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Ungewollt – Inkontinenz erfolgreich bekämpfen: Mit dem Blasenschrittmacher per Knopfdruck zur Toilette. Es ist eine der normalsten Handlungen der Welt: Man steht mit vollen Einkaufstüten vor der Wohnung, zückt den Haustürschlüssel und öffnet die Tür. Doch für an Inkontinenz erkrankte ist dies oft der Moment, an dem ungewollt die Blase nachgibt – total peinlich. Passiert dies häufiger, ist das Grund genug für Betroffene, sich nicht mehr aus dem Haus zu wagen, den Beruf zwangsläufig aufzugeben und selbst vor Treffen mit Familienmitgliedern zurückzuschrecken. Insgesamt fünf Millionen Menschen in Deutschland betrifft Inkontinenz. „Zwei von fünf Betroffenen ist es sogar peinlich, den Hausarzt darauf anzusprechen“, weiß Julia Damm, Oberärztin der Klinik für Urologie, Heilig Geist-Krankenhaus Köln. Dabei kann diesen Menschen mit verschiedenen Behandlungsverfahren gut geholfen werden. „Neben der Behandlung mit Beckenbodengymnastik und Medikamenten kommen auch operative Verfahren in Frage“, so Julia Damm. „Besonders gute Erfolge bei der Dranginkontinenz lassen sich mit einem Blasenschrittmacher erzielen. Damit gehört die Inkontinenz entweder ganz oder größtenteils der Vergangenheit an und die Patienten können wieder ein ganz normales Leben führen – inklusive Urlaub, Berufsleben und Familie“, weiß sie. Photo: MedtronicUngewollt – Inkontinenz erfolgreich bekämpfen

Mit dem Blasenschrittmacher per Knopfdruck zur Toilette

 

Düsseldorf (17. Mai 2014) – Es ist eine der normalsten Handlungen der Welt: Man steht mit vollen Einkaufstüten vor der Wohnung, zückt den Haustürschlüssel und öffnet die Tür. Doch für an Inkontinenz erkrankte ist dies oft der Moment, an dem ungewollt die Blase nachgibt – total peinlich. Passiert dies häufiger, ist das Grund genug für Betroffene, sich nicht mehr aus dem Haus zu wagen, den Beruf zwangsläufig aufzugeben und selbst vor Treffen mit Familienmitgliedern zurückzuschrecken. Insgesamt fünf Millionen Menschen in Deutschland betrifft Inkontinenz. „Zwei von fünf Betroffenen ist es sogar peinlich, den Hausarzt darauf anzusprechen“, weiß Julia Damm, Oberärztin der Klinik für Urologie, Heilig Geist-Krankenhaus Köln. Dabei kann diesen Menschen mit verschiedenen Behandlungsverfahren gut geholfen werden. „Neben der Behandlung mit Beckenbodengymnastik und Medikamenten kommen auch operative Verfahren in Frage“, so Julia Damm. „Besonders gute Erfolge bei der Dranginkontinenz lassen sich mit einem Blasenschrittmacher erzielen. Damit gehört die Inkontinenz entweder ganz oder größtenteils der Vergangenheit an und die Patienten können wieder ein ganz normales Leben führen – inklusive Urlaub, Berufsleben und Familie“, weiß sie.


Eine Harninkontinenz entwickelt sich in meist nicht plötzlich, sondern die ungewollte Entleerung der Blase kommt mit der Zeit immer häufiger vor. Es gibt zwei Arten der Inkontinenz. Bei der Belastungsinkontinenz verlieren Betroffene beim Husten oder Niesen ein wenig Urin. Eine Dranginkontinenz kann nach den Wechseljahren aufgrund von Östrogenmangel entstehen oder weil das Nervensystem, das neben Atmung und Herzschlag auch die Blasenaktivität steuert, gestört ist. Dies kann angeboren sein oder bei neurologischen Erkrankungen auftreten wie Parkinson oder nach Schlaganfall. Der Blasenmuskel wird nicht am zusammen ziehen gehindert. Die Folge: Schon bei gering gefüllter Blase spannt sich der Blasenmuskel an und die Blase entleert sich fast unmittelbar. Oft trinken Betroffene kaum mehr etwas, sie scheuen längere Reisen, gehen nicht einmal mehr Einkaufen und tragen Windeln für Erwachsene – sie fühlen sich durch die Krankheit stark gedemütigt. „Dranginkontinenz ist ein typisches Anwendungsgebiet für einen Blasenschrittmacher oder die so genannte Interstim-Therapie“, so Julia Damm.

 

Ein Blasenschrittmacher reguliert die fehlerhafte Kommunikation zwischen Nerven und Blasenmuskel. Durch elektrische Impulse an dem Nervengeflecht, das die Beckenbodenmuskulatur zum An- und Entspannen bringt, zieht sich der Blasenmuskel idealerweise erst dann zusammen, wenn der Betroffene eine Toilette erreicht hat. „Der große Vorteil der Therapie ist, dass ein vorangehender Test zeigt, ob der Patient darauf anspricht“, weiß Julia Damm. Für einige Tage erhalten die Patienten einen externen Schrittmacher, der die feinen Stromimpulse auf Elektroden überträgt, die sich nah an dem Nervengeflecht befinden, die die Muskulatur des Beckenbodens steuern. Diese Testphase bietet Arzt und Patient die Möglichkeit, die Stärke der Stimulation individuell einzustellen. Sind die Symptome um mindestens 50 Prozent verringert, wird das endgültige Implantat in eine Hauttasche im oberen Gesäßbereich eingebracht. Ist nach rund fünf bis acht Jahren die Batterie leer, wird das Aggregat durch ein neues ausgetauscht. „Fatal ist allerdings, dass nicht nur Betroffene, sondern auch viele behandelnden Ärzte nichts von dieser Behandlungsmöglichkeit wissen. Oft haben die Patienten eine jahrelange Ärzteodyssee hinter sich“, sagt Julia Damm. „Die Patienten sind meist sehr dankbar und wie befreit, wenn sie endlich wieder unter Menschen können“.

