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Positives CHMP-Votum für GA101

Zulassungsempfehlung bei CLL-Patienten mit Begleiterkrankungen

Grenzach-Wyhlen (23. Juni 2014) – Der neue Typ-II-Anti-CD20-Antikörper GA101 (Gazyvaro, Obinutuzumab) hat vom Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) der europäischen Arzneimittelagentur EMA die Empfehlung zur EU-weiten Zulassung erhalten. Diese gilt für die Erstlinientherapie von älteren Patienten mit chronisch-lymphatischer Leukämie (CLL) und Begleiterkrankungen – die typischen CLL-Patienten im klinischen Alltag. Grundlage des positiven Votums sind die Ergebnisse der von Roche in Zusammenarbeit mit der Deutschen CLL-Studiengruppe (DCLLSG) durchgeführten dreiarmigen Phase III-Studie CLL11. Darin hatte sich mit GA101 erstmals ein Typ-II-Antikörper wirksamer gezeigt als MabThera (Rituximab, Roche), der aktuelle Therapiestandard bei B-Zell-Lymphomen. Im direkten Vergleich erreichten mit GA101 behandelte Patienten eine herausragende Qualität des Ansprechens mit länger anhaltenden und tieferen Remissionen (1). Das progressionsfreie Überleben (PFS) wurde nahezu verdoppelt.

CLL11-Studie schließt Forschungslücke: Benefit für typische CLL-Patienten

Mit einem medianen Alter von 73 Jahren und Begleiterkrankungen wie koronare Herzkrankheit, Hypertonie oder Diabetes mellitus repräsentiert die in der CLL11-Studie behandelte Population den typischen CLL-Patienten in Klinik und Praxis. In der Studie wurde erstmals der Nachweis geführt, dass auch diese Patienten von modernen Chemoimmuntherapie-Regimes profitieren: Beide Antikörper verbesserten das Behandlungsresultat, wenn sie mit dem bisherigen Standard für diese Patientengruppe, dem Zytostatikum Chlorambucil, kombiniert wurden. Die Ergebnisse der CLL11-Studie schließen damit eine wesentliche Lücke der Daten zur CLL-Behandlung.


GA101 verdoppelt progressionsfreies Überleben im Vergleich zu MabThera

Die signifikanten Vorteile der Behandlung mit GA101 gegenüber MabThera zeigten sich eindrucksvoll im Head-to-Head-Vergleich. Zentrales Ergebnis war der Nachweis des klinisch bedeutsam – um nahezu ein Jahr – verlängerten PFS (26,7 vs. 15,2 Monate; Hazard Ratio = 0,39, 95%- Konfidenzintervall 0,31-0,49, p<0,0001). Im GA101-Arm wurde zudem eine dreifach höhere Rate an Komplettremissionen (21% vs. 7%) erreicht. Auch die Rate für das Gesamtansprechen war unter der Chemoimmuntherapie mit GA101 deutlich höher (78% vs. 65%).


„Beeindruckende Remissionsqualität“

Die Bestimmung der minimalen Resterkrankung (MRD) zeigte, dass GA101 effektiv eine hohe Qualität des Ansprechens erzielte. So war der Anteil an Patienten, bei denen keine minimale Resterkrankung mehr nachweisbar war, signifikant höher (37,3% vs. 3,3%). „Diese Resultate belegen die Überlegenheit des Typ-II-Anti-CD20-Antikörpers GA101 in der Therapie typischer CLL-Patienten“, so die Einschätzung von Prof. Dr. Michael Hallek, Uniklinik Köln, Leiter der DCLLSG. „Die Remissionsqualität ist beeindruckend: Im Vergleich zu MabThera plus Chlorambucil erreichen mehr als zehnmal so viele Patienten einen MRD-negativen Status. Das sind überraschende, positive Ergebnisse, wie sie zur Zeit mit keinem anderen zugelassenen Antikörper erreicht werden können“, kommentiert Hallek die aktuellen Daten.
 

Gute Verträglichkeit

Die CLL11-Studie dokumentierte für die Chemoimmuntherapie mit GA101 bei den Patienten mit Begleiterkrankungen ein gutes Verträglichkeitsprofil. Infusionsbedingte Reaktionen vom Grad 3-4 traten ausschließlich im Zusammenhang mit der ersten Infusion auf. Als Ursache hierfür wird die überlegene Wirksamkeit des neuen Typ-II-Antikörpers vermutet: Der rasche Zerfall sehr vieler Tumorzellen könnte über eine starke Zytokinfreisetzung die damit assoziierten Infusionsreaktionen auslösen. Neue, zuvor nicht bekannte Nebenwirkungen wurden nicht gesehen.
 

Über die CLL11-Studie

In der internationalen, offenen, multizentrischen Phase III-Studie CLL11 wurde die Wirksamkeit und Verträglichkeit von Chlorambucil alleine, MabThera plus Chlorambucil oder GA101 plus Chlorambucil geprüft. Der Stage-II-Analyse lagen die Daten aus dem Head-to-Head-Vergleich von Patienten zugrunde, die entweder GA101 plus Chlorambucil (n=333) oder MabThera plus Chlorambucil (n=330) erhalten hatten. Als primärer Endpunkt war das progressionsfreie Überleben definiert. Zentrale sekundäre Endpunkte waren die Gesamtansprechrate (ORR), Gesamtüberleben (OS), die MRD-freien Remissionsraten und das Sicherheitsprofil.
 

Über GA101

GA101 ist ein neuer monoklonaler Typ-II-Anti-CD20-Antikörper, dessen Zuckeranteil durch Glycoengineering modifiziert wurde, um die Wechselwirkung mit den körpereigenen Immunzellen zu verbessern. Der Antikörper erzielt einen zweifachen Wirkeffekt: Er bindet an das Oberflächenmolekül CD20, um die Krebszellen direkt abzutöten und stimuliert andererseits das Immunsystems effektiv dazu, diese zu bekämpfen. GA101 wird derzeit in einem umfassenden klinischen Studienprogramm bei allen Arten von B-Zell-Lymphomen geprüft, unter anderem bei indolenten Non-Hodgkin-Lymphomen (iNHL) und diffus-großzelligem B-Zell-Lymphom (DLBCL).

 

Abb.: GA101 verlängerte gegenüber MabThera das PFS signifikant um nahezu ein Jahr. Photo: Roche Pharma

Abb.: GA101 verlängerte gegenüber MabThera das PFS signifikant um nahezu ein Jahr.

Literatur


(1) Goede V et al., N Engl J Med 2014; 30(12): 1101-1110


Quelle: Roche Pharma, 23.06.2014 (tB).

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