MEDIZIN

DOC-CHECK LOGIN

Mitralklappe reparieren: Chirurgisch oder mit Katheter?

Berlin (27. März 2023) –Eine undichte Mitralklappe kann grundsätzlich chirurgisch oder kathetergestützt repariert werden. Besonders häufig liegt ein sogenannter Mitralklappen-Prolaps vor, bei dem ein Teil der Klappe in den linken Vorhof vorfällt (prolabiert). Welche Methode zur Reparatur eines solchen Klappenschadens bei Patienten mit geringem Operationsrisiko am besten geeignet ist, untersucht die US-amerikanische PRIMARY-Studie. Den deutschen Arm der Studie mit 113 Patienten leitet Prof. Volkmar Falk vom Deutschen Herzzentrum der Charité. Finanziert wird der Studienteil mit 1,36 Millionen Euro vom Deutschen Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung.

Eine Mitralklappeninsuffizienz ist die zweithäufigste erworbene Herzklappenerkrankung. Rund eine Million Menschen sind in Deutschland davon betroffen. Durch die Mitralklappe gelangt Blut aus dem linken Vorhof in die linke Herzkammer und wird von dort in den Körper gepumpt. Ist sie undicht, läuft Blut zurück in den Vorhof und staut sich in der Lunge. Ein typisches Symptom einer Mitralklappeninsuffizienz ist daher Luftnot.

Langjähriger Standard ist die Reparatur der Mitralklappe per Schlüsselloch-Chirurgie. Hierbei werden endoskopisch erkrankte Sehnenfäden ersetzt und der Klappenring mit einem Implantat stabilisiert. Häufig wird diese Methode bei einem Mitralklappen-Prolaps angewendet. Dieser entsteht, wenn die „Aufhängung“ der Klappe, also ein Sehnenfaden, gerissen oder ausgeleiert ist. Der obere Teil der Klappe schlägt dann bei jedem Herzschlag in den Vorhof.

Daneben hat sich in den letzten zehn Jahren auch ein kathetergestütztes Verfahren etabliert. Dabei werden über die Leiste ein oder mehrere Clips bis zum linken Herzen geschoben, mit denen die gegenüberliegenden Anteile der beiden Mitralklappensegel zusammengerafft werden, sodass die Klappe wieder schließt. Das Verfahren kommt häufig zum Einsatz, wenn die Klappe noch gesund ist, aber nicht mehr richtig schließt, weil sich die Herzkammer auf Grund einer Herzschwäche ausgedehnt hat.

 

Beide Verfahren möglich – Datenlage dünn

Patienten mit sehr hohem Operationsrisiko werden auch bei Mitralklappen-Prolaps mit dem Clip-Verfahren behandelt. Das Verfahren ist also grundsätzlich auch für einige Formen dieser Art Klappenschäden geeignet. „Bei Personen mit einem Mitralklappen-Prolaps und geringerem OP-Risiko können wir unter bestimmten Voraussetzungen beide Methoden anwenden. Die Datenlage, von welchem Verfahren die Patienten langfristig am meisten profitieren, ist aber sehr dünn“, sagt Prof. Volkmar Falk vom Deutschen Herzzentrum der Charité. Er leitet den deutschen Arm der US-amerikanischen PRIMARY-Studie.

In die Studie werden Patienten ab 65 Jahren mit einer schweren Mitralinsuffizienz aufgrund eines Mitralklappen-Prolaps eingeschlossen. Die Patienten werden per Zufall in zwei Gruppen eingeteilt. Eine Hälfte wird operativ – in der Regel endoskopisch – versorgt. Die andere Gruppe wird per Katheterverfahren behandelt.

 

Langfristdaten werden erhoben

Das Studienteam prüft drei Jahre nach der Behandlung ob die Patienten leben und gesund sind oder wegen der Mitralklappe oder Herzschwäche erneut stationär aufgenommen werden müssen. Natürlich wird auch das Ergebnis der Reparatur geprüft. „Wir haben hier auch die einmalige Chance, langfristig zu verfolgen, welche Methode die bessere ist. Deshalb beobachten wir die Patienten insgesamt bis 10 Jahren nach der Behandlung weiter“, sagt Falk.

Neben dem DHZC werden sich noch 16 weitere deutsche Zentren an der Studie beteiligen.

 

 

Weitere Informationen

 

 


Quelle: Deutsches Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung e.V., 27.03.2023 (tB).

Schlagwörter: , ,

MEDICAL NEWS

IU School of Medicine researchers develop blood test for anxiety
COVID-19 pandemic increased rates and severity of depression, whether people…
COVID-19: Bacterial co-infection is a major risk factor for death,…
Regenstrief-led study shows enhanced spiritual care improves well-being of ICU…
Hidden bacteria presents a substantial risk of antimicrobial resistance in…

SCHMERZ PAINCARE

Hydromorphon Aristo® long ist das führende Präferenzpräparat bei Tumorschmerz
Sorgen und Versorgen – Schmerzmedizin konkret: „Sorge als identitätsstiftendes Element…
Problem Schmerzmittelkonsum
Post-Covid und Muskelschmerz
Kopfschmerz bei Übergebrauch von Schmerz- oder Migränemitteln

DIABETES

Wie das Dexom G7 abstrakte Zahlen mit Farben greifbar macht…
Diabetes mellitus: eine der großen Volkskrankheiten im Blickpunkt der Schmerzmedizin
Suliqua®: Einfacher hin zu einer guten glykämischen Kontrolle
Menschen mit Diabetes während der Corona-Pandemie unterversorgt? Studie zeigt auffällige…
Suliqua® zur Therapieoptimierung bei unzureichender BOT

ERNÄHRUNG

Positiver Effekt der grünen Mittelmeerdiät auf die Aorta
Natriumaufnahme und Herz-Kreislaufrisiko
Tierwohl-Fleisch aus Deutschland nur mäßig attraktiv in anderen Ländern
Diät: Gehirn verstärkt Signal an Hungersynapsen
Süßigkeiten verändern unser Gehirn

ONKOLOGIE

Strahlentherapie ist oft ebenso effizient wie die OP: Neues vom…
Zanubrutinib bei chronischer lymphatischer Leukämie: Zusatznutzen für bestimmte Betroffene
Eileiter-Entfernung als Vorbeugung gegen Eierstockkrebs akzeptiert
Antibiotika als Störfaktor bei CAR-T-Zell-Therapie
Bauchspeicheldrüsenkrebs: Spezielle Diät kann Erfolg der Chemotherapie beeinflussen

MULTIPLE SKLEROSE

Multiple Sklerose: Aktuelle Immunmodulatoren im Vergleich
Neuer Biomarker für Verlauf von Multipler Sklerose
Multiple Sklerose: Analysen aus Münster erhärten Verdacht gegen das Epstein-Barr-Virus
Aktuelle Daten zu Novartis Ofatumumab und Siponimod bestätigen Vorteil des…
Multiple Sklerose durch das Epstein-Barr-Virus – kommt die MS-Impfung?

PARKINSON

Meilenstein in der Parkinson-Forschung: Neuer Alpha-Synuclein-Test entdeckt die Nervenerkrankung vor…
Neue Erkenntnisse für die Parkinson-Therapie
Cochrane Review: Bewegung hilft, die Schwere von Bewegungssymptomen bei Parkinson…
Technische Innovationen für eine maßgeschneiderte Parkinson-Diagnostik und Therapie
Biomarker und Gene: neue Chancen und Herausforderungen für die Parkinson-Diagnose…