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Studie zeigt: Neurofeedback hilft Kindern mit ADHS

 

Abb.: Patrick H. (10) beim Neurofeedback-Training. Der Torwart hält den Ball nur, wenn die rote Kugel im unteren Bildabschnitt 6 Sekunden durch die Konzentrationsleistung über der Ideallinie gehalten werden konnte. Die Konzentrationsleistung wird über 5 Elektroden gemessen. Photo: Uni-Klinikum ErlangenErlangen-Nürnberg (14. Januar 2009) – Erstmals wurde in einer groß angelegten randomisierten, kontrollierten Studie die Wirksamkeit eines Neurofeedback-Trainings bei Kindern mit einer Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) nachgewiesen. Die Ergebnisse einer Studiengruppe unter Leitung von Dr. Hartmut Heinrich aus der Kinder- und Jugendabteilung für Psychische Gesundheit am Universitätsklinikum Erlangen in Zusammenarbeit mit der Abteilung für Kinder- und Jugendpsychiatrie am Uni-Klinikum Göttingen und dem Heckscher-Klinikum München wurden jetzt im "Journal of Child Psychology & Psychiatry" veröffentlicht (www3.interscience.wiley.com/journal/121635345/abstract).

 

Beim Neurofeedback-Training sitzt das Kind vor einem Computerbildschirm. Seine Gehirnströme werden über aufgeklebte Mess-Elektroden abgeleitet und steuern ein Computer-Programm. Je nach Konzentrationsgrad kann das Kind z. B. mit seiner Gedankenkraft bei einem virtuellen Fußballspiel einen Elfmeter-Schuss halten oder bei einem Film das Bild klar und deutlich sehen. "Mit diesem computergestützten Verfahren können Kinder mit ADHS selber Strategien erarbeiten, um sich besser zu konzentrieren und ihr Verhalten zu steuern", sagt Dr. Heinrich. Allerdings kann eine Neurofeedback-Therapie voraussichtlich nur in Einzelfällen die bisher bei ADHS übliche medikamentöse Behandlung ersetzen. Die Studie belegt aber, dass Neurofeedback als weiterer klinisch wirksamer Therapiebaustein zur Behandlung von Kindern mit ADHS neben der Medikation und anderen verhaltenstherapeutischen Ansätzen betrachtet werden kann. "Es ist wichtig, dass die Kinder bei der Therapie aktiv mitarbeiten und ihre Eltern sie beim Transfer der erlernten Selbstregulations-Strategien in den Alltag unterstützen", erläutert Holger Gevensleben, Diplompsychologe an der Göttinger Kinder- und Jugendpsychiatrie. Bislang gibt es nur wenige Kliniken und niedergelassene Therapeuten in Deutschland, die eine Neurofeedback-Therapie anbieten, da die Wirkung lange Zeit umstritten war und die Therapiekosten in der Regel nicht von der Krankenkasse übernommen werden.

 

Eltern- und Lehrer bescheinigten Wirksamkeit von Neurofeedback

An der Studie nahmen von 2005-2007 insgesamt 102 Kinder mit ADHS im Alter zwischen acht bis zwölf Jahren in Erlangen, Göttingen und München teil. Die Kinder absolvierten entweder ein Neurofeedback-Training oder ein herkömmliches computergestütztes Aufmerksamkeitstraining. Die Trainingsprogramme umfassten 18 doppelstündige Termine, aufgeteilt in zwei Blöcke a` 4 Wochen. Sowohl im Eltern- als auch Lehrerurteil schnitt das Neurofeedback-Training deutlich besser ab als das Vergleichstraining. In den Problembereichen "Unaufmerksamkeit" und "Hyperaktivität-Impulsivität" konnte das Neurofeedback-Training die Symptomatik um durchschnittlich 25 – 30 Prozent reduzieren. Die Studie wurde von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.

 

ADHS ist eine komplexe Störung mit weit reichenden Auswirkungen

Die Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) ist eine Störung, die bereits im Kindesalter beginnt. Symptome sind eine leichte Ablenkbarkeit, ein geringes Durchhaltevermögen, ein leicht aufbrausendes Wesen mit der Neigung zum unüberlegten Handeln und zur Hyperaktivität. Etwa 5 Prozent der Kinder sind in Deutschland betroffen, Jungen deutlich häufiger als Mädchen. ADHS gilt als ein multifaktoriell bedingtes Störungsbild mit erheblichen Auswirkungen für die Betroffenen und ihr Umfeld. Als Voraussetzung für die Diagnose ADHS müssen die Symptome mindestens seit sechs Monaten vorliegen und erstmals schon vor dem siebten Lebensjahr aufgetreten sein. ADHS wird je nach Schweregrad mit verschiedenen Therapiebausteinen ambulant oder auch stationär behandelt. Dazu gehören unter anderem Medikation, Neurofeedback-Training sowie Verhaltenstherapien einschließlich Eltern-Kinder-Training und Sozialem Kompetenztraining.

 

Die Universität Erlangen-Nürnberg, gegründet 1743, ist mit 26.000 Studierenden, 550 Professorinnen und Professoren sowie 2000 wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die größte Universität in Nordbayern. Schwerpunkte in Forschung und Lehre liegen an den Schnittstellen von Naturwissenschaften, Technik und Medizin in engem Dialog mit Jura und Theologie sowie den Geistes-, Sozial- und Wirtschaftswissenschaften. Seit Mai 2008 trägt die Universität das Siegel "familiengerechte Hochschule". 


 

Quelle: Pressemitteilung der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg vom 14.01.2009.

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