlin (19. März 2015) – Interventionelle Verfahren gewinnen in der Therapie von Patienten mit fortgeschrittenem Lungenemphysem zunehmend an Bedeutung. Durch endoskopische Implantation von Spiralen aus Nitinol (PneumRx® Endobronchial Coils) in den oberen bzw. unteren Lungenlappen kann bei ausgewählten Emphysem-Patienten die Lungenfunktion bei einem akzeptablen Sicherheitsprofil des Eingriffs deutlich verbessert werden: Hyperinflation der Lunge und Atemwegswiderstand verringern sich, die Belastbarkeit der Patienten nimmt deutlich zu. Diese Effekte können laut Langzeitdaten bis zu 3 Jahre anhalten.1
Bei Emphysem-Patienten ist das Lungenparenchym so „weich“, dass es beim Ausatmen zum Bronchialkollaps und zum sogenannten Air trapping kommt. Die Patienten können die Luft nur zum geringen Teil ausatmen, die Lunge ist stark überbläht. Nach Implantation der PneumRx® Coils wird das Lungenvolumen durch Kompression der am stärksten beein-trächtigten Bereiche des Lungenparenchyms reduziert und das Gewebe unter Spannung gesetzt. Das verbessert die elastische Rückstellkraft der Lunge2, erleichtert die Ausatmung durch bessere Durchgängigkeit der Atemwege, berichtete Prof. Dr. med. Hans Klose aus Hamburg bei einer Veranstaltung* des Unternehmens PneumRx während des Deutschen Pneumologenkongresses in Berlin. Üblicherweise werden bei einem Eingriff 10-14 Coils in gestreckter Form mittels Katheter in den betroffenen oberen bzw. unteren Lungenlappen eingesetzt – die besten Ergebnisse erzielt man durch eine beidseitige Anwendung – nach der Freisetzung nehmen die Coils wieder ihre ursprüngliche Spiralform an.3 Zudem wird durch die Coils auch das Zwerchfell wieder in eine für die Atmung bessere Position gebracht, sagte Klose.
Kandidaten für die minimal-invasive Behandlungsmethode sind stabile symptomatische COPD-Patienten in den GOLD-Stadien III-IV (FEV1 ≤ 45% vom Soll) vom Emphysem-Typ („pink puffer“), die trotz medikamentöser Therapie mit Bronchodilatatoren unter starker Belastungsdyspnoe leiden und hohen Leidensdruck haben. Diese Patienten haben in der Regel kaum Husten und Auswurf und wenig Exazerbationen. Weitere Voraussetzungen für den Einsatz des Verfahrens ist der Nachweis einer stark überblähten Lunge (Residualvolumen, RV, > 175% vom Soll) sowie das Fehlen von Asthma-ähnlichen Symptomen. „Auf Basis der vorhandenen Untersuchungen scheinen sowohl Patienten mit homogenem als auch heterogenem Lungenemphysem von Eingriffen zu profitieren“, sagte PD. Dr. med. Arschang Valipour aus Wien.
Bei richtiger Indikationsstellung können mit den Coils insbesondere bei der Lebensqualität Verbesserungen erzielt werden, die weit über die Wirkungen einer symptomatischen Therapie hinausgehen. Die günstigen Effekte zeigten sich in klinischen Studien zur Behandlung mit PneumRx® Endobronchial Coils sowohl bei Patienten mit heterogenem als auch bei homogenem Emphysem. In einer europäischen Multicenterstudie wurden 60 Emphysem-Patienten behandelt, davon 55 bilateral.4 Nach 6 Monaten zeigten 48% der Patienten eine mindestens 12-prozentige Verbesserung der Einsekundenkapazität (FEV1), nach 12 Monaten 41%. Bei 65% bzw. 58% der Behandelten wurde eine Verringerung des Residualvolumens um mindestens 0,35 Liter beobachtet. Bei mehr als die Hälfte der Studienteilnehmer nahm die 6-Minuten-Gehstrecke um mindestens 26 Meter zu. Die verbesserte körperliche Verfassung ging mit einer deutlichen Steigerung der Lebensqualität einher, gemessen mit dem St. George´s Respiratory Questionnaire (SGRQ): Nach 6 Monaten berichteten 61% der Studienteilnehmer über eine Steigerung von mindestens 8 Punkten, nach 12 Monaten 53%. Bei der inhalativen Therapie werden in der Regel nur Verbesserungen um 2-3 Punkte im Rahmen eines MCID (minimal clinically important difference) -Modells erreicht, sagte Klose.
