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Lungenkrebs in Deutschland – Eine Standortbestimmung

 

Von PD Dr. med. Wolfgang Schütte

 

Abb. oben: Rauchen ist Hauptrisikofaktor für die Entstehung von Lungenkrebs. Unter den deutschen Lungenkrabs-Toten sind jedes Jahr rund 400 Passivraucher.Berlin (4. Dezember 2008) – Das Bronchialkarzinom ist die häufigste tödliche Tumorerkrankung bei Männern (ca. 33.000 neue Fälle pro Jahr) und die dritthäufigste bei Frauen (ca. 13.200 Fälle pro Jahr). Bei 85 % der Fälle wird das nicht-kleinzellige Bronchialkarzinom (Non Small Cell Lung Cancer, NSCLC) diagnostiziert.

Aufgrund einer unspezifischen Symptomatik im Frühstadium befinden sich drei Viertel der neu diagnostizierten Patienten bereits in fortgeschrittenen Stadien der Erkrankung (Stadium IIIB/IV). Mit einer mittleren Überlebenszeit zwischen sechs Monaten (Stadium IV) und zehn bis zwölf Monaten (Stadium IIIB) ist zu diesem Zeitpunkt die Prognose sehr ungünstig, wobei allerdings bestimmte Subgruppen, wie Männer, Raucher und Patienten mit Plattenepithelkarzinom, eine noch deutlich kürzere Lebenserwartung haben.

 

In dieser palliativen Situation wird die Mehrzahl der Patienten first-line mit einer Platinbasierten Chemotherapiedoublette behandelt. Mit einem medianen Gesamtüberleben von etwa 10 Monaten hat die Wirksamkeit einer kombinierten Chemotherapie ein therapeutisches Plateau erreicht. Durch individualisierte Therapieansätze ist eine weitere Verbesserung möglich, wobei aber Überlebenszeiten von mehr als einem Jahr nicht zu erwarten sind.

 

Nur durch den Einsatz von zielgerichteten Substanzen mit neuartigen Wirkprinzipien kann eine weitere Verbesserung der Prognose für Patienten mit fortgeschrittenem NSCLC erzielt werden. Bislang sind der Angiogenese-Hemmer Bevacizumab (Avastin®) und der EGFR (Epidermal Growth Factor-Receptor)-Inhibitor Erlotinib (Tarceva®) die einzigen zielgerichteten Therapien, die zur Behandlung des NSCLC zugelassen sind.

 

Der zunehmend breite Einsatz von Bevacizumab in der First-Line-Therapie beim fortgeschrittenen NSCLC basiert auf den Ergebnissen von zwei Phase-III-Studien, in denen der VEGF (Vascular Endothelial Growth Factor)-Antikörper in Kombination mit zwei unterschiedlichen Platin-haltigen Doubletten eine signifikante Überlegenheit gegenüber der alleinigen Chemotherapie zeigt.

 

In der ersten Studie, der amerikanischen Studie E4599, wurde Bevacizumab (15 mg/kg Körpergewicht, KG) in Kombination mit dem amerikanischen Chemotherapie-Standard Carboplatin/Paclitaxel gegen Carboplatin/Paclitaxel allein untersucht. Erstmalig wurde durch Kombination der Standardchemotherapie mit dem Angiogenese-Hemmer in der systemischen Behandlung beim fortgeschrittenen NSCLC eine mediane Überlebenszeit von mehr als einem Jahr (12,3 Monate vs. 10,3 Monate; p=0,003) beobachtet.

 

Bei Patienten mit einem fortgeschrittenen Adenokarzinom, dem häufigsten NSCLC-Subtyp, wurde in einer retrospektiven Analyse der E4599-Studie ein noch größerer Nutzen durch die First-Line-Therapie mit Bevacizumab in Kombination mit Carboplatin/Paclitaxel festgestellt: Die mit dem VEGF-Antikörper behandelten Patienten hatten eine um 45 % erhöhte Überlebenschance. Damit überleben die Betroffenen im Median erstmals länger als 14 Monate (14,2 Monate vs. 10,3 Monate, HR=0,69).

 

In der zweiten randomisierten, dreiarmigen Phase-III-Studie AVAiL (Avastin in Lung) wurde Bevacizumab in zwei Dosierungen (7,5 mg/kg und 15 mg/kg KG) in Kombination mit Cisplatin/Gemcitabin, einem in Europa gebräuchlichen Chemotherapie-Regime, untersucht.

 

Die finale Analyse bestätigt die statistisch signifikante Überlegenheit für beide Bevacizumab-Dosierungen beim primären Endpunkt dem „progressionsfreies Überleben“ (PFS): In der 7,5 mg-Dosierung reduzierte der Angiogenese-Hemmer das Progressionsrisiko um 25 % (p = 0,003; HR = 0,75), in der höheren Dosierung um 15 % (p = 0,046; HR = 0,85).

 

Eine Bevacizumab basierte Kombinationstherapie ist inzwischen aufgrund ihrer Wirksamkeit und der guten Verträglichkeit im klinischen Alltag etabliert.

 

Bei einem erneuten Fortschreiten der Erkrankung stellt sich die Frage nach einer effektiven und gleichzeitig auch gut verträglichen Zweit- und Drittlinientherapie. Bei herkömmlichen Chemotherapien erfahren die Betroffenen aufgrund der Nebenwirkungen deutliche Einschränkungen in ihrer Lebensqualität.

 

Für die Second-Line-Therapie des NSCLC sind derzeit der EGFR-Inhibitor Erlotinib sowie die zytotoxisch wirkenden Substanzen Docetaxel und Pemetrexed zugelassen.

 

Dass der orale Tyrosinkinase-Inhibitor das Überleben verlängert, das Fortschreiten der Erkrankung hemmt und die Lebensqualität verbessert, wurde in der zulassungsrelevanten, randomisierten, Plazebo-kontrollierten Phase-III-Studie BR.21 nachgewiesen. Es wurde gezeigt, dass diese zielgerichtete Second-Line-Therapie bei gleicher Wirksamkeit wie eine Chemotherapie wesentlich besser verträglich ist.

 

Um die Wirksamkeit und Verträglichkeit von Erlotinib in großen, unselektionierten Patientenkollektiven erfassen zu können, wurde die internationale Phase-IV-Studie TRUST initiiert. Weltweit wurden bisher 7.040 Patienten mit fortgeschrittenem NSCLC (Stadium IIIB/IV) in 552 Zentren in 52 Ländern aufgenommen, die nach Versagen einer Chemotherapie oder bei entsprechenden Kontraindikationen gegen eine Chemotherapie mit Erlotinib (150 mg/Tag) behandelt worden sind. Die Interimsanalysen der TRUST-Studie zeigen, dass die Therapieergebnisse im klinischen Alltag mindestens so gut sind wie in der für die Zulassung maßgeblichen BR.21-Studie. Das PFS in der Erlotinib-Gruppe war mit 14,3 Wochen sogar noch besser als in der zulassungsrelevanten Studie (9,7 Wochen).

 

 

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Folien zum Vortrag praes_schuette.pdf praes_schuette.pdf (1.09 MB)

 

 

Abb. oben: Rauchen ist Hauptrisikofaktor für die Entstehung von Lungenkrebs. Unter den deutschen Lungenkrabs-Toten sind jedes Jahr rund 400 Passivraucher.

 


 

Quelle: Pressekonferenz der Firma Roche Pharma zum Thema “Lungenkrebs: Krankheitsstabilisierung von mehr als einem Jahr durch Second-Line-Therapie mit Tarceva®“ am 04.12.2008 in Berlin (medical relations).

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