 

 

 

SAKRALE NEUROMODULATION

 

Aufgaben der Sakralnerven

 

Über eine Reihe von Reflexen und Signalen werden Nerven von Blase und Darm mit der Muskulatur von Beckenboden und den Schließmuskeln koordiniert. Die Sakralnerven zählen zu dem Nervengeflecht, das die Funktionen des Beckenbodens steuert. Diese Koordination gewährleistet, dass die Schließmuskeln geschlossen bleiben und sich nur beim Toilettengang entspannen. Sobald die Blase gefüllt ist und sich der Druck im Inneren erhöht, erkennen die Nerven den Druck und informieren das Gehirn. Das Gehirn sendet dann über die Nerven Signale, um den externen Schließmuskel geschlossen zu halten. In der Regel wird dadurch eine Undichtigkeit vermieden. Man nennt diesen Schutzreflex auch Guarding-Reflex. Erst beim Aufsuchen der Toilette gibt das Gehirn über die Nerven das Signal zur Entspannung der Beckenbodenmuskulatur. Diese Nerven verlaufen direkt hinter dem Kreuzbein und sind durch die Öffnungen im Kreuzbein (Sacralforamina) gut erreichbar.

Über eine Reihe von Reflexen und Signalen werden Nerven von Blase und Darm mit der Muskulatur von Beckenboden und den Schließmuskeln koordiniert. Die Sakralnerven zählen zu dem Nervengeflecht, das die Funktionen des Beckenbodens steuert. Diese Koordination gewährleistet, dass die Schließmuskeln geschlossen bleiben und sich nur beim Toilettengang entspannen. Sobald die Blase gefüllt ist und sich der Druck im Inneren erhöht, erkennen die Nerven den Druck und informieren das Gehirn. Das Gehirn sendet dann über die Nerven Signale, um den externen Schließmuskel geschlossen zu halten. In der Regel wird dadurch eine Undichtigkeit vermieden. Man nennt diesen Schutzreflex auch Guarding-Reflex. Erst beim Aufsuchen der Toilette gibt das Gehirn über die Nerven das Signal zur Entspannung der Beckenbodenmuskulatur. Diese Nerven verlaufen direkt hinter dem Kreuzbein und sind durch die Öffnungen im Kreuzbein (Sacralforamina) gut erreichbar. Photo: Medtronic 

 

Sakrale Neuromodulation mittels Blasenschrittmacher

 

Der Blasenschrittmacher bzw. die sakrale Neuromodulation (SNM), wird beispielsweise bei Dranginkontinenz eingesetzt um die gestörte Kommunikation zwischen den Sakralnerven und der Beckenbodenmuskulatur zu normalisieren. Der Schrittmacher besteht aus einem Impulsgeber (dem eigentlichen Blasenschrittmacher) und dünnen Elektroden. Die Therapie wird in zwei Stufen durchgeführt: Als Erstes wird eine Teststimulation mit einem externen Impulsgeber durchgeführt, um die Wirksamkeit bei dem Patienten festzustellen. Wenn sich die Symptome während der Teststimulation um mindestens 50 Prozent bessern, kann eine dauerhafte Interstim-Implantation durchgeführt werden. In der zweiten Phase wird dann der endgültige Blasenschrittmacher im oberen Gesäßbereich unter der Haut implantiert. Durch die Testphase ist es möglich, den Effekt für den Betroffenen mit hoher Wahrscheinlichkeit vorherzusagen.

 

Sakrale Neuromodulation mit InterStim II. Photo: Medtronic 

 

 

InterStim iCon. Photo: Medtronic

 

Einstellung der Stimulation:

 

Die Parameter der elektrischen Stimulation können jederzeit an die Bedürfnisse des Patienten angepasst werden. Mit dem Arzt-Programmiergerät können Häufigkeit und Stärke der Stimulation durch die Elektrodenkonfiguration, die Frequenz sowie die Impulsbreite und -amplitude eingestellt werden. Der Patient hat mit seiner Fernbedienung die Möglichkeit, den Impulsgenerator ein – und auszuschalten oder auch die Stärke der Impulse innerhalb definierter Grenzen zu variieren.

 

 

Anwendung der sakralen Neuromodulation (Interstim-Therapie) in Zahlen

 

Behandelt werden können verschiedene Beckenboden-Funktionsstörungen, wie überaktive Blase mit oder ohne Harnverlust, Harnverhalt, chronischer Beckenschmerz, interstitielle Zystitis, Stuhlinkontinenz und Verstopfung. Jedes Jahr erhalten weltweit rund 25.000 Menschen ein Interstim-Implantat. Weltweit leben mehr als 150.000 Patienten mit einem solchen System. Es wird geschätzt, dass fünf bis sechs Millionen Menschen in Deutschland an Inkontinenz leiden, und mehr als eine Million an Stuhlinkontinenz (Quelle: Deutsche Kontinenz-Gesellschaft). Zurzeit leben hierzulande etwa 7.500 Patienten mit einem Interstim™ System. Die Kostenerstattung erfolgt über DRG’s mit einem Zusatzentgelt im Rahmen eines kurzen stationären Krankenhausaufenthaltes.

 


Quelle: Medtronic, 17.05.2014 (tB).

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