Erste Daten belegen auch eine günstige Wirkung des minimal-invasiven Coil-Verfahrens bei Patienten mit homogenem Lungenemphysem (bestätigt über CT-Scan).5 In einer 6-monatigen Pilotstudie bei 10 Patienten nahm die 6-Minuten-Gehstrecke der Behandelten um rund 60 m zu (289 vs. 350 m, p=0,005), die forcierte Vitalkapazität (FVC) stieg um rund 40 ml (2,17 vs. 2,55 l, p=0,047) und das Residualvolumen nahm um 60 ml ab (5,04 vs. 4,44 l, p=0,007)5. Der SGRQ-Score verbesserte sich um 15 Punkte (63 vs. 48, p=0,028).
Der klinische Nutzen der Coil-Behandlung ist nachhaltig, belegen Daten eines niederländischen Zentrums bei 35 Emphysem-Patienten.1 Studienteilnehmer waren aufgefordert, über einen Zeitraum von 3 Jahren an Nachsorgeuntersuchungen teilzunehmen. Bei fast der Hälfte der Studienteilnehmer mit 3-Jahres-Follow-up (n=22) waren zu diesem Zeitpunkt die Veränderungen bei den Dyspnoe-Scores, beim 6-Minuten-Gehtest und der Lebensqualität noch klinisch relevant.
Wie die Ergebnisse der randomisierten, kontrollierten Studie RESET zeigten, ist das Sicherheitsprofil akzeptabel: Innerhalb der ersten 90 Tage nach dem letzten Eingriff waren keine Unterschiede in der Häufigkeit schwerer Komplikationen zwischen den mit Coils behandelten Patienten in Vergleich zur Patientengruppe mit bester medizinischer Versorgung feststellbar.6 Daten einer europäischen Registerstudie bei bisher knapp 440 eingeschlossenen Patienten (Stand: Ende Februar 2015) mit heterogenem und homogenem Lungenemphysem bestätigen Sicherheitsprofil und klinischen Nutzen des Verfahrens in der Praxis, sagt Studienleiter Prof. Dr. Martin Hetzel aus Stuttgart. Die Nachbeobachtung läuft über insgesamt 5 Jahre.
„Coils erweitern das therapeutische Spektrum bei Emphysem-Patienten, bei denen die medikamentöse Therapie ausgeschöpft ist“, sagte Dr. med. Peter Kühnelt, niedergelassener Pneumologe in Wedel. Er empfahl seinen Kollegen, diese Option mit infrage kommenden Patienten zu besprechen und sie gegebenenfalls an ein erfahrenes Zentrum zu überweisen.
Über PneumRx
PneumRx GmbH ist eine eingetragene Handelsmarke der PneumRx, Inc., ein Unternehmen der BTG International Group, das sich auf die Entwicklung minimal-invasiver Lösungen für den dringend benötigten medizinischen Bedarf im Bereich der Lungenheilkunde konzentriert. Die PneumRx® Endobronchial Coil wurde entwickelt, um die elastische Rückstellkraft zu verbessern sowie die Lufteinschlüsse und die Überblähung zu reduzieren. So soll bei Patienten mit einem fortgeschrittenen Lungenemphysem die körperliche Belastbarkeit, Lungenfunktion und die Lebensqualität verbessert werden.
About BTG
BTG is a growing international specialist healthcare company bringing to market innovative products in specialist areas of medicine to better serve doctors and their patients. We have a portfolio of Interventional Medicine products to advance the treatment of liver tumours, severe blood clots, varicose veins and advanced emphysema, and Specialty Pharmaceuticals that help patients overexposed to certain medications or toxins. Inspired by patient and physician needs, BTG is investing to expand its portfolio to address some of today’s most complex healthcare challenges. To learn more about BTG, please visit: www.btgplc.com.
BTG and the BTG roundel logo are registered trademarks of BTG International Inc. PneumRx is a registered trademark of PneumRx, Inc.
Literatur
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Hartmann J et al., Respirology 2015; 20(2): 319–326
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Klooster K et al. The lung volume reduction coil for the treatment of emphysema: a new therapy in development. Expert Rev Med Devices 2014; 11(5): 481-9
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Fishman A et al. A randomized trial comparing lung-volume-reduction surgery with medical therapy for severe emphysema. N Engl J Med 2003; 348(21): 2059-73
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Deslee G et al. Lung volume reduction coil treatment for patients with severe emphysema: a European multicentre trial. Thorax 2014 ; 69(11): 980-6.
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Klooster K et al., Lung volume reduction coil treatment in chronic obstructive pulmonary disease patients with homogeneous emphysema: a prospective feasibility trial. Respiration 2014; 88(2): 116-25.
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Shah PL et al., Lancet Respir Med 2013; 1: 233–240
Weitere Informationen
Quelle: Symposium der Firma PneumRx zum Thema „Wege entstehen dadurch, dass man sie geht“ – Coils zur interventionellen Lungenemphysemtherapie, Meet the Experts „Lungenemphysem in Deutschland – Neue Wege in der Therapie“, Berlin, 19.03.2015, im Rahmen der 56. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie (DGP) (tB).