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Funktionelle Herzbeschwerden

Einsamkeit, Angst und Depression –
das Bermudadreieck der Psychokardiologie

 

Schwäbisch-Gmünd (24. Juni 2020) — Herz und Psyche sind eng miteinander verbunden. Seit langem ist bekannt, dass psychischer Stress die Entstehung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen begünstigt. Die aktuellen Auswirkungen der Corona-Pandemie wie Einsamkeit durch soziale Isolation, Zukunftsängste, finanzielle Sorgen und mit der Krise verbundene Änderungen im gewohnten Lebensrhythmus vermindern bei vielen Menschen ihr Wohlbefinden und ihre Lebenszufriedenheit deutlich. Als erste körperliche Reaktionen auf diese Stressoren treten häufig – vor allem bei Personen, die mit Stress nicht gut umgehen können – funktionelle Herzbeschwerden auf. Palpitationen mit Herzrasen oder -stolpern, Herzschmerzen, Gefühle der Brustenge oder Atemnot können sich für den Betroffenen wie ein Herzinfarkt anfühlen und führen wiederum über eine Stimulation des Sympatikus-Nervs zu erhöhter Panik – ein Teufelskreis. Durch ganzheitliche Behandlungsoptionen mit Entspannung, Bewegung und Psychotherapie sowie durch den Einsatz rhythmisierender und ausgleichender pflanzlicher Medikamente wie Cardiodoron® von Weleda kann die Anspannung vermindert sowie die quälende Symptomatik verbessert werden. Dadurch wird auch der Entwicklung manifester Erkrankungen vorgebeugt.


Einsamkeit ist ein bedeutendes Warnsignal

Seit jeher lebt der Mensch im Familienverbund. In prähistorischen Zeiten war ein Leben in Gemeinschaft überlebensnotwendig, sei es auf der Jagd oder um Gefahren abzuwenden. Daraus entstanden ist ein Mechanismus, der den menschlichen Organismus in Alarmbereitschaft versetzt, wenn der Schutz der Gruppe fehlt. Einsamkeit führt zum Anstieg von Blutdruck und Blutzucker, das Immunsystem wird geschwächt und es wird das Stresshormon Cortisol ausgeschüttet. Letzteres schwächt die Bildung von Killer-Zellen, die veränderte Körperzellen oder Krebszellen erkennen und abtöten. Zahlreiche Studien belegen, dass einsame Menschen häufiger Angsterkrankungen und Depressionen wie auch Herzkrankheiten, Krebs, Demenz und Schlafstörungen entwickeln und dass Menschen in einem ‚gesunden‘ sozialen Umfeld seltener an vielen Krankheiten leiden.[1],[2] „Einsamkeit ist kein objektiver Zustand, sondern ein negatives Gefühl, eine subjektive Beurteilung der eigenen Situation, die man als schmerzhaft und schwerwiegend erlebt“, betont Prof. Karl Heinz Ladwig, Professor für psychosomatische Medizin und medizinische Psychologie, Helmholtz Zentrum München im Rahmen des digitalen Weleda Fachpresse-Clubs[3]. „Dieses Gefühl hängt nicht davon ab, ob man in einer Partnerschaft lebt oder nicht; viele Frauen und noch häufiger Männer fühlen sich trotz Beziehung einsam. Die menschliche Neurobiologie empfindet den seelischen Schmerz der Einsamkeit genauso stark wie den physischen Schmerz. Gefährlich und krankmachend wird das Gefühl, wenn man sich nicht mehr in der Lage sieht, alleine herauszukommen.“


Intakte soziale Beziehungen tragen zur Gesundheit bei

Enge soziale Beziehungen in der Familie und im Freundeskreis sind nicht nur ein wesentlicher Faktor im Leben des Menschen, sie tragen auch maßgeblich zu Wohlbefinden und Gesunderhaltung bei. Unübersehbare Veränderungen in der Gesellschaft hin zu mehr Konkurrenz, Rücksichtslosigkeit und Egoismus und darunter leidende soziale Verbindungen dürften daher auch als Gründe angesehen werden, warum immer mehr Menschen unter funktionellen Herzbeschwerden leiden.

