MEDIZIN

DOC-CHECK LOGIN

Deutsche Sepsis GesellschaftWirkstoff gegen Sepsis ?

 

Berlin (10. Mai 2010) – Jährlich erkranken in Deutschland 154.000 Menschen an Blutvergiftung, fast 70.000 sterben daran. Eine Blutvergiftung – oder Sepsis – entwickelt sich, wenn unser Immunsystem in Reaktion auf eine bakterielle Infektion außer Kontrolle gerät. Medikamente wie Antibiotika helfen nur bedingt gegen die Krankheit, die zu 30 bis 50 Prozent tödlich verläuft. Nun hat der Biophysiker Klaus Brandenburg vom Forschungszentrum Borstel – Leibniz-Zentrum für Medizin und Biowissenschaften mit seinem Team Wirkstoffe auf der Basis synthetischer Peptide entwickelt, die Hoffnung auf eine wirksame Behandlung der Sepsis machen. Dies berichtet das Leibniz-Journal in seiner jüngsten Ausgabe.

 

Bei einer Blutvergiftung dreht unser Immunsystem regelrecht durch: Es reagiert sehr stark und setzt große Mengen an Botenstoffen frei, die den gesamten Körper alarmieren und überall Entzündungen auslösen. Sobald lebenswichtige Organe wie die Lunge betroffen sind, können die Patienten sterben. Schlüsselfiguren beim Ausbruch der Sepsis sind so genannte Lipopolysaccharide (LPS), die bei der Zellteilung der Bakterien, bei Angriffen auf das Immunsystem oder bei der Behandlung mit Antibiotika freigesetzt werden. Unser Körper sieht in ihnen einen Feind, gegen den er sofort Gegenmaßnahmen einleitet. Bei einer Sepsis ist die LPS-Konzentration jedoch so hoch, dass der Körper eine verheerende Entzündungsreaktion in Gang setzt.

„Ein großes Problem ist, dass Medikamente wie Antibiotika bei der Bekämpfung der Bakterien die LPS erst freisetzen, sie aber nicht binden können“, sagt Klaus Brandenburg. Synthetische Peptide, also kleine Proteine aus 20 bis 50 verknüpften Aminosäuren, können diese Bindefunktion übernehmen. Brandenburg ist es bereits gelungen, Peptide künstlich herzustellen, bei denen bereits ein Peptid-LPS-Verhältnis von 10:1 ausreicht, um die Entzündung zu hemmen.
Diese Peptide können darüber hinaus auch bei Vireninfektionen das Immunsystem stärken. Die Wirksamkeit der Peptide bei LPS wurde bereits sowohl im Reagenzglas als auch in lebenden Organismen nachgewiesen. Nun müssen die Peptide auf mögliche Nebenwirkungen getestet werden. Brandenburg möchte nach der laufenden vorklinischen Testphase Anfang 2011 mit der klinischen Phase beginnen. Ehe die Zulassung beantragt wird, muss das Arzneimittel an einer großen Anzahl von Patienten getestet werden.

Die Marktchancen sind gewaltig: Allein in den USA schätzt man die Ausgaben für die Behandlung von Sepsis auf jährlich 17 Milliarden Dollar, in Deutschland auf 1,77 Milliarden Dollar. „Wir werden uns um die Schutzrechte in Europa, Amerika und Japan bemühen“, sagt Brandenburg.

Das Leibniz-Journal mit dem Titelthema Gesundheit ist als PDF zum Download erhältlich unter www.leibniz-gemeinschaft.de/journal  

