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URMEL-ICE Studie zeigt:
Prävention hilft gegen Übergewicht
Ulm (15. Juli 2008) – Eine Reduktion des Konsums zuckerhaltiger Getränke, eine Steigerung der täglichen Bewegungszeit und eine Verringerung der Zeit, die Kinder vor Bildschirmmedien verbringen, beugt Übergewicht vor. Das ist eines der Ergebnisse der URMEL-ICE Studie, an der sich 1037 Zweitklässler aus 34 Grundschulen in Ulm und Neu-Ulm, im Alb-Donau-Kreis und dem Kreis Neu-Ulm beteiligt haben.
Ziel der Studie war, ein wissenschaftlich begründetes, strukturiertes Präventionsprogramm aufzubauen, das frühzeitig ansetzt, über die Schule wirkt, ohne zusätzlichen Expertenunterricht auskommt und das soziale Umfeld wie Schulklassen und Familien einbezieht. "URMEL-ICE ist eine wissenschaftliche Studie und nicht nur eine gut gemeinte Initiative und kann als eine der großen deutschen Interventionsstudien positive Ergebnisse liefern", erklärt Studienleiter Prof. Dr. Jürgen M. Steinacker, Leiter der Sektion Sport- und Rehabilitationsmedizin an der Ulmer Universitätsklinik für Innere Medizin II. URMEL-ICE steht für "Ulm Research on Metabolism, Excercise und Lifestyle Intervention in Children".
Die Eingangsuntersuchung im Sommer 2006, vor Ende der 1. Klasse, zeigte, dass 16,8 % aller Jungen und 17,4 % aller Mädchen nach der Definition der International Obesity Task Force übergewichtig waren. Kinder mit Migrations-hintergrund, deren Eltern einen niedrigen Bildungsabschluss aufwiesen, waren mit einem Anteil von 27 % besonders häufig übergewichtig", erklärt Prof. Dr. Richard Peter, kommissarischer Direktor des Instituts für Epidemiologie der Universität Ulm. "Im Vergleich zu Situation der Körperzusammensetzung von Ulmer Schulkindern vor 30 Jahren finden wir heute bei URMEL-ICE viermal so viele Kinder mit einer erhöhten Körperfettmasse", erläutert Prof. Dr. Martin Wabitsch, Leiter der Sektion Pädiatrische Endokrinologie und Diabetologie an der Ulmer Universitätsklinik für Kinder- und Jugendmedizin. "Die Körperfettmasse ist auch bei Normalgewichtigen deutlich angestiegen."
Bei URMEL-ICE handelt es sich um eine Studie mit einem kontrolliert randomisierten Design. Das heißt, die Klassen wurden zufällig der Interventions- oder der Kontrollgruppe zugewiesen, vor und nach der Intervention fanden umfassende körperliche Untersuchungen, psychologische und sportmotorische Tests statt. Die Schüler der Interventionsgruppen beschäftigten sich in verschiedenen Unterrichtseinheiten ein Jahr lang mit den Themen Ernährung, Medienkonsum und Bewegung und nahmen während des normalen Schulunterrichts an kleinen Bewegungseinheiten teil.
Zu Beginn der 3. Klasse konnten 964 der Kinder nochmals untersucht werden. Dabei zeigte sich, dass die Schüler der Interventionsgruppe bezogen auf das Hauptstudienziel "Übergewicht" im Vergleich zur Kontrollgruppe von der Intervention profitiert haben. So fand sich beispielsweise ein Unterschied in der Hautfaltendicke und im Bauchumfang, das heißt, die Körperfettmasse der Kinder der Interventionsgruppe nahm im Vergleich zur Kontrollgruppe im gleichen Zeitraum weniger zu. Weitere Analysen sollen die Effekte auf die Gesundheit und das Verhalten der Kinder sowie ihre sportlichen und schulischen Leistungen beschreiben.
Finanziert wird die Studie von der Landesstiftung Baden-Württemberg mit 420.000 Euro, erheblichen Eigenanteilen der beteiligten Einrichtungen sowie mit Unterstützung der Stadt und der Sparkasse Ulm. Dr. Rudi Beer, Leiter des Forschungsbereichs der Landesstiftung: "Rund 30 % aller Krankheitskosten werden schon jetzt durch lebensstilbedingte Erkrankungen verursacht. Dieser Entwicklung müssen wir schleunigst entgegenwirken." Die Landesstiftung Baden-Württemberg hat daher ein Forschungsprogramm "Sport – Bewegung – Prävention" auf den Weg gebracht, das die Grundlagen und Voraussetzungen der Bewegungsförderung in verschiedenen Altersstufen untersucht.
Neben Publikationen in wissenschaftlichen Fachzeitschriften ist geplant, die erprobten Unterrichtsmaterialien von URMEL-ICE zu veröffentlichen und so einer breiteren Öffentlichkeit zukommen zu lassen. "URMEL-ICE ist ein skalier- und transportierbares Konzept und wird deshalb schon 2008/2009 von einem ersten bayerischen Landkreis übernommen und mit über 1000 Kindern starten", freut sich Studienleiter Professor Steinacker. "URMEL-ICE ist deshalb erfolgreich, weil es nicht nur eine Verhaltensprävention verfolgt, sondern Verhältnisprävention schafft", ergänzt Professor Wabitsch. "Damit werden die Kinder und ihre Familien von Schuldzuweisungen entlastet und durch die Schule und die Lehrer erheblich unterstützt."
An der URMEL-ICE-Arbeitsgruppe sind auch Dr. Christoph Galm, Leiter der Sektion Pädiatrische Kardiologie an der Ulmer Universitätsklinik für Kinder- und Jugendmedizin, und Prof. Dr. Dr. Manfred Spitzer, Leiter des Transferzentrums für Neurowissenschaften und Lernen, beteiligt.