Eine repräsentative forsa-Erhebung[4] unter mehr als 1.000 Deutschen ging der Frage nach: „Was tragen soziale Beziehungen zu unserer Gesundheit bei?“. Die Mehrheit von 60 % meint, dass die Bedeutung der Familie in den letzten Jahren etwas bis stark abgenommen hat. Mehr noch: Nur 28 % der Deutschen glauben, dass familiäre Werte wie Sicherheit, Geborgenheit und Zusammenhalt wichtiger geworden sind. Gründe dafür könnten Sorgen und Ängste sein: 73 % finden, dass sich die Menschen heutzutage egoistischer verhalten. Viele beschäftigt auch die Angst vor Altersarmut (77 %) und vor Einsamkeit im Alter (69 %) – ganz besonders die Altersgruppe der 30- bis 44-Jährigen. Obwohl die Mehrheit angibt, ein engstes soziales Umfeld von 4 bis 6 Personen zu haben, fühlt sich jeder fünfte Deutsche mindestens einmal pro Woche einsam. Auf die Frage „Wie verhalten Sie sich, wenn der Alltag zu stressig wird?“ antworteten 54 %, dass sie mit Anspannung und schneller Reizbarkeit reagieren. 40 % ziehen sich bewusst zurück, 38 % haben Ein- und Durchschlaf-Schwierigkeiten, 34 % wünschen sich mehr Zeit für sich alleine und 26 % sind nervös und unruhig (Mehrfachnennungen waren möglich). Es sind also die intakten sozialen Beziehungen, auf die es ankommt – die von Unterstützung, Kommunikation und Empathie geprägt sind. Sie geben uns positive Impulse für unser Verhalten, unsere Lebensweise und somit ebenso für unser Gesundheitsverhalten.[5]

Bei jungen Menschen wird Einsamkeit oft durch individuelle psychologische Ursachen oder durch die Suche nach einem Partner hervorgerufen. Bei Senioren spielen die sozialen Rahmenbedingungen eine viel größere Rolle: Durch die Einengung der Lebensmöglichkeiten, den Verlust vertrauter Partnerschaften durch Krankheit und Tod und den Verlust sensorischer Fähigkeiten wie Sehen und Hören verschärft und verselbstständigt sich das Gefühl der Einsamkeit oft. Das Verlassensein ist dann ein ganz realer Zustand. „Einsame Menschen haben häufiger Arztkontakte“, so Ladwig, „dieser sollte sie über die sozialen Angebote informieren und ihnen ‚verordnen‘, diese auch anzunehmen und dorthin zu gehen.“


Bedrohliche Folgen einer schwierigen Zeit

„Die Gesellschaft trägt in der Coronazeit autistische Züge“, stellt Martin Straube, Anthroposophischer Arzt (GÄÄD) aus Hamburg fest. Weil Alltagsstrukturen zerbrechen und das Schöne auf der Strecke bleibt, werden Familien instabil, die Kinder gehen auf die Nerven und die Scheidungsrate steigt. Einsamkeit entsteht aufgrund von sozialer Isolation und Kontaktmangel, aus
einem ‚Abdriften‘ in eine virtuelle statt analoge Welt.

Depressionen bahnen sich an wegen der Aussichtslosigkeit, wegen fehlender Motivation und wegen der Langeweile. Zudem herrscht Angst vor Ansteckung und Krankheit, vor der unvorhersehbaren Zukunft und wegen einer zunehmenden Unsicherheit (Was soll man glauben, wenn sich selbst die Fachleute uneinig sind?). Dazu kommt, dass der gewohnte und nun als selbstverständlich erachtete Wohlstand über viele Jahre die Resilienz der Menschen deutlich hat sinken lassen. All diese Faktoren belasten das Rhythmische System, was sich eindeutig an einer verschlechterten Herzfrequenzvariabilität (HRV) messen lässt. „Arzneimittel aus der Anthroposophischen Medizin – wie Cardiodoron, Neurodoron oder auch Aurum/Lavandula comp. – sind meiner Erfahrung nach gut geeignet, um die HRV wieder zu verbessern, die rhythmische Schwingungsfähigkeit des Herzens zu unterstützen und die Stressresistenz zu erhöhen“, so Straube.