Zur Leibniz-Gemeinschaft gehören zurzeit 86 Forschungsinstitute und wissenschaftliche Infrastruktureinrichtungen für die Forschung sowie vier assoziierte Mitglieder. Die Ausrichtung der Leibniz-Institute reicht von den Natur-, Ingenieur- und Umweltwissenschaften über die Wirtschafts-, Sozial- und Raumwissenschaften bis hin zu den Geisteswissenschaften. Leibniz-Institute bearbeiten gesamtgesellschaftlich relevante Fragestellungen strategisch und themenorientiert. Dabei bedienen sie sich verschiedener Forschungstypen wie Grundlagen-, Groß- und anwendungsorientierter Forschung. Sie legen neben der Forschung großen Wert auf wissenschaftliche Dienstleistungen sowie Wissenstransfer in Richtung Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und Öffentlichkeit. Sie pflegen intensive Kooperationen mit Hochschulen, Industrie und anderen Partnern im In- und Ausland. Das externe Begutachtungsverfahren der Leibniz-Gemeinschaft setzt Maßstäbe. Jedes Leibniz-Institut hat eine Aufgabe von gesamtstaatlicher Bedeutung. Bund und Länder fördern die Institute der Leibniz-Gemeinschaft daher gemeinsam. Die Leibniz-Institute beschäftigen etwa 16.100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, davon sind ca. 7.100 Wissenschaftler, davon wiederum 2.800 Nachwuchswissenschaftler. Der Gesamtetat der Institute liegt bei mehr als 1,3 Mrd. Euro, die Drittmittel betragen etwa 280 Mio. Euro pro Jahr. Näheres unter www.leibniz-gemeinschaft.de

 

Download

 

http://www.leibniz-gemeinschaft.de/journal  – Die Journale der Leibniz-Gemeinschaft zum Download

 


 

Quelle: Pressemitteilung der Leibniz-Gemeinschaft vom 10.05.2010 (tB).

MEDICAL NEWS

IU School of Medicine researchers develop blood test for anxiety
COVID-19 pandemic increased rates and severity of depression, whether people…
COVID-19: Bacterial co-infection is a major risk factor for death,…
Regenstrief-led study shows enhanced spiritual care improves well-being of ICU…
Hidden bacteria presents a substantial risk of antimicrobial resistance in…

SCHMERZ PAINCARE

Hydromorphon Aristo® long ist das führende Präferenzpräparat bei Tumorschmerz
Sorgen und Versorgen – Schmerzmedizin konkret: „Sorge als identitätsstiftendes Element…
Problem Schmerzmittelkonsum
Post-Covid und Muskelschmerz
Kopfschmerz bei Übergebrauch von Schmerz- oder Migränemitteln

DIABETES

Wie das Dexom G7 abstrakte Zahlen mit Farben greifbar macht…
Diabetes mellitus: eine der großen Volkskrankheiten im Blickpunkt der Schmerzmedizin
Suliqua®: Einfacher hin zu einer guten glykämischen Kontrolle
Menschen mit Diabetes während der Corona-Pandemie unterversorgt? Studie zeigt auffällige…
Suliqua® zur Therapieoptimierung bei unzureichender BOT

ERNÄHRUNG

Positiver Effekt der grünen Mittelmeerdiät auf die Aorta
Natriumaufnahme und Herz-Kreislaufrisiko
Tierwohl-Fleisch aus Deutschland nur mäßig attraktiv in anderen Ländern
Diät: Gehirn verstärkt Signal an Hungersynapsen
Süßigkeiten verändern unser Gehirn

ONKOLOGIE

Strahlentherapie ist oft ebenso effizient wie die OP: Neues vom…
Zanubrutinib bei chronischer lymphatischer Leukämie: Zusatznutzen für bestimmte Betroffene
Eileiter-Entfernung als Vorbeugung gegen Eierstockkrebs akzeptiert
Antibiotika als Störfaktor bei CAR-T-Zell-Therapie
Bauchspeicheldrüsenkrebs: Spezielle Diät kann Erfolg der Chemotherapie beeinflussen

MULTIPLE SKLEROSE

Multiple Sklerose: Aktuelle Immunmodulatoren im Vergleich
Neuer Biomarker für Verlauf von Multipler Sklerose
Multiple Sklerose: Analysen aus Münster erhärten Verdacht gegen das Epstein-Barr-Virus
Aktuelle Daten zu Novartis Ofatumumab und Siponimod bestätigen Vorteil des…
Multiple Sklerose durch das Epstein-Barr-Virus – kommt die MS-Impfung?

PARKINSON

Meilenstein in der Parkinson-Forschung: Neuer Alpha-Synuclein-Test entdeckt die Nervenerkrankung vor…
Neue Erkenntnisse für die Parkinson-Therapie
Cochrane Review: Bewegung hilft, die Schwere von Bewegungssymptomen bei Parkinson…
Technische Innovationen für eine maßgeschneiderte Parkinson-Diagnostik und Therapie
Biomarker und Gene: neue Chancen und Herausforderungen für die Parkinson-Diagnose…