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Von außen ans Herz, von innen kontrolliert – zielgenaue Therapie für Vorhofflimmern
Stabilere Ergebnisse für Patienten
Tübingen (13. Mai 2011) – Am Universitätsklinikum Tübingen ist eine neuartige Behandlungsmethode bei Vorhofflimmern im Einsatz. Das Katheter-kontrollierte, minimal invasive Verfahren hat im Vergleich zu bestehenden Therapien die höchste Erfolgsrate bei diesem Krankheitsbild. Erreicht wird dies durch eine kombinierte Behandlung von Kardiologen und Herzchirurgen. Bei dem neuen Verfahren werden die Muskelfasern im Vorhof, die das Vorhofflimmern auslösen, über die Herzaußenseite verödet, unter gleichzeitiger Kontrolle durch einen Herzkatheter innerhalb des Herzens. Im Gegensatz zu der bisher etablierten Technik kann dadurch ein nachhaltigeres Ergebnis erzielt werden, da es eine wesentlich verbesserte Effektivität mit einer erhöhten Verödungsgenauigkeit kombiniert.
Vorhofflimmern ist die häufigste Herzrhythmusstörung des Menschen und eine bedeutende Ursache für Erkrankung und Tod in den westlichen Ländern. Für den Betroffenen ist ein unregelmäßiger und oft auch schneller Puls meist unangenehm spürbar, auch seine Leistungsfähigkeit nimmt meistens stark ab, die körperliche Belastbarkeit ist oft erheblich vermindert. Die Ursache des Vorhofflimmerns bleibt oft unklar. Gehäuft tritt Vorhofflimmern jedoch bei Patienten mit hohem Blutdruck, einer Herzschwäche oder bei Herzklappenerkrankungen auf.
Auswirkungen: Auf Grund der schnellen und unkoordinierten Erregung des Vorhofs beim Vorhofflimmern kommt es funktionell zu einem Vorhofstillstand. Deshalb besteht die Gefahr, dass sich im Herzen Blutgerinnsel bilden, die ausgeschwemmt werden können und als häufigste Folge einen Schlaganfall verursachen. Die Anpassung des Herzschlags an die Erfordernisse des Kreislaufs ist beeinträchtigt, der Puls ist meistens zu schnell und das Herz droht sich zu erschöpfen, so dass sich eine Herzschwäche entwickeln kann.
Therapie: Eine Therapie des Vorhofflimmerns ist die Beseitigung der Rhythmusstörungen durch einen Eingriff am Herzen, die sogenannte Katheterablation. Ausgangspunkt für die Katheterablation war die Beobachtung, dass das Vorhofflimmern oft durch Extraschläge des Herzens, die ihren Ursprung in den Lungenvenen haben, ausgelöst werden. Typischerweise ziehen lange Muskelbündel aus der linken Vorkammer in die Lungenvenen. Diese Muskelbündel gelten als Auslöser des Vorhofflimmerns. Ziel der Katheterablation ist daher die Unterbindung dieser Muskelbündel (Verödung) an der Einmündung der Lungenvenen in den linken Vorhof.
Bisheriges Verfahren
Um die beschriebenen Stellen zu veröden, wurde ein Katheter über einen kleinen Schnitt in der Leiste über die Beinvene bis hoch in den Brustkorb geführt. Die linke Vorkammer erreicht man nach einer Punktion der trennenden Wand von der rechten Vorkammer aus. Die Elektroden des Katheters werden dann innerhalb des Herzens an den Übergang zwischen der Lungenvene und dem linken Vorhof gelegt. Die Ablation (Verödung) erfolgt mittels einer Hitzeverödung durch punktuellen hochfrequentem (>500kHz) Wechselstrom. Sind die Leitungsfasern unterbrochen, so können Extraschläge aus diesen Muskelbündeln nicht mehr zur Vorkammer geleitet werden, das Vorhofflimmern wird unterbunden.
Neues Verfahren über anderen Zugang zum Herzen
Ziel der neuen Methode war es, die Genauigkeit und Nachhaltigkeit der Verödung zu erhöhen und damit die Gefahr, dass die Rhythmusstörungen wieder auftreten, zu minimieren, erläutern Prof. Stephen Wildhirt, stv. Direktor der Tübinger Universitätsklinik für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie und Dr. Volker Steger, leitender Thoraxchirurg. Der Schlüssel zum Erfolg ist dabei die endoskopische Ablation (Verödung) des Herzgewebes unter Sicht über die Herzaußenseite (über Schlüssellochchirurgie am geschlossenen Brustkorb) unter gleichzeitiger Qualitätskontrolle der Verödungslinien mit einem Herzkatheter von der Herzinnenseite. Das neue Verfahren erlaubt eine wesentlich verbesserte Effektivität, da die Verödungsenergie ohne die störenden Einflüsse des Blutflusses nachhaltiger an den gewünschten Ort gebracht werden kann. “Auf diese Weise kann eine endgültige Unterbindung der störenden Herzmuskelfasern erreicht werden, die sich leider bei der üblichen Katheterbehandlung durch den Kardiologen im Alltag nicht selten wieder erholen und zu Rückfällen der Rhythmusstörung führen”, erklärt Privatdozent Dr. Jürgen Schreieck, leitender Rhythmologe der Kardiologie am Universitätsklinikum Tübingen und betont: „Das neue Verfahren ist das effektivste Verfahren für den Patienten, das derzeit verfügbar ist. Möglich wird es durch eine Zusammenarbeit von Herzchirurgen und Kardiologen während des Eingriffs, wie es in Deutschland derzeit einmalig ist.“
Quelle: Universitätsklinikum Tübingen, 13.05.2011 (tB).