Die Natur stellt alles Nötige zur Verfügung

Das rezeptpflichtige Cardiodoron® verbindet die Wirkungen von drei charakteristischen, teilweise polar auf den menschlichen Organismus wirkenden Heilpflanzen auf besondere Weise miteinander. Es beeinflusst keine spezifischen pathophysiologischen Vorgänge, es stärkt und ordnet vielmehr die gesundheitsbildenden Funktionen des Herz-Kreislauf-Systems. Die Kombination aus Schlüsselblume (Primula veris), Bilsenkraut (Hyoscyamus niger) und Eselsdistel (Onopordum acanthium) wirkt regulativ und lindert so funktionelle Herz-Kreislauf-Beschwerden[6] und Störungen des Schlafrhythmus. Abgeleitet von den Erkenntnissen der Anthroposophischen Medizin geht man bei Primula veris von einer unterstützenden Wirkung auf die systolische Funktion, bei Hyoscyamus niger mit seiner psychovegetativ entspannenden Wirkung auf die diastolische Erschlaffung und bei Onopordum acanthium von einer stärkenden Wirkung auf den Herzmuskel aus.

Bei Patienten mit funktionellen Herzbeschwerden, die häufig auch mit Insomnien verbunden waren, gingen in einer Beobachtungsstudie sowohl die vorhandenen Symptome (z. B. Herzschmerzen, Palpitationen, Tachykardie, Herzrhythmusstörungen, Nervosität, Angst, Depressivität, Stimmungsschwankungen) als auch die vergesellschafteten Schlafstörungen deutlich zurück.6

 

Das Herz ist ein regulierendes Wahrnehmungsorgan

Aus Sicht der Anthroposophischen Medizin – die im April 1920 von Rudolf Steiner ins Leben gerufen wurde und nun 100 Jahre alt geworden ist – ist das Herz, das Zentralorgan des Rhythmischen Systems, keine Pumpe im klassischen Sinn, sondern ein Rhythmusgeber und vor allem ein Wahrnehmungsorgan, das in Abhängigkeit von der momentanen Befindlichkeit unmittelbar regulierend eingreift. Kein Herzschlag gleicht dem anderen. Frequenz, Kontraktionskraft und Herzminutenvolumen werden ständig fein angepasst und mit dem Atemrhythmus synchronisiert. Diese so wichtige Variabilität der Herzfrequenz lässt sich mittels Biofeedback-Verfahren messen. Dabei konnte u.a. festgestellt werden, dass die durch Überforderung, Ärger oder Angst vermehrt ausgeschütteten Stresshormone den Organismus aus dem gesunden Rhythmus bringen. Nicht die kurzfristige Beseitigung der störenden Symptome darf hier therapeutisches Ziel sein, sondern die Verbesserung der selbst-regulatorischen Fähigkeiten im kardiovaskulären System (= salutogenetisches Prinzip).

 

 


Quelle: Weleda, 24.06.2020 (tB).

 

 

Anmerkungen und Literatur

[1] Holt-Lunstad J et al. Social relationships and mortality risk: a meta-analytic review. PLoS med 7.7 (2010): e1000316.

[2] Valtorta NK et al. Loneliness and social isolation as risk factors for coronary heart disease and stroke: systematic review and meta-analysis of longitudinal observational studies. Heart 102.13 (2016): 1009-1016.

[3] Digitaler Weleda Fachpresse-Club, 24. Juni 2020

[4] Weleda Trendforschung 2019, forsa-Befragung im Auftrag von Weleda, Stichprobe 1.003 Bundesbürger ab 18 Jahren, Befragungszeitraum 15.07.-19.07.2019

[5] Heim E, Willi J. Psychosoziale Medizin Gesundheit und Krankheit in bio-psycho-sozialer

Sicht: Klinik und Praxis. Springer-Verlag. 2013

[6] Rother C. Anwendung von Cardiodoron® bei Patienten mit funktionellen Herz-Kreislauf-Beschwerden und/oder Schlafstörungen-Ergebnisse einer prospektiven, nichtinterventionellen Beobachtungsstudie.“ Complementary Medicine Research 20.5 (2013): 334-344.

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